Abstract (deu)
In vorliegender Masterarbeit erfolgt die autoethnografische und reflexive Aufarbeitung einer erinnerungskulturellen Intervention in Reutte in Tirol. Diese wurde von der Autorin durchgeführt und bestand aus der Produktion einer künstlerisch-geschichtswissenschaftlichen Broschüre sowie geführten öffentlichen Stadtspaziergängen zu Orten mit NS-Bezügen. Sowohl die Erzeugnisse und Entwicklungen innerhalb des Projekts als auch das Feld, in das die Intervention hineingewirkt hat, sowie die Rolle der Autorin selbst werden analytisch beleuchtet. Zentrales Anliegen war das Etablieren von Reflexivität in allen Teilen des Vorhabens, was mit der Schärfung eines Reflexivitätsverständnisses in Anlehnung an die Soziologie Heinz Steinerts sowie an psychoanalytische Konzepte einherging. Die Arbeit verfolgt einerseits, wie sozialwissenschaftliche Erkenntnisse maßgeblich in die Entwicklung von Broschüre und Intervention eingeflossen sind, und welche Verfahren dabei zur Anwendung kamen. Eine besondere Stellung nehmen dabei Walter Benjamins Annäherungen an Geschichtsbegriffe und -erkundungen sowie sein Konzept der historisch-materialistischen Montagearbeit ein. Andererseits illustriert die Masterarbeit den Erkenntnisgewinn im Etablieren reflexiver Praktiken und Methoden, der vor allem Aufschluss über zentrale Aspekte intellektuellen Produzierens selbst gibt: Die reflexive Praxis kann nicht nur dabei helfen, mit Angst, Emotionalität, persönlicher Verwobenheit, Projektionen etc. in Forschungsprozessen einen Umgang zu finden, sondern erlaubt auch, diese Aspekte selbst als wichtige sozialwissenschaftliche Datenquellen in die Studie einzuspeisen.