Abstract (deu)
Der menschliche Darm beherbergt eine vielfältige und komplexe Gemeinschaft von Mikroorganismen, die als Darmmikrobiota bekannt ist, und stellt eine der größten und dynamischsten Schnittstellen zwischen kommensalen Mikrobiota, Umweltfaktoren sowie der Immunität und dem Stoffwechsel des Wirts dar. Neben einem besseren Verständnis der Rolle des Darmmikrobioms und seiner Wechselwirkungen mit anderen Wirtssystemen, haben sich mehrere Studien auf die Mechanismen der Regulierung und Modulation des Darmmikrobioms konzentriert. Ein regulatorisches Molekül von besonderem Interesse sind MicroRNAs (miRNAs), kleine, nicht-kodierende regulatorische RNAs, die nachweislich die posttranskriptionelle Repression und den Abbau von Boten-RNAs steuern. Frühere Studien haben erfolgreich verschiedene miRNAs im menschlichen Darmlumen identifiziert und darüber hinaus eine komplexe Beziehung zwischen miRNAs des Wirts und der Darmmikrobiota aufgedeckt. Dies deutet auf einen möglichen Mechanismus für die Rolle von miRNAs bei der Manipulation des Wirtsmikrobioms hin. In dieser Studie wollen wir die Dynamik dieser Beziehung im Kontext von hsa-miR-21-5p (miR21) identifizieren. MiR21 ist einer miRNA mit einer bekannten Rolle bei der Pathogenese und Entwicklung entzündlicher Darmerkrankungen (IBD). Inkubationen sowohl mit lebenden als auch mit Ethanol-fixierten (toten) mikrobiellen Gemeinschaften aus Stuhlproben wurden unter Zugabe von entweder miR21 oder einer miR21-Scramble-Kontrolle durchgeführt. Nachfolgende Downstream-Analysen, einschließlich Gesamt-RNA-Extraktion, cDNA-Synthese und quantitativer PCR (qPCR), wurden durchgeführt, um die unterschiedliche Assoziation von miR21 und miR21-Scramble über zellfreie und zellreiche Fraktionen der Inkubationen mit lebenden und toten Zellen zu quantifizieren. Unsere Ergebnisse zeigten einen Zusammenhang zwischen Mikrobiota im menschlichen Darm und miRNAs, der nicht sequenzspezifisch ist. Die fluoreszenzaktivierte Zellsortierung mit entweder fluoreszenzmarkiertem miR21 oder miR21-Scramble ergab, dass Mitglieder der Familien Bacteroidaceae, Lachnospiraceae, Lactobacillaceae, Oscillospiraceae, Rikenellaceae und Veillonellaceae überwiegend mit miRNAs assoziieren, die miRNA-Sequenz jedoch nur einen minimalen Einfluss auf die Zusammensetzung der miRNA-assoziierenden Bakteriengemeinschaft hat. Schließlich haben In-vitro-Wachstumsstudien und transkriptomische Analysen an Bacteroides thetaiotaomicron (Bt) in Reinkultur mit verschiedenen kleinen RNA-Molekülen den komplexen Einfluss von miR21 auf die bakterielle Expression aufgeklärt. Die transkriptomische Analyse ergab, dass eine miRNA-Supplementierung die Transkription in Bt signifikant unterdrückt. Interessanterweise wurde jedoch festgestellt, dass miR21 eine Überexpression des Genclusters induziert, der für die L-tryptophan-Biosynthese kodiert. Insgesamt bieten diese Ergebnisse einen umfassenden Überblick über die komplexen Wechselwirkungen zwischen miRNAs und dem Wirtsmikrobiom und geben Einblick in die zugrunde liegenden Mechanismen der miR21-vermittelten Entzündung und ihre Rolle bei der IBD-Pathogenese.