Abstract (deu)
Gewalt in der Partnerschaft ist ein aufstrebendes Thema in der Forschung als auch in der Gesellschaft. Einstellungen und Wahrnehmungen zu nicht-körperlichen und nicht-sexuellen Formen von intimer Partner*innengewalt (PIPG) sind jedoch bis heute in der Forschung unterrepräsentiert. Es stellt sich die Frage, was die trivialisierende und akzeptierende Haltung gegenüber psychischen Formen von PIPG fördert. Ziel dieser Arbeit war es, zu untersuchen, wie geschlechtsspezifische Normen und Konstrukte die gesellschaftliche Wahrnehmung, Einstellung und Überzeugung zu PIPG beeinflussen. Es wurde eine Umfrage mit vier Vignetten erstellt, die vier verschiedene hypothetische PIPG-Szenarien enthielten. Jede Vignette wurde manipuliert, indem das Geschlecht und die sexuelle Identität der Täter*innen und der missbrauchten Person sowie die weiblichen und männlichen Eigenschaften der Täter*innen verändert wurden. Insgesamt wurden 306 Datenpunkte mit Personen (im Alter von 18-40 Jahren) gesammelt. Die Ergebnisse der Umfrage zeigten, dass männliche Teilnehmende dazu neigen, die in der Vignette dargestellten Situationen zu trivialisieren und sie als weniger missbräuchlich und harmloser zu bewerten als weibliche und queere Teilnehmende. Queere Teilnehmende bewerteten die Vignetten tendenziell als missbräuchlicher und weniger harmlos als weibliche und männliche Teilnehmer*innen. Insgesamt wurden PIPG-Handlungen, die in unerwünschten sexuellen Handlungen endeten, als harmloser eingestuft, wenn sie von einer weiblichen Täter*in verübt wurden. Die allgemeine Akzeptanz von LGBTQIA* unter den Teilnehmenden erwies sich als starker Schutzfaktor gegen die Verharmlosung des Missbrauchsszenarios. Die Ergebnisse zeigen, dass es dringend erforderlich ist, frühzeitig und umfassend zu intervenieren, um die Akzeptanz von PIPG als Gewaltform in der Gesellschaft zu fördern und darüber aufzuklären, dass PIPG kein geschlechtsspezifisches Konzept ist.