Abstract (deu)
Mit wachsendem anthropogenen Einfluss gehen viele Naturräume für Wildtiere verloren. Während die meisten Wildtierarten solche anthropogen veränderten Landschaften meiden, können einige - insbesondere Nahrungs- und Lebensraumgeneralisten – sogar vom Menschen und assoziierten Ressourcen profitieren. Kolkraben (Corvus corax) sind Generalisten, die zusätzliche anthropogene Nahrungsquellen nutzen. Das Leben in unmittelbarer Nähe des Menschen ist jedoch auch mit Risiken verbunden (z.B Kollisionen mit Infrastruktur, direkte Verfolgung, etc.). Große Rabenpopulationen in anthropogenen Gebieten können zu Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren führen, die wiederum negative Auswirkungen auf die Populationsdynamiken haben. Um den Wissenstand zur Ökologie von Rabenvögeln in anthropogenen Landschaften zu erweitern, sind Langezeitdaten die zur Ermittlung von Überlebensraten entscheidend sind, wertvoll um zukunftsorientierte Managementstrategien die eine Koexistenz ermöglichen, zu entwickeln Hier verwenden wir Anwesenheitsdaten von individuell markierten Raben (n=504), welche über 15 Jahre an einer regelmäßig stattfindenden Wildschweinfütterung im Cumberland Wildpark, Oberösterreich, generiert wurden, um eine Reihe von Fang-Widerfang- Analysen (sogenannte „Mark-Recapture Cormack-Jolly-Seber-Modelle“) durchzuführen. Diese Modelle ermöglichen einen Vergleich der jährliche Überlebensraten von Raben im Alpenraum, in Hinblick auf verschiedene Altersklassen, Geschlechter und auch ihrer Herkunft. Letzteres bezieht sich auf verschiedene Kohorten: in freier Wildbahn geboren, oder in menschlicher Obhut von Kolkraben aufgezogen und anschließend ausgewildert und in die freifliegende Population integriert. Zusätzlich wurden Mortalitätsdaten von GPS-besenderten Raben (n=166) analysiert, um typische Todesursachen in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Herkunft und auch Jahreszeit zu quantifizieren. Die Ergebnisse zeigen keine signifikanten Unterschiede in den modellierten Überlebensraten von in Gefangenschaft geschlüpften (Φ=0,65) und wild gefangenen (Φ=0,72), männlichen (Φ=0,73) oder weiblichen (Φ=0,71) Raben. Nur das Alter der Tiere zeigte einen signifikanten Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit, wobei juvenile Raben im ersten Lebensjahr eine signifikant niedrigere jährliche Überlebensrate (Φ=0,53) aufwiesen, als subadulte (Φ=0,73) und adulte (Φ=0,72) Artgenossen. Die Analyse der GPS-Daten zur tatsächlichen Sterblichkeit, ergab ebenfalls einen starken Einfluss des Alters auf die Überlebensraten, aber auch eine signifikant höhere (χ² = 5,77, p = 0,02) herkunftsspezifische Sterblichkeitsrate bei in Gefangenschaft geschlüpften und freigelassenen Individuen, insbesondere im Herbst, d. h. zum Zeitpunkt der Freilassung. Zusammengefasst deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass Erfahrung, hier in der Variable Alter reflektiert, und auch die Herkunft, den größten Einfluss auf Überlebensraten aufweisen. Prädation, illegale Verfolgung sowie Verkehrskollisionen waren die am häufigsten festgestellten Todesursachen der Raben, welche anthropogene Nahrungsquellen in den österreichischen Alpen nutzen.