Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Aufarbeitungsprozessen nationalsozialistischer Fachgeschichte, die nach 1945 in Bezug auf die Altnordistik stattgefunden haben. Hierfür wird der Altgermanist Otto Höfler exemplarisch herangezogen, um fachgeschichtliche Diskurse nachzuvollziehen, darzustellen und in Folge zu analysieren. Dabei wird untersucht, wer sich in diesem Kontext bisher wissenschaftlich mit Höfler auseinandergesetzt hat, ob seine politische Ideologie und Tätigkeiten im Zusammenhang dem Nationalsozialismus aufgearbeitet wurden, wie diese Aufarbeitung ablief und welche Quellen und Argumentationsweisen dafür verwendet wurden. Darüber hinaus ist von Relevanz, welche intertextuellen und interdiskursiven Bezüge sich dabei herauskristallisieren und wie in diesem Zusammenhang das Thema der Verantwortung implizit oder explizit verhandelt wird. Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage wird eine qualitative Diskursanalyse nach Wodaks Diskurshistorischem Ansatz durchgeführt. Hierfür wird ein kleines Textkorpus aus schriftlichen Zeugnissen Helmut Birkhans über seinen ehemaligen Professor für eine erste Anwendung und Ausarbeitung der Analysekategorien erstellt, die in Folge auf ein größeres Korpus angewendet werden. Ergänzt wird dieses Textkorpus durch drei im Zuge dieser Arbeit geführte semistrukturierte Leitfadeninterviews mit einem ehemaligen Schüler Höflers und zwei Expert_innen für altnordistische Fachgeschichte. Die Auswertung der Analyse zeigt, dass sich in den ausgewählten Texten zwei unterschiedliche Herangehensweisen manifestieren, von denen die eine Höfler ausgehend von seiner politischen Ideologie, seiner Arbeit in NS-Zusammenhängen und seiner Forschung zu dieser Zeit untersucht und seine spätere Laufbahn nur nebenbei darstellt. Die andere Herangehensweise geht von seinem gesamten Lebenslauf und Œuvre aus und stellt seine Verbindungen zum Nationalsozialismus oder völkischer Ideologie als ein Teil davon dar. Diese Verbindungen werden in ihrer Bedeutung für Höflers Werk dabei teilweise als nicht weitreichend oder gravierend eingeordnet.