Abstract (deu)
Während heutzutage individueller Rassismus und Sexismus von einem großen Teil der Gesellschaft erkannt und bekämpft werden, bleiben strukturelle Formen dieser Diskriminierungen oft unentdeckt oder werden abgestritten. Diese sind in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt und führen zu Ausgrenzung und Ungleichheit. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die Einstellungen von Lehrpersonen in Frankreich bezüglich strukturellen Rassismus und Sexismus im Bewegungs- und Sportunterricht zu untersuchen. Dabei soll analysiert werden, wie sich diese Formen der institutionellen Diskriminierung auf Mädchen mit Migrationshintergrund der 2. Generation auswirken und welche zukünftigen Maßnahmen für den Bewegungs- und Sportunterricht daraus abgeleitet werden können. Die Arbeit strebt an, durch die Erforschung der Wahrnehmung und Haltung der Lehrpersonen Einblicke in die aktuelle Situation in Schulen zu gewinnen und sensibilisiert für die Komplexität und Vielfalt der sozialen Ungerechtigkeiten im Bildungssystem. Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine qualitative Studie mit zehn problemorientierten Interviews durchgeführt. Die Stichprobe umfasst eine heterogene Auswahl von Lehrpersonen hinsichtlich Geschlechts und Alter, um verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen. Die Ergebnisse zeigen, dass trotz der Multikulturalität in Frankreich weiterhin Formen struktureller Diskriminierung bestehen. Die Multikulturalität hat jedoch einen positiven Einfluss auf das Zusammenleben der Schülerinnen, weil Lehrpersonen und Schülerinnen verschiedene Kulturen und Traditionen als Normalität im Alltag betrachten. Trotzdem bestehen Herausforderungen im institutionellen Kontext, wie ungleiche Ressourcenverteilung zwischen Schulen (abhängig vom Standort der Schule), die Durchsetzung des Gesetzes der Laizität und die unzureichende Unterstützung für die Integration von Migrantinnen. Klischeehafte Vorstellungen über Geschlechterrollen persistieren ebenfalls, obwohl Lehrpersonen koedukativen Unterricht bevorzugen. Infolge der Ergebnisse wird vorgeschlagen, den geschlechtergetrennten Unterricht zu überdenken und eine umfassendere Untersuchung der Erfahrungen von Schülerinnen und Lehrpersonen durchzuführen.