Abstract (deu)
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war, zu erforschen, wie sich Männlichkeit in den Telegram Chat Gruppen der Protestierenden auf den Corona Demonstrationen in Wien konstruiert. Um diese Forschungsfrage zu beantworten, wurden mittels einer Diskursanalyse die zwei Telegram Gruppen mit der höchsten Reichweite untersucht. Die Analyse hat gezeigt, dass Szenarien konstruiert werden, die eine teilweise existenzielle Bedrohung darstellen würden. So wird zum Beispiel vor einem Austausch der weißen Bevölkerung durch Migration gewarnt. Auch wird das traditionelle Familienmodell einer heteronormativen Kleinfamilie als bedroht wahrgenommen. Verantwortlich für diese Umstände werden vermeintliche Eliten oder Globalisten gemacht, die ein Interesse daran hätten, die Welt zu beherrschen und die Menschheit zu kontrollieren. Hier wird auf antisemitische Ressentiments zurückgegriffen. Aufgrund dieser Szenarien wird eine wehrhafte und widerständige Männlichkeit als notwendig und erstrebenswert erachtet. Durch die Abgrenzung zu vermeintlich schlechteren und schwächeren Männern, wird die eigene Stärke rückversichert. Dabei werden jene antisemitischen Ressentiments in Verbindung mit Antifeminismus und Transfeindlichkeit für die Konstruktion dieser schlechteren Männer verwendet und die eigene ideale Männlichkeit an diesen kontrastiert. In Zeiten der Pandemie, die für die Psyche herausfordernd war, ist der zunehmende Zuspruch zu antisemitischen Verschwörungserzählungen und reaktionären Versprechen von Sicherheit, wie jenes der Kleinfamilie oder eines naturgegebenen nationalen Volkes, als Versuch zu werten, die steigende Unsicherheit und Komplexität zu reduzieren.