Abstract (deu)
Der Wärmeaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre spielt eine fundamentale Rolle im Klimasystem der Erde. Insbesondere über dem Nordatlantik können langfristige Veränderungen der Bodenenergieflüsse weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft haben. Eine präzise Quantifizierung dieser Flüsse ist daher notwendig um die Auswirkungen des Klimawandels besser zu verstehen. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, (i) die Auswertung des atmosphärischen Massen- und Energiehaushalts unter Verwendung der globalen atmosphärischen Reanalyse ERA5 (bereitgestellt durch den ECMWF) zu verbessern, womit Bodenenergieflüsse indirekt bestimmt werden können, und (ii) Trends in den Bodenenergieflüssen über dem Nordatlantik mithilfe von vorhergesagten Flüssen aus ERA5 sowie den indirekten Schätzungen besser zu verstehen. Die mit ERA5 und früheren Reanalysen berechnten Massen- und Energiehaushaltterme weisen ein beständiges Muster von künstlichem Rauschens auf, insbesondere in Regionen mit hoher Topographie. Verschiedene Methoden werden getestet, um dieses Rauschen zu entfernen. Eine tatsächliche Minimierung des Rauschen kann jedoch nur mit einer barotropen Windfeldkorrektur erreicht werden, welche auf der diagnostizierten Imbalance zwischen Divergenz des vertikal integrierten trockenen Massenflusses und der Tendenz der trockenen Luft basiert. Darüber hinaus werden die Budgetterme auf einem quadratischen Gaußgitter berechnet, wodurch quadratische Produkte in der Haushaltsgleichung exakt dargestellt werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass diese verbesserten numerischen Methoden das Rauschen über hoher Topographie im Vergleich zu dem in ERA5 gespeicherten Haushaltstermen signifikant reduzieren. Eine vollständige Entfernung des Rauschens ist jedoch nicht möglich. Des Weiteren wird gezeigt, dass die Massen- und Energiehaushalte in ERA5 zeitlich stabiler und besser geschlossen sind als in dessen Vorgänger ERA-Interim. Die verbesserten Haushaltsterme sind im Copernicus Climate Data Store publiziert. Im zweiten Teil dieser Doktorarbeit werden langfristige Veränderungen der modellbasierten Oberflächenflüsse aus ERA5 über dem Nordatlantik für den Zeitraum 1950–2019 untersucht. Um die Zuverlässigkeit und zeitliche Stabilität der modellbasierten Flüsse aus ERA5 zu untersuchen, werden die aus dem Enegiehaushalt abgeleiteten Bodenflüsse als Referenz verwendet. Es zeigt sich, dass eine Anpassung der modellbasierten Bodenflüsse erforderlich ist, um zeitliche Sprünge aus den Zeitreihen zu entfernen, welche durch Änderungen im Beobachtungssystem eingeführt werden. Die Resultate dieser Arbeit zeigen, dass langzeitliche Änderungen in Bodenenergieflüssen entweder durch Veränderungen in advehierten Luftmassen oder Trends in den Oberflächengrößen, welche auf eine Erwärmung oder Abkühlung des Ozeans zurückzuführen sind, verursacht werden. Im subpolaren Nordatlantik spielen die Advektion wärmerer Luftmassen (verursacht durch Trends zu stärkeren Südwinden) und Meereisrückgang eine wichtige Rolle. Im tropischen Nordatlantik können stärkere latente Wärmeflüsse mit einer Abnahme der bodennahen Luftfeuchtigkeit in Verbindung gebracht werden, welche durch die Intensivierung der Hadley-Zelle sowie dem verstärkten Absinken trockener Luftmassen hervorgerufen wird. Der Einfluss anderer Antriebe wie etwa Klimavariabilitätsmoden (berücksichtigt wurde die nordatlantische Oszillation und die atlantischen multidekadische Oszillation) oder Analyse-Inkremente, welche aufgrund von Änderungen im Beobachtungssystem entstehen, wird in diesen Regionen auf etwa 1–2 W m-2 geschätzt und kann die gefundenen Trends daher nicht erklären. Die Trends über dem Golfstrom variieren jedoch zeitlich und räumlich stark und sind vermutlich von natürlicher Variabilität angetrieben. Die Abnahme der Bodenenergieflüsse im gesamten Nordatlantik kann schließlich mit einer Abschwächung des nordwärts gerichteten ozeanischen Wärmetransports (OHT) in Verbindung gebracht werden. Da der Großteil der ozeanischen Wärme durch die Overturning-Zirkulation transportiert wird, weist dieses Ergebnis auf eine Abschwächung der Atlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation während der letzten sieben Jahrzehnte.