Abstract (deu)
Diese Masterarbeit erforscht auf Basis von Überlegungen zum Antisemitismus und zum (Rechts)Populismus, wie die Corona-Maßnahmen-GegnerInnen die Shoah und die Gräuel des Nationalsozialismus reframen. Dabei wurde die folgende Forschungsfrage gestellt: Wie reframen manche Corona-Maßnahmen-GegnerInnen die Shoah und die Gräuel des NS-Regimes? Und wo zeigen sich die Grenzen der Shoah-Verharmlosung? Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurden Schilder und Transparente von Corona-Maßnahmen-GegnerInnen, Social Media Posts und gesprochene Inhalte einer kritischen Frame Analyse unterzogen. Dabei konzentrierte sich die Erhebung auf Beiträge aus Deutschland und Österreich, die digital verfügbar waren. Zusätzlich wurde in einer eigenen Feldarbeit eine ImpfgegnerInnen-Demonstration besucht, transkribiert und ausgewertet. Der Fokus dieser Arbeit lag dabei nicht auf einer speziellen Gruppe von Corona-Maßnahmen-GegnerInnen, sondern es ging darum, so viele wie möglich abzudecken. Diese wurden unter Berücksichtigung der Literatur als zivile AkteurInnen und ProtestbeweglerInnen, alternative Medienschaffende, alternative Autoritäten, politische AkteurInnen und die Menschen von nebenan charakterisiert. Mit der Frame Analyse konnten aus dem Material acht Frames herauskristallisiert werden: Die beiden Frames „Wir sind die neuen Juden“ und „Corona-Widerstand“ beziehen sich auf das Selbstbild mancher Corona-Maßnahmen-GegnerInnen und dienen der moralischen Erhöhung. Fünf weitere Frames beziehen sich auf unterschiedliche Arten der Delegitimierung und Denunziation der Regierung und deren UnterstützerInnen. Diese sind: „Mengele und Völkermord“, „Impfen macht frei“, Die Regierung als ‚neue Nazis‘“, „Schergen und Systemlinge“ und „Nürnberg und ‚Corona-Kriegsverbrecher‘“. Der achte Frame zeigt die Grenzen der Shoah-Veharmlosung auf und dient als Antagonismus zu den anderen Frames. Er macht die Schuldigen an der Pandemie öffentlich: „die Juden“ und eine jüdische Weltverschwörung. Unter Zuhilfenahme des ideologischen Quadrats des Rechtspopulismus‘ von Sebastian Reinfeldt konnte aufgezeigt werden, dass shoah-verharmlosende Frames eingesetzt werden, um das „Wir“ zu definieren und um den Antagonismus zwischen dem „Wir“ und der Elite darzustellen. Doch beim Antagonismus zwischen dem „Wir“ und dem Anderen – dem Fremden – wird im Frame „Judenpandemie“ auf ältere Formen des Antisemitsmus zurückgegriffen, um „die Juden“ als die Schuldigen an der Pandemie zu denunzieren. Das zeigt, dass verschiedene Formen des Antisemitismus gleichzeitig vorliegen und geframed werden.