Abstract (deu)
Dem Prosa-Werk der Kärntner Schriftstellerin Christine Lavant kam lange nicht die Aufmerksamkeit zuteil, die es verdiente. Die vorliegende Masterarbeit beleuchtet Lavants Erzählung "Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus", geschrieben 1946 und erstmals veröffentlicht 2001, aus einer intersektionalen, gesellschaftskritischen und emanzipatorischen Perspektive. Es wird der Frage nachgegangen, wie in "Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus" Vorstellungen eines ‚erkrankten‘ und ‚gesunden‘ Körpers de_konstruiert werden. Mittels einer genderorientieren und intersektionalen Erzähltextanalyse sowie eines grundsätzlich dekonstruktiven und diskurskritischen Ansatzes wird sich der Hervorbringung und Darstellung von vergeschlechtlichten, erkrankten und schichtenspezifisch ausdifferenzierten Körpern in Lavants Werk gewidmet. Die Differenzkategorien ‚Krankheit‘, ‚Geschlecht‘ und ‚Klasse‘ sowie die damit verbundenen Dominanz- und Herrschaftsverhältnisse stehen folglich im Zentrum der Analyse. Der literaturwissenschaftliche Zugang ist dabei ein grundsätzlich kulturwissenschaftlicher: Literatur beschreibt nicht nur Wirklichkeit, sondern erschreibt sie. In diesem Sinne wird ein besonderes Augenmerk auf das performative Potential literarische Texte gelegt und welche Rolle diesem in der Re_präsentation von Körper(lichkeit) zuteilwird. Als theoretisches Werkzeug dienen Judith Butlers Arbeiten zu Performativität, Vulnerabilität und Gender(-Normen), Pierre Bourdieus Habitus-Theorie und Michel Foucaults Ausführungen zum medizinischen Diskurs und Fragen nach Wissen/Macht.