Abstract (deu)
Die französische Linke im Jahr 2024 ist weit von ihrer Blütezeit in der Mitte des 20. Jahrhunderts entfernt. Diese Arbeit analysiert die Entwicklung der Linken in den nationalen Parteien Frankreichs von 1968 bis 2018. Dabei wird ein biografischer Ansatz verfolgt, der sich auf wichtige Führungspersönlichkeiten konzentriert, welche für die ideologischen, gesellschaftlichen und politischen Merkmale der Linken in drei Schlüsselphasen stehen: Daniel Cohn-Bendit im Jahr 1968, François Mitterrand in den 1970er und 80er Jahren und François Hollande in den 2010er Jahren. Die Disziplinen Geschichte und Politikwissenschaft werden genutzt, um die wichtigsten Merkmale linker Politik in diesen Zeiträumen und die Entwicklungen, die diese Persönlichkeiten leiteten, zu entschlüsseln. Diese Arbeit stellt fest, dass die sich verändernden sozioökonomischen Gegebenheiten in Frankreich die Gesellschaft in den Konsumismus und in eine bequeme Position innerhalb des Wohlfahrtsstaates drängten. In der Folge verlor die revolutionäre linke Politik ihre Anziehungskraft, und die Kommunistische Partei war nach den Ereignissen von 1968 nicht in der Lage, sich anzupassen. Mitterrand, der diesen Trend weg vom Radikalismus erkannte, trat 1981 sein Amt an und versuchte, ein neues politisches Programm auf der Grundlage der Lehren von 1968 umzusetzen. Er war jedoch nicht in der Lage, die anhaltende Wirtschaftskrise in Frankreich zu stoppen, die ironischerweise zum Teil auf dieselben Veränderungen zurückzuführen ist, die 1968 ausgelöst wurden, und verfolgte infolgedessen einen zentristischen Ansatz, indem er die Sozialistische Partei in eine reformorientierte Mainstream-Organisation und ein Sprachrohr für die Exekutive umwandelte. Diese Entwicklung bildete die Grundlage für Hollande, der den Neoliberalismus seines Vorgängers fortsetzte, während ihm die Partei weitgehend folgte. Dieser Zentrismus und Neoliberalismus waren jedoch nicht mehr in der Lage, die Probleme Frankreichs zu lösen, was zu einem Rückgang der Popularität der Sozialisten führte, da neue Parteien entstanden. Die sozioökonomischen Trends, die 1968 einsetzten und aus denen Mitterrand und Hollande versuchten, Kapital zu schlagen, führten schließlich auch zu einem Rückgang ihrer Popularität, da sowohl ihre Ideologie als auch ihr politisches Programm zunehmend inkohärent und irrelevant wurden und sich sowohl die Anhänger der Mitte als auch der Linken abwendeten.