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Title
Bibliotheken in der NS-Zeit (Wissenschaftskompass)
Language
German
Description (de)
Beitrag im Wissenschaftskompass. Bibliotheken in der NS-Zeit Besonders im Kunstbereich erregten spektakuläre Restitutionsforderungen in den letzten Jahren großes öffentliches und mediales Aufsehen – man erinnere sich an den Fall von Klimts „Adele Bloch-Bauer I“. Aber auch im Bibliothekswesen hat die „Provenienzforschung“ einige unredliche Erwerbungen ans Licht befördert. Provenienzforschung ist eine relativ junge Teildisziplin der Geschichte bzw. Kunstgeschichte. Sie beschäftigt sich mit der Herkunft von Werken und hierbei insbesondere mit den Eigentumsverhältnissen von Kulturgütern, die während der nationalsozialistischen Diktatur den Opfern – zumeist den jüdischen – entzogen wurden. Öffentliche Sammlungen, Museen und Bibliotheken widmen sich in den letzten Jahren verstärkt diesem moralischen und wissenschaftlichen Anliegen. Als erste universitäre Bibliothek Österreichs startete die Universitätsbibliothek (UB) Wien im Jahr 2004 ein Projekt zur Provenienzforschung. Es steht in einer Reihe mit anderen Initiativen an der Universität Wien zur Aufarbeitung der Geschichte während der Zeit des Nationalsozialismus. Ein wissenschaftliches Team nimmt dabei die Bestände der beiden Teilbereiche, der Hauptbibliothek und der Fachbereichs-/Institutsbibliotheken, genauer unter die Lupe und überprüft sie auf unredliche Erwerbungen aus der NS-Zeit. Ziel ist, die unredlich erworbenen Bücher an die ursprünglichen Besitzer zu restituieren. Denn in der Zeit des Nationalsozialismus kamen auch österreichische Bibliotheken in den Besitz von beschlagnahmtem Eigentum der jüdischen Bevölkerung, politisch verfolgter Personen und Institutionen. Es entstammte unter anderem Beständen von geplünderten Bibliotheken und Archiven sowie von aufgelösten Verlagen und Buchhandlungen. Meist stand die Gestapo hinter den Beschlagnahmungen und bedachte vor allem die Österreichische Nationalbibliothek mit geraubten Büchern. Aber auch in den Beständen UB Wien befinden sich Bücher aus bedenklichen Erwerbungsvorgängen. Mit über 6,5 Millionen Bänden ist die UB die größte wissenschaftliche Bibliothek Österreichs. Aufgrund der Menge der Bestände wurde das Projekt auch in zwei Bereiche geteilt: In der Hauptbibliothek begann man im Herbst 2004 unter der Leitung des Zeithistorikers Peter Malina mit der Überprüfung hunderttausender Bücher. In den Fachbereichs- und Institutsbibliotheken nahm man unter der Leitung von Markus Stumpf vom Bibliotheks- und Archivwesen der Uni Wien im März 2006 die Arbeit auf. Untersucht werden Erwerbungsunterlagen, Inventarbücher und Akten. Ergänzend werden Interviews mit Zeitzeugen wie ehemaligen Bibliotheksmitarbeitern geführt. Aufbauend auf die ersten Ergebnisse startet nun die Suche nach Erben. „Sobald rechtmäßige Erben gefunden sind, werden die Bücher an sie zurückgegeben“, sagt Bibliotheksdirektorin Maria Seissl. Wenn die ursprünglichen Besitzer nicht gefunden werden können, ist eine Abschlagszahlung im tatsächlichen Wert der Bücher an den Nationalfonds der Republik Österreich angedacht. Neben manchen eindeutigen unrechtmäßigen Erwerbungen, gibt es auch eine Reihe von zweifelhaften Fällen, die genauer untersucht werden müssen. „Jeder Schimmer von Verdacht wird festgehalten“, so Peter Malina, der seine Arbeit auch als „Bibliotheksarchäologie“ bezeichnet. Bis 2008 soll das Projekt abgeschlossen sein. Mit dem Vortrag „Ausgraben und Erinnern. Raubgutrecherche im Bibliotheksregal“ des Bremer Bibliothekswissenschaftlers Jürgen Babenberger beginnt auch das zweitägige Symposium „Bibliotheken in der NS-Zeit“ im März 2008. Die Tagung beleuchtet Bücherraub und aktuelle Provenienzforschung sowie bibliothekshistorische Aspekte der Zeit und wird von der UB Wien in Zusammenarbeit mit der Wienbibliothek im Rathaus sowie der Vereinigung Östereichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare veranstaltet. Weitere Informationen zur Provenienzforschung an der UB Wien finden Sie unter: www.ub.univie.ac.at/provenienzforschung Die Tagung „Bibliotheken in der NS-Zeit. Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte“ findet vom 25.3.2008 bis zum 27.3.2008 an der Universität Wien und im Rathaus statt. © Eva Obermüller(Jänner 2008)
Keywords (de)
Bücherraub Provenienzforschung Restitution, Nationalsozialismus, Bibliotheksgeschichte
Coverage (de)
1938-1945 Österreich
Editor
Paolo  Budroni
Educational
Language
German
Description or Additional Data (de)
Wissenschaftskompass
ÖFOS 2002
Contemporary history
EuroVoc 4.2
National Socialism
EuroVoc 4.2
university library
ÖFOS 2002
Archive studies
Organization Association
Vienna University Library and Archive Services
Content
Details
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Object type
Resource
Created
08.04.2008 07:30:43
This object is in collection
Metadata