Abstract (deu)
Gesundheitsdaten, die im Gesundheitswesen erhoben und genutzt werden, gewinnen in der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Die Europäische Kommission (EK) und insbesondere Horizon 2020 zielt darauf ab, die Kraft der Sammlung, Organisation und Nutzung von Gesundheitsdaten durch die Finanzierung von Projekten zu nutzen, die den Aufbau einer bürgernahen interoperablen europäischen Gesundheitsdaten Plattform zum Ziel haben. Diese Forschung untersucht, wie eine soziotechnische Vorstellung (Jasanoff, 2015) der Gesundheitsversorgung durch die Entwicklung einer interoperablen Gesundheitsdateninfrastruktur ko-produziert wird. Ziel dieser Forschung ist es, zu verstehen, was in dieser Vorstellung von Technologie, die eine bessere Gesundheitsversorgung bieten soll, enthalten ist oder weggelassen wird. Zu den Methoden, die für diese Untersuchung verwendet wurden, gehört die Analyse von Projektdokumenten der Europäischen Kommission und von Horizon 2020 sowie von Materialien des InteropEHRate-Projekts und die Durchführung von Interviews mit Entwicklern, die an dem InteropEHRate-Projekt beteiligt sind. Die Analyse dieser Materialien deckt Vorstellungen, Stabilisierungen und Ideale dessen auf, was eine bessere Gesundheitsversorgung sein sollte oder sein könnte, sowie das, was absichtlich aus dem Imaginären ausgeklammert oder überhaupt nicht berücksichtigt wird. Abschließend stelle ich fest, dass verschiedene Akteursgruppen oder Vorreiter erfolgreich (oder auch nicht) bei der Stabilisierung ihrer Visionen (Hilgartner, 2015) innerhalb des größeren Imaginären sind, je nachdem, wie viel Einfluss oder Macht sie auf Aspekte des Projekts haben. Darüber hinaus stelle ich fest, dass der bürgernahe Ansatz bei der Entwicklung einer Gesundheitsdaten Plattform dazu führt, dass der beabsichtigte imaginierte Nutzer (Hyysalo et al., 2016) im Mittelpunkt der soziotechnischen Vorstellungswelt steht.