Abstract (deu)
Ein freundliches Auftreten gegenüber der Kolleg- sowie Kundschaft, obwohl man sich nicht authentisch danach fühlt, ist in den meisten Arbeitsplätzen üblich und wird erwartet. Darüber hinaus wird oft verlangt, die „richtige“ Einstellung und Motivation für die Arbeit mitzubringen, und Arbeitende versuchen, sich selbst zu motivieren, um diesen Erwartungen zu entsprechen. Verhaltensnormen am Arbeitsplatz umfassen nicht nur, wie Personen sich verhalten sollen, sondern beziehen sich auch darauf, wie sich Personen fühlen sollen beziehungsweise, wie Emotionen ausgedrückt werden sollen. Wenn die Erwartungen nicht mit der tatsächlichen Gefühlswelt der arbeitenden Person übereinstimmen, kann „Emotionsmanagement“ und die Regulierung von Gefühlen, also Emotionsarbeit, angewendet werden. Diese Arbeit beschäftigt sich damit, wie Identität mit der Bereitschaft Emotionsarbeit im Arbeitsumfeld zu leisten, zusammenhängt. Identität wird dabei aus einer intersektionalen Perspektive verstanden und unterschiedliche Identitätskategorien wie Geschlecht, sozioökonomischer Status und Zugehörigkeit zu ethnischen Minderheiten als alleinige Merkmale sowie an ihren unterschiedlichen Intersektionen werden untersucht. Aufbauend auf feministische Theorien, die Identität als soziales Konstrukt verstehen, das fundamental mit Macht und Status verwoben ist, werden die Erwartungen von Emotionsarbeit als Ausdruck patriarchaler Machtstrukturen verstanden. Anhand dieser wird illustriert, dass Erwartungen an Emotionsarbeit ungleich verteilt sind und dass die aktuelle Erbringung von Emotionsarbeit unverhältnismäßig stark von Personen erbracht wird, die in patriarchalen Strukturen als untergeordnet erachtet sind. Die European Social Survey (ESS) legt dabei die Datengrundlage, welche Ergebnisse von über 24,000 Befragten aus über 31 europäischen Ländern zu ihrer Bereitschaft, unbezahlt zusätzliche Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen, liefert. Dies dient als Maßstab zu Erfassung der Bereitschaft von Emotionsarbeit. Es werden unterschiedliche Identitätsmerkmale individuell und an ihren unterschiedlichen Intersektionen untersucht sowie kulturelle Ländervergleiche unternommen. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen (im Vergleich zu Männern) sowie Personen mit geringem Einkommen eine signifikant geringere Bereitschaft aufweisen, Emotionsarbeit am Arbeitsplatz zu leisten. Im Gegensatz dazu erweisen Personen einer ethnischen Minderheit im Durchschnitt eine höhere Bereitschaft auf. Je nach kulturellem Kontext wird diese Bereitschaft zusätzlich gesteigert oder verringert. Diese Arbeit trägt besonders durch den intersektionalen Zugang sowie den Fokus auf den europäischen Arbeitsmarkt zur Emotionsliteratur bei. Implikationen für betriebliche Diversitätsschulungen und Gleichberechtigungsmaßnahmen werden erörtert.