Abstract (deu)
In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit parasozialen Beziehungen (PSB) hat sich ein großes Forschungsdefizit gebildet. Studien beschäftigen sich vorrangig mit real existierenden sogenannten Personae und die dazugehörige Stärke der parasozialen Bindung, die Rezipient*innen nach vermehrter parasozialer Interaktion (PSI) mit ihnen eingehen. Um die Forschungslücke zu verringern, beschäftigt sich diese Arbeit mit den PSB zu fiktiven Charakteren und der Natur dieser parasozial entstandenen Beziehungen. Konkret: Die Bindungen von Rezipient*innen im deutschsprachigen Raum zu fiktiven und animierten Charakteren, am Beispiel von Lieblingscharakteren der japanischen Anime. Ein zentraler Begriff, der in dieser Arbeit aufgegriffen wird, ist die „Fiktophilie“. Damit wird eine starke, romantische und/oder sexuelle parasoziale Beziehung zu fiktiven Personae beschrieben - parasoziale Liebe. Diese Arbeit liefert Erkenntnisse, dass sowohl Para-Freundschaft als auch Para-Liebe zum favorisierten Anime-Charakter empfunden wird, vor allem von Frauen und Rezipient*innen, die sich täglich mit Anime beschäftigen. Außerdem konnte herausgefunden werden, dass Fiktophilie als neutrales Phänomen, das weder als problematisches noch unproblematisches Verhalten in den Augen der Rezipient*innen bewertet wird, wahrgenommen wird.