Abstract (deu)
Schulunterricht ohne Schulbücher ist unvorstellbar. Schüler*innen arbeiten im Schulalltag täglich mit verschiedenen Schulbüchern. Die bildlichen und sprachlichen Darstellungen von Geschlecht in diesen Büchern beeinflussen maßgeblich die Vorstellungen der Jugendlichen und können geschlechterstereotypes Denken aktiv fördern. Diese Masterarbeit untersucht einerseits traditionelle und nicht-traditionelle Familiendarstellungen und andererseits sprachliche sowie bildliche Geschlechterdarstellungen in vier Ethik-Schulbüchern der 9. Schulstufe. Für die Analyse wurde in jedem Schulbuch das Kapitel über Familie und Beziehungen gewählt. Der Theorieteil hebt die Entwicklung des Begriffs der Heteronormativität hervor und geht auf queere Theorien näher ein. Außerdem wird in der Arbeit auf die Wirkung von Sprache eingegangen und das Prinzip der reflexiven Geschlechterpädagogik für Schule und Unterricht erläutert. Wir leben in einer überwiegend heteronormativ geprägten Welt und werden zu Frauen und Männern durch die Gesellschaft gemacht. Ein Geschlecht wird uns seit der Kindheit zugeschrieben. Nicht-binäre oder genderfluide Personen werden im Alltagsleben oft ausgeschlossen und unsichtbar gemacht. Ein gendersensibler Sprachgebrauch und das Aufbrechen von Vorurteilen und Stereotypen ist nicht nur für die Persönlichkeitsentwicklung der Heranwachsenden wichtig, sondern auch, um Akzeptanz, Toleranz und Wertschätzung zu vermitteln. Unterrichtsbücher müssen sprachlich und bildlich darauf achten, wie Geschlecht dargestellt wird und welche Werte und Normen an die Jugendlichen weitergegeben werden. Die Frequenzanalyse ergab, dass in den ausgewählten Schulbüchern sowohl stereotypische als auch geschlechtersensible sprachliche Darstellungen zu finden sind. Genderneutrale Bezeichnungen und Doppelnennungen werden am häufigsten im Fließtext eingesetzt. Das generische Maskulinum ist in Originaltextausschnitten besonders auffällig. Nur weibliche Nennungen kommen am seltensten vor. Zudem bestätigt die Segmentanalyse die geschlechterstereotype Vorstellung, dass Frauen oft mit langen Haaren, hellerer Kleidung und Schuhen und Männer mit dunkler Kleidung und kurzen Haaren dargestellt werden. Nicht-traditionelle Familiendarstellungen, die Ehe für alle und moderne Familienbegriffe wie Regenbogenfamilie, Stieffamilie oder Patchworkfamilie werden in allen Schulbüchern sprachlich erwähnt. In drei der vier Schulbücher werden diese Familienbegriffe auch bildlich untermauert. Um Geschlechterzuschreibungen zu vermeiden könnten geschlechtsneutrale Pronomen aktiv eingesetzt werden.