Abstract (deu)
Geschlecht ist eine komplexe Variable, die nicht länger als binäres Konstrukt verstanden wird. Stimmen des Paradigmas Critical Quantitative Research betonen, es sei ständige Aufgabe von Sozialwissenschaft, Variablen und Messinstrumente kritisch zu hinterfragen und die Lücke zwischen Theorie und Empirie zu schließen. So muss auch die Hochschulforschung die Erhebung des Merkmals Geschlechts so gestalten, dass damit geschlechterinklusive und theoretisch valide Erkenntnisse produziert werden können. Trans- und intergeschlechtliche Studierende wurden bislang kaum in die Analysen der europäischen Hochschulforschung einbezogen. Diese Arbeit legt auf Basis des EUROSTUDENT VII Mikrodatensatzes die ersten international vergleichenden Analysen zu Studierenden mit einer abinären Geschlechtsangabe vor. Es zeigt sich, dass Studierende mit abinärer Geschlechtsangabe länderübergreifend häufiger von psychischen Belastungen und finanziellen Schwierigkeiten betroffen sind sowie öfter darüber nachdenken, ihr Studium abzubrechen. Anhand der erlebten methodologischen Hindernisse während des Forschungsprozesses wird die Kritik an der Erhebung von Geschlecht im Kontext quantitativer Forschung vergegenständlicht. Abschließend werden Möglichkeiten einer verbesserten Erhebungsvariante von Geschlecht diskutiert. Die Arbeit besteht dementsprechend aus zwei Strängen: der empirischen Analyse zur Studien- und Lebenssituation von Studierenden mit abinärer Geschlechtsangabe im internationalen Vergleich und einer Methodenkritik an der Erhebung von Geschlecht.