Abstract (deu)
Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein Teilgebiet der uridg. nominalen internen Derivation anhand
eines begrenzten Corpus genauer zu untersuchen. Ausgehend von gewissen Suffixalternationen in den Paradigmen einiger ererbter vedischer u-Stämme, die auf ein altes Nebeneinander eines akrostatischen (neutralen) Substantivs und eines davon intern abgeleiteten proterokinetisch flektierten Adjektivs hindeuten, soll geklärt werden, ob ein ähnliches Ableitungsschema bei den ansonsten ähnlich flektierten i-Stämmen vorgelegen haben könnte. Dabei muss einerseits
untersucht werden, ob es in der Simplexflexion der i-Stämme eine ähnliche Distribution zwischen "offener" und "geschlossener Flexion gibt wie bei den u-Stämmen, andererseits müssen alle komponierten i-Stämme einbezogen werden, da die Hinterglieder von Possessivkomposita
im Indogermanischen ebenfalls wie ein internes Derivat des zugrundeliegenden Simplex flektierten.
Da die Strukturanforderungen der vedischen Metrik Archaismen bewahren können, besteht
der größte Teil der Arbeit aus einer genauen Analyse der belegten i-Stämme nach metrischen
Gesichtspunkten. Eine erste Auswertung zeigt allerdings, dass es bei den i-Stämmen keine
systematische Suffixvariation gibt und dass auch komponierte i-Stämme nicht grundsätzlich
von der Simplexflexion abweichen. Besonders die Klasse der ererbten i-Stämme, die synchron
nicht mit Verbalwurzeln assoziiert sind, weist im Gegensatz zu ererbten u-Stämmen keine Spuren
interner Derivation auf.
Diachron könnte das Fehlen intern derivierter i-Adjektive darauf zurückzuführen sein, dass
indogermanische i-Abstrakta in erster Linie mit den Adjektiven des Caland-Suffixverbands
assoziiert waren und daher keine intern derivierten Adjektive bildeten, was auch das Fehlen
von i-Adjektiven in der Grundsprache erklären könnte. In diesem Fall müssen allerdings
einzelsprachlich auftretende i-Adjektive erklärt werden. Im Vedischen sind hier zwei Gruppen
zu unterscheiden: Einerseits klar mit dem Caland-System assoziierte Bildungen, die sekundär
aus den Vordergliedern von Caland-Possessivkomposita reanalysiert worden sein könnten (bzw. in
einigen Fällen wohl auf appositiv verwendete abstrakte Substantive zurückgehen), andererseits mit dem Perfektstamm assoziierte reduplizierte Verbaladjektive, deren uridg. Status aber noch zu klären
ist und einer sprachübergreifenden Untersuchung bedarf.