Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit widmet sich den Kalendertagebüchern von Edith Lasar (1923–2012), einer alleinerziehenden und beruflich erfolgreichen Frau, die in Wien lebte. Ziel der Arbeit war es, zu analysieren, wie Edith Lasar ihre Identität durch Mutterschaft, Beruf und politisches Engagement schriftlich konstruierte. Die Tagebücher wurden im Kontext des Frauenbildes im Nationalsozialismus und der Zweiten Republik in Österreich sowie in Bezug auf die gesellschaftlichen Handlungsanweisungen für alleinerziehende und berufstätige Mütter in Wien von 1942, dem Jahr von Edith Lasars Schwangerschaft, bis 1960 untersucht. Im Mittelpunkt der Untersuchung standen folgende Forschungsfragen: Welche gesellschaftsbedingten Handlungsanweisungen an alleinerziehende und berufstätige Mütter lassen sich in Wien von 1942 bis 1960 identifizieren? Wie können die wiederkehrenden Themen der Kalendertagebücher in den sozialen und historischen Kontext eingeordnet werden? Welche Selbsttechniken zur Konstruktion eines (positiven) Selbstbildes können im Kalendertagebuch Edith Lasars identifiziert werden? Zur Analyse der Tagebücher wurde die qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring verwendet. Die Ergebnisse zeigen nicht nur, dass sich die Tagebuchaufzeichnungen im Spannungsfeld zwischen den gesellschaftlichen Erwartungen und dem Streben nach Selbstbestimmung bewegen, sondern sind auch für das Verständnis der Identitätsbildung von Frauen im 20. Jahrhundert von großer Bedeutung.