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Die österreichische Kinder- und Jugendliteratur, leider noch immer ein „Stiefkind“ der Literatur, wurde und wird bis heute vor allem von Frauen bestimmt. Von Antonie Wutka, die 1812 mit ihrer „Encyclopädie der weiblichen Jugend“ einen Vorläufer der heutigen Mädchenliteratur vorlegte bis zu Christine Nöstlinger, spannt sich der Bogen. Aufgenommen wurden all jene Frauen, die innerhalb der jeweiligen österreichischen Grenzen geboren wurden, die österreichische Staatsbürgerschaft innehatten, bzw. in Österreich ihren Lebensmittelpunkt fanden und zumindest ein selbständiges Werk veröffentlichten, das sich an Kinder oder Jugendliche richtet.
Unter den 857 im Projekt biografierten Frauen finden sich zahlreiche bekannte Namen wie Vera Ferra-Mikura, Anneliese Umlauf-Lamatsch, Mira Lobe und Marlen Haushofer, aber auch zahlreiche, die heute mehr oder weniger vergessen sind.
Unter diesen sind auch Frauen jüdischer Herkunft vertreten, mehrere Emigrantinnen, wie die 1925 in Wien geborene und heute in England lebende Eva Ibbotson oder die drei Jahre später geborene Lore Segal, die als Schriftstellerinnen in Amerika tätig ist, aber auch jene, die die NS-Zeit nicht überlebten, wie Ilse Weber, die 1927 „Jüdische Kindermärchen“ veröffentlichte und 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Unbekannt geblieben sind auch zahlreiche Frauen, die sich nur eine kurze Zeitspanne mit Kinder- und Jugendliteratur beschäftigten bzw. alle jene, die nicht vom Schreiben leben konnten bzw. können und für die der „Brotberuf“ an erster Stelle steht. Die Studie ergab, dass es kaum Frauen gab bzw. gibt, deren Beruf man als „Kinder- und Jugendbuchautorin“ definieren könnte, zahlreiche Frauen, die sich dem Schreiben für Kinder gewidmet haben sind in anderen Berufen tätig. Viele von ihnen kommen aus dem erzieherischen Bereich, sind als Lehrerinnen, Schuldirektorinnen und Pädagoginnen tätig und haben sich, eigenen Angaben zufolge, ihre eigenen Lehrmaterialien verfaßt. Mehrere Illustratorinnen, die zunächst nur Bilder für Kinderbücher schufen, wandten sich später selbst dem Schreiben zu, aber auch aus Journalismus und der Wissenschaft stammen viele Jugendschriftstellerinnen.
181 zeitgenössische Autorinnen konnten persönlich kontaktiert werden und lieferten somit Informationen aus erster Hand. Zahlreiche KooperationspartnerInnen trugen ebenfalls zu einem erfolgreichen Abschluß der Studie bei.
Die recherchierten Namen und Biografien wurden auch in die Datenbank „biografiA“ (www.biografia.at) eingetragen.
Das Projekt wurde vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank gefördert.