Abstract (deu)
Au-Pair-Arbeit bewegt sich zwischen Lohnarbeit und familiärer Sorgearbeit und ist stark durch geschlechts- und migrationsspezifische Zuschreibungen und Bewertungen geprägt. Mit dem Privathaushalt als Arbeits- und Wohnort und durch die Verknüpfung des Aufenthaltstitels mit dem Arbeitsverhältnis ist dieses Beschäftigungsfeld sehr anfällig für verschiedene Formen der Ausbeutung. Abseits des Images des Bildungsaustauschs, schließen Au-Pair-Arbeiter*innen teilweise eine Versorgungslücke, die in westlichen Industriestaaten durch die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen entstanden ist. Obwohl es verschiedene Forschungen zu den Arbeitsbedingungen von Au-Pairs gibt, sind die Erkenntnisse zum Umgang der Arbeiter*innen mit Ausbeutung marginal. Die vorliegende Masterarbeit verortet sich in dieser Lücke und untersucht, wie Au-Pairs in Österreich mit Ausbeutung im Au-Pair-Verhältnis umgehen. Anhand von teilnehmender Beobachtung, problemzentrierten Interviews und einer Gruppendiskussion wurden individuelle und organisierte Praktiken im Umgang mit akuter und allgemein bestehender Ausbeutung untersucht. Im Zentrum der Betrachtung standen die unterschiedlichen Formen des Wissens, die dabei zum Einsatz kommen. Neben der Perspektive von aktuell beschäftigten, nicht organisierten Arbeiter*innen war die Arbeit der selbstorganisierten Gruppe AuPair-Repair Hauptgegenstand der vorliegenden Forschung. In der Analyse zeigt sich, dass die unklaren Regulierungen und die mangelhafte Zugänglichkeit zu entsprechenden Informationen Spielräume in der Gestaltung des Arbeitsverhältnisses bieten, die nicht zugunsten der Sorge-Arbeiter*innen ausfallen müssen. Sowohl in den individuellen als auch in den organisierten Umgangspraktiken ist der Austausch von Wissen über die Arbeitsbedingungen zwischen Au-Pairs entscheidend. Sie teilen Erfahrungen und Wissen über Regulierungen miteinander und handeln dabei die Rahmenbedingungen des Au-Pair-Systems aus. Die Arbeit von AuPair-Repair zeichnet sich durch das gezielte Teilen von Informationen über geltende Rechte und Aufgaben für Au-Pairs aus. Mithilfe von Informationen möchten sie Au-Pairs dazu bewegen, vom Erfahrungsaustausch zum Handeln überzugehen. Das Nutzen von Wissen als Ressource zur Selbstermächtigung lässt sich als feministisches Potential interpretieren. Darüber hinaus macht die selbstorganisierte Gruppe Au-Pair-Arbeit für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar, um die strukturellen Missstände im Au-Pair-System aufzudecken und Aufmerksamkeit für die gesellschaftliche Relevanz dieser weitgehend unsichtbaren Arbeit zu generieren. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass zur Bekämpfung von Ausbeutung im Au-Pair-Verhältnis in Österreich klare Rahmenbedingungen, eine bessere Vermittlung dieser Informationen und die Kontrolle von deren Einhaltung durch eine staatlich finanzierte, unabhängige Organisation notwendig sind.