Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit konzentriert sich auf die Beantwortung der Frage: „Mit welchen geschlechtsspezifischen Formen von Gewalt sind aus Syrien geflüchtete Frauen auf ihrem Weg nach Österreich konfrontiert?” und widmet dabei dem Zusammenhang von Gewalterfahrungen und sicherheitspolitischen Maßnahmen der EU besondere Aufmerksamkeit. International übliche Definitionen von Flucht und Gewalt sowie andere relevante Literatur zum Thema dienen dabei als theoretische Ausgangspunkte. In weiterer Folge fokussiert die Arbeit auf die Kriegskonstellation in Syrien, die den Ausgangspunkt der Flucht darstellt, und das EU-Grenzregime. Darauf folgen Interviews mit geflüchteten syrischen Frauen, die irregulär, aber auch regulär aus Syrien nach Österreich kamen. Die Interviews werden mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring analysiert. Die Analyseergebnisse zeigen, dass die interviewten Frauen im Zuge der Flucht direkte Gewalt durch Schmuggler, durch die Polizei und in Form von rassistischen Angriffen durch Menschen anderer Kulturen erlebten. Die interviewten Frauen äußern auch zwei sehr spezifische Formen von Ängsten, die als kulturelle und geschlechtsspezifische Gewalt verstanden werden können: die Angst, ohne männliche Begleitung zu reisen und ohne Schutz zu sein, und die eng damit verbundene Angst vor sexueller Gewalt. Ein Vergleich der Erfahrungen von Frauen, die irregulär gereist sind, mit den Erfahrungen von Frauen, die regulär gereist sind, zeigt, dass im Kontext des EU-Grenzregimes der Transit selbst eine Form struktureller Gewalt darstellt. Die Arbeit zeigt letztlich, dass der Transit eine Zeit direkter und struktureller Gewalt für geflüchtete Frauen darstellt und die Gefahr geschlechtsspezifischer Gewalt erhöht.