Abstract (deu)
Die vorliegende Forschungsarbeit untersucht, wie 20 Wiener Jugendliche ihre engen Freundschaftsbeziehungen im Rahmen des zweiten Schulübergangs von der Neuen Mittelschule in die Sekundarstufe II erleben. Dabei stützte sich die Studie auf die Interviewdaten der ersten beiden qualitativen Befragungswellen des Forschungsprojektes “Wege in die Zukunft” (Flecker et al.2020), das am Institut für Soziologie an der Universität Wien entstanden ist. Die darin betrachtete Schüler:innengruppe gilt als besonders stark von sozialer Benachteiligung bedroht, da sie verhältnismäßig häufig aus ressourcenärmeren Familien stammen und vermehrt Merkmale von Risikoschüler:innen aufweisen (ebd.). Der Schulwechsel mit seinen vielfältigen Herausforderungen und Anpassungserfordernissen kann daher als kritisches Lebensereignis (Filipp 1995) in der schulischen Laufbahn der Jugendlichen gedeutet werden. In diesem Zusammenhang kommt den Unterstützungsleistungen des sozialen Umfeldes eine besondere Bedeutung zu (Hössl 2015). Anhand der analytischen Herangehensweise der Grounded Theory (Strauss und Corbin 1999) konnte die vorliegende Arbeit das Freundschaftserleben der Jugendlichen als ein prozesshaftes, dynamisches und zirkuläres Phänomen nachzeichnen und fünf Typen der Freundschaftsentwicklungen im Kontext des Schulübergangs rekonstruieren. In der fallübergreifenden Analyse zeigte sich, dass die Befragten ihre Freundschaftsbeziehungen aktiv mit- und umgestalten und so an ihre individuellen Bedürfnisse sowie die sich veränderten Umstände anpassen können. Die verschiedenen Freundschaften können somit als wichtige Ressource für Unterstützung und Sicherung des jugendlichen Wohlbefindens in der Übergangsbewältigung betrachtet werden.