Die Masterarbeit untersucht die Machtverhältnisse in der Wertschöpfungskette von fair gehandeltem Kaffee in Peru. In der Arbeit werden verschiedene Arten von Fair-Trade-Kaffee in Peru untersucht und ihre Auswirkungen Produzent*innen und Kooperativen analysiert. Um die wirtschaftliche Integration sowie die Beteiligung, Vertretung und Einbeziehung in den Regulierungsprozess sowie die Entwicklung des Siegels zu verstehen, werden die territoriale Einbettung ebenso wie die Einbindung in Netzwerke untersucht. Der Ansatz der Globalen Produktionsnetzwerke (GPN) bildet den theoretischen Hintergrund, da er nicht-unternehmerische Akteur*innen, Machtaspekte und Formen der sozialen und ökonomischen Aufwertung berücksichtigt. Aufbauend auf früheren Versuchen, Asymmetrien in der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung sowie in der Steuerung zu analysieren, bildet qualitative Forschung in drei Regionen im Norden Perus den Hauptteil der Studie. Halbstrukturierte Interviews mit peruanischen Kleinbäuer*innen, Arbeiter*innen und anderen Akteur*innen entlang der Wertschöpfungskette des fair gehandelten Kaffees ermöglichen ein vertieftes Verständnis der Machtstrukturen und Kontrolle sowohl im Fairen Handel als auch auf dem Kaffeemarkt im Allgemeinen. Sie ermöglichen eine differenziertere Analyse der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die durch den Fairen Handel beeinflusst wird, und solchen, die durch andere Faktoren bedingt ist. Ergänzt wird dies durch eine qualitative Dokumentenanalyse von Fairtrade-, Handels- und Preisdaten und schließt eine Lücke in der bisherigen Forschung. Die Ergebnisse ermöglichen ein besseres Verständnis der Auswirkungen des Fairen Handels in Peru: Eine breite Fairtrade-Zertifizierung führt zu Preisstabilität und Ausstrahlungseffekten in der Region, da sie sowohl für zertifizierte als auch für nicht zertifizierte Erzeuger höhere Preise bewirkt. Der internationale Kontext der politischen Ökonomie und das Verhalten der Unternehmen, insbesondere bei der Preisgestaltung, ermöglichen oder begrenzen nachhaltige und umfassende Auswirkungen des Fairen Handels. Unterschiedliche Arten von Fair-Trade-Kaffeewertschöpfungsketten und der Kontext der Kooperativen sind in dieser Hinsicht ein entscheidender Faktor. Kontakte zu anderen Kooperativen, die Dauer der Zugehörigkeit zum Fair-Trade-Netzwerk und die Loyalität der Mitglieder zu ihrer Kooperative haben einen großen Einfluss auf das Funktionieren der Kooperative und ihre Auswirkungen auf die Mitglieder. Die Kooperativen spielen eine wesentliche Rolle bei der Verbesserung der Lebensbedingungen der Erzeuger*innen, insbesondere im Hinblick auf die soziale und wirtschaftliche Aufwertung. Der Faire Handel begünstigt das erfolgreiche Handeln von Genossenschaften, stellt jedoch keine hinreichende Bedingung dar. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass einige Arten von Fair-Trade-Kaffeewertschöpfungsketten die Vision der sozialen Bewegung widerspiegeln. Obwohl der Faire Handel im Spannungsfeld zwischen Marktorientierung und sozialer Absicherung steht, stellt er eine Alternative zu herkömmlichen Marktstrukturen dar und hat eine transformative Kraft. Fairer Handel führt zu einer enorm verbesserten Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Lieferkette. Die Überzertifizierung schränkt diese jedoch massiv ein und führt dazu, dass der Fair-Trade-Kaffeemarkt käufergesteuert ist. Folglich kann der Faire Handel ein Instrument sein, das nachhaltige und gerechte Handelsbeziehungen begünstigt. Um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen, sind jedoch weitere Faktoren erforderlich. Die Funktionsweise der Genossenschaften scheint dafür einer der entscheidenden Aspekte zu sein, ebenso wie der internationale Kontext der politischen Ökonomie und die Rolle der Unternehmen auf der Makroebene.
The master’s thesis examines power relations in the Fair Trade coffee value chain in Peru. The thesis elaborates different types of Fair Trade coffee existing in Peru and analyzes their impacts on producers and cooperatives. Territorial and network embeddedness are studied to understand economic integration as well as participation, representation and inclusion in regulatory process and development of the label. The Global Production Network (GPN) approach builds the theoretical background since it considers non-firm actors, power aspects and forms of upgrading. Drawing on earlier attempts to analyze asymmetries in social and economic development as well as governance, qualitative research in three regions of Northern Peru builds the main part of the study. Semi-structured interviews with Peruvian smallholder farmers, workers, and other actors along the Fair Trade coffee value chain allow an in-depth understanding of power structures and governance in Fair Trade and in the coffee market in general. They also enable a more nuanced analysis of social and economic development influenced by participation in Fair Trade coffee value chains and those that are driven by other factors. This is complemented by a qualitative document analysis of Fairtrade, trade and price data and fills a gap in previous research. The results provide a better understanding of effects of Fair Trade in Peru: a broad Fairtrade certification leads to price stability and spillover effects in the region since it generates higher prices for both certified and non-certified producers. The international context of the political economy and the behavior of firms, especially regarding price setting, enable or limit sustainable and comprehensive impacts of Fair Trade. Different types of Fair Trade coffee value chains and the context of cooperatives are a decisive factor in that respect. Contacts to other cooperatives, length of affiliation in Fair Trade network and loyalty of cooperative stakeholders have a great influence on the performance of the cooperative and its impacts on associates. Cooperatives play an essential role in improving living conditions of producers, especially regarding social and economic upgrading. Fair Trade enhances the successful action of cooperatives, but it is not a sufficient condition. The findings outline that some types of value chains reflect the vision of the social movement. Despite being in the field of tension between market-orientation and social protection against it, they represent an alternative to conventional market structures and have a transformative power. Fair Trade allows an enormous improvement in traceability and transparency in the coffee supply chain. However, over-certification massively constrains the transformative force and causes the Fair Trade coffee market to be buyer-driven. Consequently, Fair Trade can be a tool that favors sustainable and equitable trade relationships, but to meet the self-imposed targets, additional factors are required. The functioning of cooperatives seems to be one of the most decisive elements, along with, at macro level, the international context of the political economy and the role of firm actors.
Die Masterarbeit untersucht die Machtverhältnisse in der Wertschöpfungskette von fair gehandeltem Kaffee in Peru. In der Arbeit werden verschiedene Arten von Fair-Trade-Kaffee in Peru untersucht und ihre Auswirkungen Produzent*innen und Kooperativen analysiert. Um die wirtschaftliche Integration sowie die Beteiligung, Vertretung und Einbeziehung in den Regulierungsprozess sowie die Entwicklung des Siegels zu verstehen, werden die territoriale Einbettung ebenso wie die Einbindung in Netzwerke untersucht. Der Ansatz der Globalen Produktionsnetzwerke (GPN) bildet den theoretischen Hintergrund, da er nicht-unternehmerische Akteur*innen, Machtaspekte und Formen der sozialen und ökonomischen Aufwertung berücksichtigt. Aufbauend auf früheren Versuchen, Asymmetrien in der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung sowie in der Steuerung zu analysieren, bildet qualitative Forschung in drei Regionen im Norden Perus den Hauptteil der Studie. Halbstrukturierte Interviews mit peruanischen Kleinbäuer*innen, Arbeiter*innen und anderen Akteur*innen entlang der Wertschöpfungskette des fair gehandelten Kaffees ermöglichen ein vertieftes Verständnis der Machtstrukturen und Kontrolle sowohl im Fairen Handel als auch auf dem Kaffeemarkt im Allgemeinen. Sie ermöglichen eine differenziertere Analyse der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die durch den Fairen Handel beeinflusst wird, und solchen, die durch andere Faktoren bedingt ist. Ergänzt wird dies durch eine qualitative Dokumentenanalyse von Fairtrade-, Handels- und Preisdaten und schließt eine Lücke in der bisherigen Forschung. Die Ergebnisse ermöglichen ein besseres Verständnis der Auswirkungen des Fairen Handels in Peru: Eine breite Fairtrade-Zertifizierung führt zu Preisstabilität und Ausstrahlungseffekten in der Region, da sie sowohl für zertifizierte als auch für nicht zertifizierte Erzeuger höhere Preise bewirkt. Der internationale Kontext der politischen Ökonomie und das Verhalten der Unternehmen, insbesondere bei der Preisgestaltung, ermöglichen oder begrenzen nachhaltige und umfassende Auswirkungen des Fairen Handels. Unterschiedliche Arten von Fair-Trade-Kaffeewertschöpfungsketten und der Kontext der Kooperativen sind in dieser Hinsicht ein entscheidender Faktor. Kontakte zu anderen Kooperativen, die Dauer der Zugehörigkeit zum Fair-Trade-Netzwerk und die Loyalität der Mitglieder zu ihrer Kooperative haben einen großen Einfluss auf das Funktionieren der Kooperative und ihre Auswirkungen auf die Mitglieder. Die Kooperativen spielen eine wesentliche Rolle bei der Verbesserung der Lebensbedingungen der Erzeuger*innen, insbesondere im Hinblick auf die soziale und wirtschaftliche Aufwertung. Der Faire Handel begünstigt das erfolgreiche Handeln von Genossenschaften, stellt jedoch keine hinreichende Bedingung dar. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass einige Arten von Fair-Trade-Kaffeewertschöpfungsketten die Vision der sozialen Bewegung widerspiegeln. Obwohl der Faire Handel im Spannungsfeld zwischen Marktorientierung und sozialer Absicherung steht, stellt er eine Alternative zu herkömmlichen Marktstrukturen dar und hat eine transformative Kraft. Fairer Handel führt zu einer enorm verbesserten Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Lieferkette. Die Überzertifizierung schränkt diese jedoch massiv ein und führt dazu, dass der Fair-Trade-Kaffeemarkt käufergesteuert ist. Folglich kann der Faire Handel ein Instrument sein, das nachhaltige und gerechte Handelsbeziehungen begünstigt. Um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen, sind jedoch weitere Faktoren erforderlich. Die Funktionsweise der Genossenschaften scheint dafür einer der entscheidenden Aspekte zu sein, ebenso wie der internationale Kontext der politischen Ökonomie und die Rolle der Unternehmen auf der Makroebene.
The master’s thesis examines power relations in the Fair Trade coffee value chain in Peru. The thesis elaborates different types of Fair Trade coffee existing in Peru and analyzes their impacts on producers and cooperatives. Territorial and network embeddedness are studied to understand economic integration as well as participation, representation and inclusion in regulatory process and development of the label. The Global Production Network (GPN) approach builds the theoretical background since it considers non-firm actors, power aspects and forms of upgrading. Drawing on earlier attempts to analyze asymmetries in social and economic development as well as governance, qualitative research in three regions of Northern Peru builds the main part of the study. Semi-structured interviews with Peruvian smallholder farmers, workers, and other actors along the Fair Trade coffee value chain allow an in-depth understanding of power structures and governance in Fair Trade and in the coffee market in general. They also enable a more nuanced analysis of social and economic development influenced by participation in Fair Trade coffee value chains and those that are driven by other factors. This is complemented by a qualitative document analysis of Fairtrade, trade and price data and fills a gap in previous research. The results provide a better understanding of effects of Fair Trade in Peru: a broad Fairtrade certification leads to price stability and spillover effects in the region since it generates higher prices for both certified and non-certified producers. The international context of the political economy and the behavior of firms, especially regarding price setting, enable or limit sustainable and comprehensive impacts of Fair Trade. Different types of Fair Trade coffee value chains and the context of cooperatives are a decisive factor in that respect. Contacts to other cooperatives, length of affiliation in Fair Trade network and loyalty of cooperative stakeholders have a great influence on the performance of the cooperative and its impacts on associates. Cooperatives play an essential role in improving living conditions of producers, especially regarding social and economic upgrading. Fair Trade enhances the successful action of cooperatives, but it is not a sufficient condition. The findings outline that some types of value chains reflect the vision of the social movement. Despite being in the field of tension between market-orientation and social protection against it, they represent an alternative to conventional market structures and have a transformative power. Fair Trade allows an enormous improvement in traceability and transparency in the coffee supply chain. However, over-certification massively constrains the transformative force and causes the Fair Trade coffee market to be buyer-driven. Consequently, Fair Trade can be a tool that favors sustainable and equitable trade relationships, but to meet the self-imposed targets, additional factors are required. The functioning of cooperatives seems to be one of the most decisive elements, along with, at macro level, the international context of the political economy and the role of firm actors.