Abstract (deu)
Künstliche Photosynthese gilt als Schlüsseltechnologie für den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energiequellen, und ihre Anwendung auf die Synthese von grünem Wasserstoff wird laufend erforscht. Zwar kann Wasserstoff mittels direkter elektrolytischer Wasserspaltung aus Wasser synthetisiert werden, doch benötigt dieser Prozess eine erhebliche Überspannung, die ihn aufgrund hoher Strompreise in den meisten Fällen unwirtschaftlich macht. Aus diesem Grunde sind Katalysatoren, die die Überspannung der Wasserspaltungsreaktion verringern können, sowohl von ökonomischem als auch von ökologischem Interesse. Die Wasserspaltung ist eine Redoxreaktion, die aus zwei Halbreaktionen besteht: Wasseroxidation und Wasserstoffevolution. Von den beiden Halbreaktionen gilt die Wasseroxidation als thermodynamisch anspruchsvoller. In den letzten Jahren haben sich Bemühungen zur Entwicklung von Wasserspaltungskatalysatoren zunehmend auf Polyoxometalatcluster konzentriert. Diese molekularen Katalysatoren zeichen sich durch hohe Stabilität und Reaktivität aus. Des Weiteren dienen Polyoxometalate als Modellsysteme für biomolekulare wie auch Metalloxid-Feststoffkatalysatoren, mit deren Hilfe Erkentnisse zu verschiedensten Arten von Katalysatoren gewonnen werden können. Das Ziel meiner Dissertation ist, den Katalysezyklus von [Mn4V4O13(OAc)3]3−, einem vielversprechenden Polyoxometalatkatalysator, in größtmöglichem mechanistischem Detail zu verstehen, um nachvollziehen zu können, woraus sich die hohe Reaktivität dieses Katalysators speist, und so neue Motive für den Entwurf verbesserter Katalysatoren zu schaffen. Zu diesem Zwecke habe ich mithilfe der Dichtefunktionaltheorie theoretische Simulationen dieses Katalysators durchgeführt, die die gesamte Bandbreite seiner Oxidationszustände und Ligandenkonfigurationen abbilden. Gemeinsam mit experimentellen Arbeiten, die von Kooperationspartner:innen an der Universität Ulm ausgeführt wurden, sowie komplementären Rechnungen meiner Kolleg:innen hier in Wien haben diese Simulationen es mir erlaubt, erstmals ein vollständiges Modell des Katalysezyklus von [Mn4V4O13(OAc)3]3− vorzuschlagen - inklusive wichtiger Details wie der Bildung der O-O Brückenbindung, der Regeneration des Katalysators sowie möglicher Zerfallsmechanismen. Des Weiteren habe ich entdeckt, dass Jahn-Teller-Effekte eine zentrale Rolle für Reaktivität und Stabilität dieses Katalysators spielen. Das wiederum legt nahe, dass die bewusste Einbindung solcher Effekte beim Entwurf neuer Katalysatoren sich positiv auf deren Leistungspotential auswirken könnte.