Abstract (deu)
Biobanken sind Einrichtungen, die die Sammlung, Lagerung und den Zugang zu großen Beständen von Biomaterialien wie Blut, Urin und Gewebe ermöglichen, die in großen Mengen für die biomedizinische Forschung benötigt werden, um Diagnoseverfahren und Behandlungen zu verbessern. Da nichtkommerzielle Biobanken auf die freiwillige Beteiligung von Bürger*innen angewiesen sind, ist es wichtig zu verstehen, wie Menschen über Biobanken denken und welche Beziehung sie zu ihnen haben. Durch Entwicklungen in der biomedizinischen Forschung und der zunehmenden Datafizierung des Lebens, die im Fall des Biobankings zusammenkommen, entwickeln sich ständig neue Lebens- und Denkweisen, die das Verhältnis der Menschen zu ihrem Körper und zu anderen beeinflussen. In dieser Studie soll daher untersucht werden, wie Personen ihren Beitrag zu einer Biobank verstehen. Ausgangspunkt der Arbeit ist der Moment der Einverständniserklärung, die in der Regel obligatorisch ist und bei der zum Beispiel Verantwortung und Eigentumsrecht zugeteilt werden und somit eine bestimmte Vorstellung entsteht, wie die Teilnehmenden und ihr Verhältnis zum Biomaterial und zur Biobank zu sein haben. Durch semi-strukturierte Interviews mit Personen, die bereits etwas zu einer Biobank des österreichischen BBRMI-ERIC-Knotens beigetragen haben, werden empirische Daten nach einem konstruktivistischen Grounded Theory-Ansatz erhoben und ausgewertet. Ausgehend von der Actor-Network-Theory (ANT) in Kombination mit dem Begriff „Citizenship“ werden die Verflechtungen der Teilnehmenden mit anderen menschlichen und nicht-menschlichen Akteur*innen in den Mittelpunkt gestellt. Die Analyse der erhobenen Daten lässt erkennen, dass die Teilnahme als ein müheloses Nebenprodukt verstanden wird; die Einverständniserklärung, beziehungsweise die Art und Weise, wie sie aufgenommen wird, hat Einfluss darauf, wie die Menschen über ihren Beitrag denken; jedoch wird nach der Teilnahme kaum noch daran gedacht. Die Ergebnisse dieser Studie können dazu beitragen, nachhaltige Biobank-Praktiken aufrechtzuerhalten und zu erschaffen, da sie Wege aufzeigen, um die öffentliche Unterstützung und das Interesse zu sichern.