Abstract
Die Etrusker waren große Meister in der Metallverarbeitung und entwickelten über die Jahrhunderte eine hohe Kunstfertigkeit insbesondere in der Herstellung von Goldschmuck sowie Bronzearbeiten. Unter diesen bedeuten die Bronzespiegel (etr. malena/malstria) mit rund 3.000 bisher bekannten Exemplaren eine umfangreiche Objektgattung. Ein Teil der etruskischen Spiegel weist sichtbare Modifikationen auf, die in den Kontext der Bestattungsrituale gesetzt werden können. Diese rituelle Manipulation, bei der das Objekt defunktionalisiert wird, erscheint in der etruskischen Kultur insbesondere in Form der Inschrift śuthina, die auf die polierte Spiegelscheibe eingraviert wird. Zudem sind Verbiegungen oder andere Arten der Zerstörung, in der Hauptsache die Spiegelscheibe betreffend, nachweisbar. Im Bestand der Wiener Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums findet sich ein instruktives Exemplar, das nicht nur von herausragender Qualität ist, sondern darüber hinaus Anzeichen ritueller Zerstörung aufweist. Ausgehend von diesem Beispiel wird die Objektgruppe der etruskischen Spiegel vorgestellt sowie Anzeichen und Motivationen für derartige Deformierungen besprochen, wobei weitere Beispiele aus anderen Kultur- und Zeiträumen zum Vergleich herangezogen werden.