Abstract (deu)
Das Anliegen der vorliegenden Arbeit ist eine Gegenwartsanalyse am Beispiel der Erzdiözese Wien und eine Erkenntniserweiterung zur vielbeschriebenen Problematik rund um die Beichte, das den Ruf eines vergessenen oder toten Sakraments trägt, das zunehmend mit Anfragen zu seiner Plausibilität konfrontiert wird. Diesen Ruf deutet der Titel des Dissertationsprojekt, ein Zitat, indirekt an: Absolution. Wenn es so einfach wäre. Für diese quantitativ-empirische Gegenwartsanalyse wurden Priester und SeelsorgerInnen der Erzdiözese Wien zu ihren persönlichen und beruflichen Erfahrungen mit dem Beichtsakrament im Mai/Juni 2021 befragt. Die Verknüpfung der empirischen Ergebnisse mit theologischem und mitunter profan- wissenschaftlichem Kontext zeigt dabei folgende Erkenntnisse: 1) Die Krise des Sakraments wird im aktuellen Diskurs zu sehr an fragwürdigen quantitativen Vergleichen zwischen Beichtzahlen früherer Generationen und der heutigen Generation bemessen. 2) Die Beichte sollte weniger als Sakrament in der Krise, denn als Sakrament für die Krise gelten. 3) Beichtprobleme werden demgegenüber zu selten anhand qualitativer Kriterien bemessen. 4) Die Beichtkrise scheint auch eine Beichtpriesterkrise zu sein. 5) Beichte scheint weniger alltägliches Sakrament, denn situatives Sakrament zu sein, wie der Punkt 2 bereits angedeutet hat. 6) Pastoraler Erfolg im Zusammenhang mit dem Beichtsakrament ist messbar. 7) Der Umgang mit Schuld ist vielfältiger geworden: Andere Seelsorgeformen erweisen sich dabei als Brückenfunktion hin zu Beichte, oder dienen selbst als Merkmal der Umkehr 8) Die Beichte im Rahmen der Sakramentenvorbereitung scheint sich in ein Experimentierfeld verlagert zu haben, in dem zuweilen der Blick auf die entwicklungspsychologische Expertise zu fehlen scheint. Die Auswertung, Verknüpfung und Interpretation der Ergebnisse dieser Erhebung schafft eine Gegenwartsanalyse, da aktuelle Zahlen zur Beichte bislang ein Desiderat darstellen.