Abstract (deu)
Umweltsteuern gelten als relativ leicht umsetzbar und wirksam, um die Folgen des Klimawandels abzumildern. Dennoch ist die Einstellung zu Umweltsteuern in der EU ablehnen, und die politischen Entscheidungsträger sehen sich bei der Einführung neuer Umweltsteuern mit einem allgemeinen Widerstand der Öffentlichkeit konfrontiert (Carattini et al., 2018; Umit & Schaffler, 2020), was die Überwindung des sozialen Dilemmas der Klimakrise zusätzlich erschwert. Diese Arbeit geht davon aus, dass Steuer-Framing-Effekte einen entscheidenden Einfluss auf die Akzeptanz von Umweltsteuern haben. Unter Verwendung von Sekundärdaten aus einer internationalen Umfrage des „Exploring Choices and Outcomes of Energy Policies from a Social Science Perspective“, kurz ECHOES-Projekts (Reichl et al., 2019) mit einer großen Stichprobengröße (N=18.037), die 31 europäische Länder repräsentiert, wurde ein Szenario analysiert, in dem die Befragten gebeten wurden, über Finanzierungsmethoden zur Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit ihres öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) abzustimmen. Die Ergebnisse bestätigen, dass das Steuer-Framing das Abstimmungsverhalten in den gegebenen Referenden beeinflusst, da die Teilnehmer:innen eine höhere Akzeptanzbereitschaft (willingness-to-acept, WTA) für eine Nichterhöhung der monatlichen Steuern im Vergleich zu keiner Tariferhöhung pro Fahrt zeigten, obwohl beide Optionen zu den gleichen Ergebnissen führen würden. Die Effekte von Steuer-Framing lösten Kontrasteffekte aus, was darauf hindeutet, dass die Reihenfolge, in der die Referenden präsentiert wurden, das Entscheidungsverhalten der Befragten beeinflusste. Darüber hinaus erhöhten Faktoren wie höhere Bildung, politische Akzeptanz und moralische Verpflichtung die WTA der Befragten für beide Volksentscheide erheblich. Aus der Perspektive des Dilemmas öffentlicher Güter lässt sich ableiten, dass Personen, die sich für Volksentscheide zur Erhöhung der Preise pro Fahrt im öffentlichen Verkehr entscheiden, möglicherweise "Trittbrettfahrer:innen" sind, die die Vorteile reduzierter CO2-Emissionen und geringerer Luftverschmutzung durch den öffentlichen Verkehr genießen, ohne zu diesen Umweltvorteilen beizutragen, da nur die Nutzer:innen des öffentlichen Verkehrs eine solche Verbesserung finanzieren würden. Die Arbeit schließt mit einer Diskussion politischer Empfehlungen für Regierungen und skizziert mögliche Ansätze für zukünftige Forschung, mit einem besonderen Fokus auf die Gleichwertigkeit der Einnahmen in Umweltsteuern.