Title (deu)
Ich hab nichts gemacht, nur meine Frau erstochen
zum themenspezifischen Framing der Femizidberichterstattung österreichischer Tageszeitungen
Parallel title (eng)
Ich hab nichts gemacht, nur meine Frau erstochen
regarding the issue-specific framing of the news coverage of femicides in Austrian newspapers
Author
Isabella Preisinger
Advisor
Claudia Wilhelm
Assessor
Claudia Wilhelm
Abstract (deu)
In den vergangenen Jahren gelangten Femizide erneut ins Zentrum wissenschaftlicher und medialer Diskussion (Beclin, 2022, 219). Aus wissenschaftlicher Perspektive wird häufig das fehlende Verständnis medialer Berichterstattung für die Opfer solcher Fälle und mögliche Folgen thematisiert: Ein fehlendes tiefgehendes Verständnis mit Bezug auf solche Fälle kann zu problematischen medialen Darstellungen führen (Monckton-Smith, 2012, 10), welche patriarchale Strukturen legitimieren und Femizide schlimmstenfalls normalisieren können (Basdogan et al., 2021, 3110). Speziell die Darstellung von Opfern und Täter*innen trägt dabei zu einer gewissen Rahmung - dem Framing - der Berichterstattung bei (Chermak, 1995, 58). Ziel der Arbeit war es, mittels quantitativer und qualitativer Inhaltsanalysen, einen Einblick in die Verwendung themenspezifischer Frames in der Femizidberichterstattung österreichischer Tageszeitungen zu geben. Ebenso sollen die Darstellungen von Opfern, Tätern und Machtdynamiken innerhalb der Beziehungen betrachtet werden. Dazu wurden Printartikel des Standards (n = 136) und der Kronen Zeitung (n = 174) analysiert, welche in einem Zeitraum vom 01.01.2019 bis zum 31.12.2022 veröffentlicht wurden. Danach wurde aus den bereits quantitativ ausgewerteten Artikeln eine bewusste Auswahl (n = 34) getroffen, welche detaillierter auf die Opfer-, Täter- und Beziehungsdarstellung untersucht wurde. Es zeigte sich, dass die Berichterstattung durch themenspezifische Frames strukturiert wird. Für die Frames Thematische Einbettung, Verantwortlichkeit der Justiz und Kontrollverlust und moralischer Zusammenbruch konnte ein signifikanter Unterschied in ihrem Vorkommen zwischen den beiden Tageszeitungen verzeichnet werden. Für die Frames Normalisierung, Isoliertes Vorkommen bzw. Einzelfall, Victim Blaming und Minimierung durch ein anderes weitläufiges Problem ließen sich keine signifikanten Zusammenhänge zwischen dem Medium und der Verwendung der Frames ausmachen. Auch persönliche Informationen zu Opfern und Tätern tragen zum Framing der Femizidberichterstattung bei. Wichtige Informationen sind hier Name, Alter, Geschlecht, Herkunft und Beruf. Bei der Opferdarstellung werden Mutterstatus und Schwangerschaften ebenfalls betont. In der Beschreibung der Machtdynamik wird die Komplexität der Taten regelmäßig ausgeblendet. Stattdessen wird von tragischen Umständen berichtet, nicht aber von struktureller Gewalt ausgegangen.
Abstract (eng)
Recently, femicides have been receiving academic and media attention (Beclin, 2022, 219). Current research tends to focus on the lack of insights media provides regarding the victims of such cases and its consequences: Providing coverage while relying on an insufficient understanding of femicide cases may result in problematic depictions in the news (Monckton-Smith, 2012, 10), which may lead to the legitimisation of patriarchal social views and the normalisation of femicides (Basdogan et al., 2021, 3110). Particularly the portrayal of victims and perpetrators facilitates a specific framing of the news articles (Chermak, 1995, 58). Thus, this thesis aims to provide insights into possible differences regarding the use of issue-specific frames by the Austrian broadsheet paper “DerStandard” and the Austrian tabloid paper “Kronen Zeitung”, employing quantitative and qualitative content analyses. Additionally, the portrayal of survivors, perpetrators, and their relationship dynamic shall be examined. To do this, newspaper articles by “DerStandard” (n = 136) and by “Kronen Zeitung” (n = 174), published from 01/01/2019 to 31/12/2022, were analysed. Afterwards, a purposive sample (n = 34) of the already analysed articles was compiled and re-investigated, focusing on the repre-sentation of victims, perpetrators, and the power dynamics of their relationships. Results indicate a structuring of the news by use of issue-specific frames. A significant relationship between medium and frame was found for the frames thematically accurate contextualisa-tion, fault found in the criminal justice system, and loss of control and moral breakdown by the perpetrator. In contrast, the examination of the relationship between medium and the frames normalisation, isolated incidents, victim blaming, and minimisation by focusing on another important social issue did not yield significant results. Personal information regarding victims and perpetrators contribute to the framing of the news. Important information includes name, age, sex/gender, ethnicity, and job. Motherhood and pregnancies are additional factors deemed important regarding the portrayal of victims. Moreover, the complexity of the power dynamics between survivors and perpetrators is frequently underestimated - journalists seemingly emphasise tragic circumstances supposedly surrounding femicides rather than choosing an approach focusing on violence against women and femicides as systemic violence.
Keywords (deu)
FemizidFramingBerichterstattungGewalt an FrauenInhaltsanalyse
Keywords (eng)
femicideframingnews coverageviolence against womencontent analysis
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
iv, 102 Seiten : Illustrationen
Number of pages
110
Study plan
Masterstudium Publizistik- u. Kommunikationswissenschaft
[UA]
[066]
[841]
Members (1)
Title (deu)
Ich hab nichts gemacht, nur meine Frau erstochen
zum themenspezifischen Framing der Femizidberichterstattung österreichischer Tageszeitungen
Parallel title (eng)
Ich hab nichts gemacht, nur meine Frau erstochen
regarding the issue-specific framing of the news coverage of femicides in Austrian newspapers
Author
Isabella Preisinger
Abstract (deu)
In den vergangenen Jahren gelangten Femizide erneut ins Zentrum wissenschaftlicher und medialer Diskussion (Beclin, 2022, 219). Aus wissenschaftlicher Perspektive wird häufig das fehlende Verständnis medialer Berichterstattung für die Opfer solcher Fälle und mögliche Folgen thematisiert: Ein fehlendes tiefgehendes Verständnis mit Bezug auf solche Fälle kann zu problematischen medialen Darstellungen führen (Monckton-Smith, 2012, 10), welche patriarchale Strukturen legitimieren und Femizide schlimmstenfalls normalisieren können (Basdogan et al., 2021, 3110). Speziell die Darstellung von Opfern und Täter*innen trägt dabei zu einer gewissen Rahmung - dem Framing - der Berichterstattung bei (Chermak, 1995, 58). Ziel der Arbeit war es, mittels quantitativer und qualitativer Inhaltsanalysen, einen Einblick in die Verwendung themenspezifischer Frames in der Femizidberichterstattung österreichischer Tageszeitungen zu geben. Ebenso sollen die Darstellungen von Opfern, Tätern und Machtdynamiken innerhalb der Beziehungen betrachtet werden. Dazu wurden Printartikel des Standards (n = 136) und der Kronen Zeitung (n = 174) analysiert, welche in einem Zeitraum vom 01.01.2019 bis zum 31.12.2022 veröffentlicht wurden. Danach wurde aus den bereits quantitativ ausgewerteten Artikeln eine bewusste Auswahl (n = 34) getroffen, welche detaillierter auf die Opfer-, Täter- und Beziehungsdarstellung untersucht wurde. Es zeigte sich, dass die Berichterstattung durch themenspezifische Frames strukturiert wird. Für die Frames Thematische Einbettung, Verantwortlichkeit der Justiz und Kontrollverlust und moralischer Zusammenbruch konnte ein signifikanter Unterschied in ihrem Vorkommen zwischen den beiden Tageszeitungen verzeichnet werden. Für die Frames Normalisierung, Isoliertes Vorkommen bzw. Einzelfall, Victim Blaming und Minimierung durch ein anderes weitläufiges Problem ließen sich keine signifikanten Zusammenhänge zwischen dem Medium und der Verwendung der Frames ausmachen. Auch persönliche Informationen zu Opfern und Tätern tragen zum Framing der Femizidberichterstattung bei. Wichtige Informationen sind hier Name, Alter, Geschlecht, Herkunft und Beruf. Bei der Opferdarstellung werden Mutterstatus und Schwangerschaften ebenfalls betont. In der Beschreibung der Machtdynamik wird die Komplexität der Taten regelmäßig ausgeblendet. Stattdessen wird von tragischen Umständen berichtet, nicht aber von struktureller Gewalt ausgegangen.
Abstract (eng)
Recently, femicides have been receiving academic and media attention (Beclin, 2022, 219). Current research tends to focus on the lack of insights media provides regarding the victims of such cases and its consequences: Providing coverage while relying on an insufficient understanding of femicide cases may result in problematic depictions in the news (Monckton-Smith, 2012, 10), which may lead to the legitimisation of patriarchal social views and the normalisation of femicides (Basdogan et al., 2021, 3110). Particularly the portrayal of victims and perpetrators facilitates a specific framing of the news articles (Chermak, 1995, 58). Thus, this thesis aims to provide insights into possible differences regarding the use of issue-specific frames by the Austrian broadsheet paper “DerStandard” and the Austrian tabloid paper “Kronen Zeitung”, employing quantitative and qualitative content analyses. Additionally, the portrayal of survivors, perpetrators, and their relationship dynamic shall be examined. To do this, newspaper articles by “DerStandard” (n = 136) and by “Kronen Zeitung” (n = 174), published from 01/01/2019 to 31/12/2022, were analysed. Afterwards, a purposive sample (n = 34) of the already analysed articles was compiled and re-investigated, focusing on the repre-sentation of victims, perpetrators, and the power dynamics of their relationships. Results indicate a structuring of the news by use of issue-specific frames. A significant relationship between medium and frame was found for the frames thematically accurate contextualisa-tion, fault found in the criminal justice system, and loss of control and moral breakdown by the perpetrator. In contrast, the examination of the relationship between medium and the frames normalisation, isolated incidents, victim blaming, and minimisation by focusing on another important social issue did not yield significant results. Personal information regarding victims and perpetrators contribute to the framing of the news. Important information includes name, age, sex/gender, ethnicity, and job. Motherhood and pregnancies are additional factors deemed important regarding the portrayal of victims. Moreover, the complexity of the power dynamics between survivors and perpetrators is frequently underestimated - journalists seemingly emphasise tragic circumstances supposedly surrounding femicides rather than choosing an approach focusing on violence against women and femicides as systemic violence.
Keywords (deu)
FemizidFramingBerichterstattungGewalt an FrauenInhaltsanalyse
Keywords (eng)
femicideframingnews coverageviolence against womencontent analysis
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
110