Abstract (deu)
Derzeitige globale Klimaschutzmaßnahmen legen nahe, dass viele Regierungen den Klimawandel nicht als ein Sicherheitsproblem betrachten, welches bedrohlich genug ist, um drastische Gegenmaßnahmen zu rechtfertigen. Während die Reproduzierung der tatsächlichen Wahrnehmung staatlicher Agierender kaum möglich ist, kann das Konzept der Versicherheitlichung, gemäß dem bestimmte Personengruppen Sicherheitsbedrohungen durch Sprache und Handlungen konstruieren können, ein geeignetes Instrument für deren näherungsweise Bestimmung darstellen. Umso problematischer ist es, dass die Prozesse, durch die der Regimetyp eines Landes die Versicherheitlichung durch staatliche Agierende prägt, häufig unhinterfragte und ungetestete Annahmen sind. Um diese Wissenslücke zu schließen und zu einem besseren Verständnis der Entstehung von Klimapolitik beizutragen, wird im Rahmen der Thesis ein strukturierter, fokussierter Vergleich zwischen China und Japan durchgeführt, der sich auf Machtkonstellationen zwischen initiierenden und Ziel-Gruppen, Referenzobjekte und vorgeschlagene Gegenmaßnahmen im Bereich der Klimadiplomatie konzentriert. Diese Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass in beiden Ländern die staatlich initiierten Versicherheitlichungsprozesse in Bezug auf den Klimawandel auf komplexe Weise durch deren Regimetyp geprägt werden. So führt Chinas Regimetyp zu einer Situation, in der eine kleiner werdende Kern-Exekutive die Freiheit besitzt, den Klimawandel als Bedrohung für das zu konstruieren, was sie als Teil der nationalen Sicherheit betrachtet, sowie kooperative und unkooperative Verhandlungspositionen in der Klimadiplomatie zu kombinieren. Im Falle Japans verhindern liberal-demokratische Qualitäten nicht, dass die Versicherheitlichung des Klimawandels und die Klimadiplomatie von den Präferenzen und Zwängen der LDP-geführten Exekutive geprägt werden, ohne dass die Legislative oder die breite Öffentlichkeit einen großen Einfluss ausüben können. Die Ergebnisse tragen zur Verfeinerung des Konzepts der Versicherheitlichung und seiner Verwendung für die Entwicklung eines besseren Verständnisses der klimapolitischen Einflussfaktoren bei, die für die Überwindung von Hindernissen für ehrgeizigere internationale Klimaschutzmaßnahmen notwendig ist. Sie ermöglichen auch die Formulierung erster Annahmen über Länder mit ähnlichen Regimetypen. Allerdings sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um robustere Erklärungen für die Auswirkungen des länderspezifischen Kontexts auf die Versicherheitlichung des Klimawandels zu erarbeiten.