Description (de)
wurde den 25ten August 1802 zu Findoe in Norwegen geboren, wo sein Vater Pfarrer war. 1815 trat er in die Domschule zu Christiana, zeichnete sich jedoch in den ersten Jahren keineswegs aus. Aber 1818 fingen seine mathematischen Talente plötzlich sich zu entwickeln an, so dass er sich vor seinen Mitschülern so bedeutend auszeichnete, dass ihm sein Professor Holmboe Privatunterricht gab. Bald hatte er die Elemente los, und bis Lacroix, Francoeur, Poisson, Gauss und besonders Lagrange; auch machte er selbst einige Versuche. Von der Domschule ging er an die Universität in Christiana über, bey gänzlichem Mangel an Hülfsmitteln zuerst von den Professoren und dann von der Regierung unterstützt. Er studierte eifrig fort und schrieb mehrere Abhandlungen die in einem Journal von Christiana, dem Magazin für die Naturwissenschaften, gedruckt wurden. Die erste wurde 1820 unter dem Titel: „Allgemeine Methode, Funktionen einer variabeln Grösse zu finden, wenn eine Eigenschaft dieser Funktionen durch eine Gleichung zwischen zwey Variablen ausgedrückt ist“ gedruckt. Er beschäftigte sich auch mit dem Problem der algebraischen Auflösung der Gleichungen des 5ten Grades; einst glaubte er die Lösung gefunden zu haben, und als er seinen Irrthum entdeckte, nahm er sich vor entweder sie zu verlassen, oder die Unmöglichkeit der allgemeinen Auflösung der höheren Gleichungen nachzuweisen, das letztere gelang ihm, und er liess 1824 zu Christiana seinen Beweis Französisch drucken.
Da er sich in seinen Studien ungemein ausgezeichnet hatte, unterstütze ihn die Regierung behuffs einer 2jährigen Reise nach Deutschland, Italien und Frankreich. Er langte im Sommer 1825 in Berlin an, wo er sich 6 Monathe aufhielt, und die Bekanntschaft von Crelle machte; dann begab er sich über Wien, Venedig, Mayland und Turin nach Paris, hielt sich an letzterem Orte 10 Monathe auf, und kehrte dann über Berlin nach einer Abwesenheit von 20 Monathen nach Christiana zurück. Abel hatte bey seinem Aufenthalt in Berlin schon mehrere wichtige Abhandlungen in Bereitschaft, und dies bestimmte Crelle den schon lange gefussten Plan seines Journals für reine und angewandte Mathematik wirklich auszuführen; Abel blieb auch bis zu seinem Tode einer der fleissigsten Mitarbeiter von diesem Journale.
Nach der Rückkehr ins Vaterland fand Abel nicht sogleich eine angemessene Anstellung. 1827 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Drontheim. Der Ruf seiner Talente richtete das Augenmerk der preussischen Regierung auf ihn, und zugleich suchten mehrere Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Paris den schwedischen König zu bewegen [...]
Quelle: Nekrolog im 4. Band von Crelles Journal.
Verfasser: Rudolf Wolf
Archivale: Kurzbiographie
Umfang: 2 S.
Datum: undatiert
Archiv-Signatur: Astr.-NL-4.228