You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:2094697
Title (deu)
Reinigung auf Abruf
Arbeitsbedingungen von Frauen in der plattformvermittelten Reinigungsarbeit in Wien
Parallel title (eng)
Cleaning on demand
working conditions of women in platform-based cleaning work in Vienna
Author
Laura Wagner
Adviser
Jörg Flecker
Assessor
Jörg Flecker
Abstract (deu)
Die vorliegende Studie untersucht die Arbeitsbedingungen von Frauen, die über digitale Plattformen Reinigungsdienste in privaten Haushalten anbieten. Basierend auf der Labour Process Theory nach Braverman und der Total Social Organisation of Labour nach Glucksmann wird analysiert, wie Plattformarbeit die bestehende Informalität im Reinigungssektor verstärkt und zu prekären Arbeitsverhältnissen sowie struktureller Ausbeutung von (insbesondere migrantischen) Frauen führt. Diese Analyse stützt sich auf zehn problemzentrierte Interviews mit Plattformarbeiterinnen sowie vier Expert:inneninterviews. Dabei werden die Dynamiken untersucht, die zu multipler Prekarität in diesem Niedriglohnsegment führen. Die Arbeitsrealität der befragten Hausarbeiterinnen zeichnet sich durch eingeschränkte Autonomie, unregelmäßige Arbeitszeiten, mangelnde vertragliche Absicherung, Lohndumping sowie physische und psychische Belastungen aus. Ein zentrales Merkmal ist die Kontrolle durch das Bewertungssystem der Kund:innen, die anstelle der in der Gig Economy üblichen algorithmischen Überwachung tritt und die Selbstbestimmung der Arbeiterinnen stark einschränkt. Die interviewten Plattformarbeiterinnen erleben eine ambivalente Autonomie: Zwar schätzen sie die theoretisch gebotene Flexibilität, doch in der Praxis führt die faktische Vorgabe der Arbeitszeiten durch die Kund:innen zu einer Illusion von Selbstbestimmung. Machtasymmetrien zugunsten der Kund:innen sowie fehlende soziale Absicherung und Schutzmechanismen verstärken die Prekarisierung. Frauen, insbesondere Migrantinnen, sind zudem von Mehrfachdiskriminierung und sexuellen Übergriffen betroffen. Im Rahmen dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, dass Plattformarbeit bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern sowie Geschlechter-, Rassen- und Klassenhierarchien potenziell verschärft. Dabei werden Migrantinnen als flexible und austauschbare Arbeitskräfte instrumentalisiert, wodurch ihre Marginalisierung weiter verstärkt wird. Plattformunternehmen nutzen dabei die Krise der sozialen Reproduktion, um neue Marktchancen in einem weitgehend unregulierten Umfeld zu erschließen, was vor allem Migrantinnen benachteiligt.
Abstract (eng)
This study analyses the working conditions of women who offer cleaning services in private households via digital platforms. Based on Braverman's Labour Process Theory and Glucksmann's Total Social Organisation of Labour, it analyses how platform work reinforces the existing informality in the cleaning sector and leads to precarious working conditions and structural exploitation of (especially migrant) women. This analysis is based on ten problem-centered interviews with female platform workers and four expert interviews. It analyses the dynamics that lead to multiple precariousness in this low-wage segment. The working reality of domestic workers is characterised by limited autonomy, irregular working hours, a lack of contractual security, wage dumping and physical and psychological stress. A central feature is the control exercised by the customer rating system, which replaces the usual algorithmic management in the gig economy and severely restricts workers' self-determination. The platform workers interviewed experience an ambivalent autonomy: although they appreciate the flexibility offered in theory, in practice, the customer leads to an illusion of self-determination. Power asymmetries in favour of customers and a lack of social security and protection mechanisms reinforce precarisation. Women, especially migrant women, are also affected by multiple discrimination and sexual assault. This thesis aims to show that platform work potentially exacerbates existing gender inequalities as well as gender, racial and class hierarchies. Migrant women are instrumentalised as flexible and interchangeable workers, which further reinforces their marginalisation. Platform companies are using the crisis of social reproduction to open new market opportunities in a largely unregulated environment, which puts migrant women at a disadvantage.
Keywords (deu)
PlattformarbeitPlattformökonomieGig WorkReinigungsarbeitalgorithmisches Managementmigrantische Arbeitsegmentierte Arbeitsmärktesoziale Ungleichheitmultiple PrekaritätFeminisierung und Migrantisierung des ArbeitsmarktesManagementkontrolleDigitalisierungArbeitsorganisationInformelle BeschäftigungDigitaler TaylorismusMehrfachdiskriminierungSoziale Reproduktion
Keywords (eng)
platform workcleaning sectormultiple precaritydigital Taylorismdigital controlalgorithmic managementManagementcontrollabourmarket segmentationgig economysocial reproduction
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:2094697
rdau:P60550 (deu)
137 Seiten
Number of pages
141
Study plan
Masterstudium Soziologie
[UA]
[066]
[905]
Members (1)
Title (deu)
Reinigung auf Abruf
Arbeitsbedingungen von Frauen in der plattformvermittelten Reinigungsarbeit in Wien
Parallel title (eng)
Cleaning on demand
working conditions of women in platform-based cleaning work in Vienna
Author
Laura Wagner
Abstract (deu)
Die vorliegende Studie untersucht die Arbeitsbedingungen von Frauen, die über digitale Plattformen Reinigungsdienste in privaten Haushalten anbieten. Basierend auf der Labour Process Theory nach Braverman und der Total Social Organisation of Labour nach Glucksmann wird analysiert, wie Plattformarbeit die bestehende Informalität im Reinigungssektor verstärkt und zu prekären Arbeitsverhältnissen sowie struktureller Ausbeutung von (insbesondere migrantischen) Frauen führt. Diese Analyse stützt sich auf zehn problemzentrierte Interviews mit Plattformarbeiterinnen sowie vier Expert:inneninterviews. Dabei werden die Dynamiken untersucht, die zu multipler Prekarität in diesem Niedriglohnsegment führen. Die Arbeitsrealität der befragten Hausarbeiterinnen zeichnet sich durch eingeschränkte Autonomie, unregelmäßige Arbeitszeiten, mangelnde vertragliche Absicherung, Lohndumping sowie physische und psychische Belastungen aus. Ein zentrales Merkmal ist die Kontrolle durch das Bewertungssystem der Kund:innen, die anstelle der in der Gig Economy üblichen algorithmischen Überwachung tritt und die Selbstbestimmung der Arbeiterinnen stark einschränkt. Die interviewten Plattformarbeiterinnen erleben eine ambivalente Autonomie: Zwar schätzen sie die theoretisch gebotene Flexibilität, doch in der Praxis führt die faktische Vorgabe der Arbeitszeiten durch die Kund:innen zu einer Illusion von Selbstbestimmung. Machtasymmetrien zugunsten der Kund:innen sowie fehlende soziale Absicherung und Schutzmechanismen verstärken die Prekarisierung. Frauen, insbesondere Migrantinnen, sind zudem von Mehrfachdiskriminierung und sexuellen Übergriffen betroffen. Im Rahmen dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, dass Plattformarbeit bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern sowie Geschlechter-, Rassen- und Klassenhierarchien potenziell verschärft. Dabei werden Migrantinnen als flexible und austauschbare Arbeitskräfte instrumentalisiert, wodurch ihre Marginalisierung weiter verstärkt wird. Plattformunternehmen nutzen dabei die Krise der sozialen Reproduktion, um neue Marktchancen in einem weitgehend unregulierten Umfeld zu erschließen, was vor allem Migrantinnen benachteiligt.
Abstract (eng)
This study analyses the working conditions of women who offer cleaning services in private households via digital platforms. Based on Braverman's Labour Process Theory and Glucksmann's Total Social Organisation of Labour, it analyses how platform work reinforces the existing informality in the cleaning sector and leads to precarious working conditions and structural exploitation of (especially migrant) women. This analysis is based on ten problem-centered interviews with female platform workers and four expert interviews. It analyses the dynamics that lead to multiple precariousness in this low-wage segment. The working reality of domestic workers is characterised by limited autonomy, irregular working hours, a lack of contractual security, wage dumping and physical and psychological stress. A central feature is the control exercised by the customer rating system, which replaces the usual algorithmic management in the gig economy and severely restricts workers' self-determination. The platform workers interviewed experience an ambivalent autonomy: although they appreciate the flexibility offered in theory, in practice, the customer leads to an illusion of self-determination. Power asymmetries in favour of customers and a lack of social security and protection mechanisms reinforce precarisation. Women, especially migrant women, are also affected by multiple discrimination and sexual assault. This thesis aims to show that platform work potentially exacerbates existing gender inequalities as well as gender, racial and class hierarchies. Migrant women are instrumentalised as flexible and interchangeable workers, which further reinforces their marginalisation. Platform companies are using the crisis of social reproduction to open new market opportunities in a largely unregulated environment, which puts migrant women at a disadvantage.
Keywords (deu)
PlattformarbeitPlattformökonomieGig WorkReinigungsarbeitalgorithmisches Managementmigrantische Arbeitsegmentierte Arbeitsmärktesoziale Ungleichheitmultiple PrekaritätFeminisierung und Migrantisierung des ArbeitsmarktesManagementkontrolleDigitalisierungArbeitsorganisationInformelle BeschäftigungDigitaler TaylorismusMehrfachdiskriminierungSoziale Reproduktion
Keywords (eng)
platform workcleaning sectormultiple precaritydigital Taylorismdigital controlalgorithmic managementManagementcontrollabourmarket segmentationgig economysocial reproduction
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:2106472
Number of pages
141