Abstract (deu)
Obwohl Kakao eine der weitverbreitetsten Nutzpflanzen weltweit darstellt, ist der Kenntnisstand über die Bestäuber erstaunlich gering. Kakao weist viele verschiedene Varietäten und Genotypen, die in Geschmack und Ertrag stark voneinander abweichen, auf. Hybride Varianten werden häufig für ihre hohe Produktivität bevorzugt. Jedoch herrscht Uneindeutigkeit über das konkrete Ausmaß des gesteigerten Ertrages, verglichen mit einheimischen Varianten. Des Weiteren ist unklar, inwiefern sich die Ökologie der Varietäten unterscheidet. Es ist im Angesicht von Biodiversitätsverlust und Klimawandel von großer Wichtigkeit, die genetische Diversität von Kakao zu erhalten, um Resilienz zu fördern und Produktivität zu sichern. Im Zuge dieser Arbeit habe ich die Abundanz und Diversität der Kakaoblütenbesucher sowie die frühe Fruchtentwicklung hybrider und einheimischer Kakaovarietäten in San Martín, im Norden Perus, untersucht. Die Studie wurde in 12 Kakao-Agroforsten, die der „Choba choba“-Bauernkooperative angehören, durchgeführt. Die Agroforste wurden so ausgewählt, dass sie entweder von hybriden bzw. einheimischen Varietäten dominiert wurden oder kombinierte Agroforste aus beiden Varianten darstellten. Ich untersuchte die Diversität und Abundanz der Kakaoblütenbesucher in allen selektierten Agroforsten, indem ich Insektenkleber auf die reproduktiven Blütenteile auftrug. Nach ca. 24 Stunden sammelte ich die noch vorhandenen bearbeiteten Blüten ein und analysierte diese. Darüber hinaus bestimmte ich die frühe Fruchtentwicklung in vier Stichprobenrunden, die ungefähr 2,5 Monate abdeckten, indem ich Blütenknospen sowie offene Blüten zählte und diese anschließend mit der Anzahl der neu entwickelten Früchte in der nächsten Runde, die ungefähr zwei Wochen darauffolgte, verglich. Zusätzlich untersuchte ich die Veränderung von Arthropoden-Diversität und früher Fruchtentwicklung im Zusammenhang mit Agroforst-Managementvariablen (Beschattung, Unterwuchsvegetationsbedeckung, Laubstreudecke und Laubstreutiefe). Die Analyse zeigte, dass sich die häufigsten Blütenbesucher der beiden Varietäten unterschieden: Blattläuse auf hybriden und Ameisen auf einheimischen Bäumen. Möglicherweise deutet dies daraufhin, dass sie entweder von unterschiedlichen Insekten bestäubt werden oder unterschiedlichen Schädlingen ausgesetzt sind. Des Weiteren fand ich signifikant höhere Abundanz und Taxareichtum an Blütenbesuchern auf den einheimischen Varietäten. Daraus lässt sich eventuell ableiten, dass die Insekten aufgrund langandauernder Ko-Evolution mehr an die einheimischen als an die hybriden Bäume angepasst sind. Außerdem konnte ich feststellen, dass Blütenbesucherabundanz und -reichtum mit höherer Unterwuchsvegetationsbedeckung stieg. Größerer Artenreichtum ermöglicht Kakao-Agroforsten resilienter und robuster gegenüber veränderten Umweltbedingungen zu sein. Keine der Managementvariablen übte einen signifikanten Effekt auf die frühe Fruchtentwicklung aus, obwohl die frühe Fruchtentwicklungsrate einheimischer Bäume mehr als doppelt so groß war wie jene der hybriden Bäume (nicht signifikant). Erklärungen hierfür lassen sich womöglich in der Anfälligkeit des arithmetischen Mittels gegenüber Ausreißern oder in der hohen Produktivitätsvariabilität einheimischer Varietäten finden. Dies deutet darauf hin, dass eine größere Stichprobemenge vielleicht andere Resultate geliefert hätte. Ferner könnte die Analyse des finalen Ertrags und nicht nur der frühen Fruchtentwicklung aussagekräftigere Ergebnisse bereitstellen. Ich komme zu dem Schluss, dass mehr Forschung hinsichtlich potenzieller Bestäuber einheimischer und hybrider Kakao-Varietäten notwendig ist, um Managementpraktiken, die sowohl höhere Biodiversität als auch höhere Erträge auf nachhaltige Weise fördern, zu etablieren. Meine Ergebnisse legen nahe, dass dem Management der Unterwuchsvegetation eine bedeutende Rolle zustehen könnte.