Abstract (deu)
Die Arbeit setzt sich auf Grundlage von neun qualitativen Interviews mit Kollektivbetrieben aus der Fahrradkurier*innenbranche auseinander. Im Zuge dessen erfolgt auch eine Einordnung in die empirische und theoretische Literatur zu Kooperativen. Dabei werden insbesondere Widersprüche, Probleme und Zielkonflikte im Alltag der Kurrier*innenkollektive herausgearbeitet, wobei besonders angeknüpft wird an das Trittbrettfahrer*innenproblem und die Degenerationsthese sowie insbesondere an Literatur, die sich mit dem Spannungsfeld von ökonomischen Notwendigkeiten und progressiven Zielsetzungen in Kooperativen auseinandersetzt. Im Zuge der Arbeit wird auch analysiert, inwieweit Kollektivbetriebe in der Lage sind, Kurier*innen eine höhere Jobqualität zu bieten als konventionellen Kurier*innen. Die Arbeit kommt unter anderem zu dem Schluss, dass aus einer ökonomischen Perspektive Kollektivbetriebe die Situation von Fahrradkurier*innen insgesamt im Großen und Ganzen nicht zu verbessern in der Lage sind, dass sie allerdings eine Alternative zu bieten in der Lage sind zu Konkurrenz und Leistungsdruck der konventionellen Kurier*innendienste. Außerdem haben sich die demokratischen Strukturen in den Kollektivbetrieben insgesamt als ausreichend widerständig erwiesen gegenüber Degenerationstendenzen, obgleich Beteiligungsunterschiede sich als regelmäßiges Thema herauskristallisiert haben. Als ein zentrales Problem wurden in der Arbeit insbesondere Probleme mit der Unternehmer*innenrolle festgestellt, die auf unternehmerischen Kompetenzdefiziten beruhen, teilweise aber auch auf einem mangelnden Willen, unternehmerisch zu handeln. Des Weiteren hat sich eine starke Tendenz zum Konservatismus in der Arbeit feststellen lassen. Kollektive tun sich schwer, größere Entscheidungen mit größerer Tragweite im Konsens zu treffen, wie sich gezeigt hat, was sich auch negativ auswirkt auf den Erfolg von Kollektivbetrieben als Unternehmer*innen.