Abstract (deu)
Diese Masterarbeit untersucht die Verfolgung von Personen mit einer „fraglichen Geschlechtsidentität“ unter dem Paragrafen §129Ib StGB. Damit wird eine marginalisierte Gruppe innerhalb einer Minderheit beleuchtet. Analysiert wird, inwiefern sich die juristische und medizinische Verfolgung sowie die Lebenswelt der Angeklagten gestalteten und wie sich die Spruchpraxis auf die weitere Existenz der Personen auswirkte. Erstens ist festzustellen, dass geschlechternonkonformes Auftreten in der Öffentlichkeit aufgefallen ist, diese jedoch keinen direkten Einfluss auf das Gerichtsurteil hatte. Die Verfolgung reichte von einem widerwilligen Freispruch über psychiatrische Einweisung, Rückstellungsverfahren, Schutzhaftbefehl bis zur Internierung im Konzentrationslager. Aus der Spruchpraxis der Dokumente geht hervor, dass der Habitus einer Person mit dem der Geburt zugeschrieben Geschlechtes konform sein musste, ansonsten hatte sie mit Misstrauen, Verdacht und Vorurteilen zu rechnen. Die queerphobe Sozialisation der Täter*innen bildete den Ausgangspunkt der Kommunikation, welche sich bis in die Gerichtsprozesse zog. Die Masterarbeit kommt zum Schluss, dass von einer Verfolgung von Personen mit „fraglicher Geschlechtsidentität“ gesprochen werden muss, da jeglicher Geschlechternonkonformismus von den Polizeibehörden und den Gerichten als ein Indiz für eine strafbare Handlung, die „Unzucht wider die Natur“, gewertet wurde.