Abstract (deu)
Die Zielsetzung dieser Masterarbeit ist es, die Ansprüche, welche die Pflegenden an ihren Beruf stellen aufzudecken und näher zu untersuchen. Dabei wurde insbesondere die Frage bearbeitet, inwiefern die Erfüllung sowie der Umgang mit einer Nichterfüllung dieser Ansprüche auf die Einschätzung, zukünftig im Beruf zu bleiben wirkt. Dafür wurden zehn problemzentrierte Interviews mit diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekräften desselben Krankenhauses geführt. Das erhobene Material wurde mithilfe der Grounded Theory ausgewertet. Dabei stellte sich heraus, dass die Ansprüche der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekräfte nicht als statisch und unabhängig, sondern in Form einer Dynamik von Anspruchskonstellationen zu verstehen sind. Die besonders wichtigen Ansprüche, die aus dem Material hervorgehen, sind Ansprüche auf – sowohl materielle als auch immaterielle – Anerkennung, auf den Erhalt der eigenen Gesundheit sowie auf die Möglichkeit, die eigene Arbeit gut zu machen. Mit der Betonung der Dynamik der Anspruchskonstellationen wird darauf verwiesen, dass je nach Kontext unterschiedliche Ansprüche in den Vordergrund gestellt werden. Die erhobenen Ansprüche werden sowohl auf einer interaktionellen als auch auf einer strukturellen Ebene formuliert. Ansprüche auf interaktioneller Ebene variieren je nach Kontext, welcher von der Beziehung zu den Patientinnen und Patienten, den Ärztinnen und Ärzten, dem Team und der Stationsleitung sowie dem öffentlichen Bild der Pflege umrahmt wird. Der strukturelle Kontext bezieht sich sowohl auf die Arbeits- und Rahmenbedingungen der Pflege, den Alltag und das Tätigkeitsfeld, als auch auf die spezifischen Stationsbedingungen. Aus dem Material geht eine Verschiebung zu materieller Anerkennung, in Form von Gehalt, hervor. Diese überdeckt die anderen Ansprüche dahingehend, insofern der Anspruch auf materielle Anerkennung als einziger erfüllbarer Anspruch verstanden wird. Die diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekräfte bilden Strategien aus, um die Chance auf eine Erfüllung ihrer Ansprüche zu erhöhen. Dazu zählen beispielsweise Strategien, um sich vom Leid der Kranken zu distanzieren oder mit der hohen Arbeitsdichte umzugehen. Die Dynamik der Anspruchskonstellationen wirkt sich demnach auf die Einschätzung, zukünftig im Beruf zu bleiben. Diese Beziehung wird durch berufsbindende Konstellationen beeinflusst, welche sich aus Stolz und der Berufsbegeisterung zusammensetzt. Diese beiden können die verletzten Ansprüche bis zu einem gewissen Grad überschatten. Die Einschätzung, zukünftig im Beruf zu bleiben, wird von den Befragten wird zwar positiv bewertet, häufig jedoch mit dem Verweis auf die Unsicherheit, ob dies körperlich möglich sein wird.