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Title (deu)
Baden bei Wien zur sowjetischen Besatzungszeit 1945 – 1955 mit besonderer Berücksichtigung der ersten beiden Besatzungsjahre und des Jahres 1955
Parallel title (eng)
Baden during the Soviet occupation 1945 - 1955 with special focus on the first two years and on the year 1955
Author
Heidi Mascher - Pichler
Adviser
Bertrand Michael Buchmann
Assessor
Bertrand Michael Buchmann
Assessor
Wolfdieter Bihl
Abstract (deu)

Die Stadt Baden wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (Anfang April 1945) von der Roten Armee nach kurzer Gegenwehr eingenommen. Nicht zuletzt wegen der geringen Kriegsschäden und der vorhandenen Infrastruktur wurde Baden von der sowjetischen Führung als Hauptquartier für den sowjetisch besetzten Teil Österreichs ausgewählt. Dadurch waren in der Zeit von 1945 bis 1955 überproportional viele Soldaten in Baden stationiert. Zur Unterbringung dieser waren ganze Straßenzüge vollständig abgeriegelt. Außerdem mussten viele Badener ihre Häuser, Wohnungen oder zumindest einzelne Zimmer den Besatzern als Wohnort zur Verfügung stellen. Die Folgen der sowjetischen Besatzung waren: Wohnungs- und Nahrungsmittelknappheit, Plünderungen, Vergewaltigungen durch Soldaten und Angst der Badener vor Verschleppungen.
Die Versorgungslage war sehr schlecht, und die Bevölkerung hungerte. Der Schwarzmarkt blühte, und viele Menschen „hamsterten“ Nahrungsmittel. Ab und zu gab es auch Nahrungsmittelspenden der Roten Armee. Diese waren aber äußerst selten und fast ungenießbar. So sind diese Spenden den Badenern als „wurmig“ in Erinnerung.
Von Seiten der Badener Stadtverwaltung und der Roten Armee bemühte man sich darum, möglichst schnell die nötige Infrastruktur aufzubauen.
Bald kamen auch die Familien der höherrangigen russischen Offiziere nach Baden. Berührungspunkte zwischen Badenern und den russischen Zivilisten gab es aber wegen der Angst und des gegenseitigen Misstrauens kaum.
Die Rote Armee versuchte, bei verschiedensten Gelegenheiten der Öffentlichkeit die Vorzüge des Kommunismus zu vermitteln. So fanden an Jahrestagen der Befreiung Österreichs oder zu Stalins Geburtstag große Feiern statt, deren Kernpunkte Marschmusik und Reden waren. Dennoch konnten diese Feste nicht über die Probleme der Bevölkerung mit den Besatzern hinwegtäuschen.
Einige Menschen wurden in dieser Zeit von den Besatzern verhaftet und nie wieder gesehen. Als besonders schrecklich ist den Badenern die Villa Nicoladoni in der Schimmergasse in Erinnerung. In diesem Badener Gefängnis war unter anderem auch die Politikerin Margarethe Ottillinger inhaftiert. Manchmals reichte der bloße Hinweis eines Denunzianten, und der Betroffene wurde ohne fairen Prozess verurteilt und nach Sibirien verschleppt. Die dortigen Straflager (Gulags) mit Kälte und äußerst mangelhafter Versorgung überlebten wenige.
Die Badener Politiker dieser Zeit waren in ihren Handlungen sehr eingeschränkt. Die sowjetische Kommandantur hatte das Sagen. Unter diesen Gegebenheiten litt auch der Tourismus und die darauf basierende Wirtschaft. Das grundlegende Problem war, dass der Kur- und Badebetrieb nicht aufgenommen werden konnte, da die Russen beinahe alle Bäder und den Großteil der Hotels besetzt hatten. Nur sehr zögerlich gab die Rote Armee diese im Laufe der Jahre an die Stadt zurück. Und wenn, dann waren diese in erbärmlichem Zustand und konnten nur sehr langsam für den Betrieb instandgesetzt werden.
Es waren harte Jahre der Besatzung. Wie groß aber war die Freude über den Staatsvertrag am 15. Mai 1955 und den Abzug der Besatzer im September 1955!
Die Badener Häuser, die besetzt gewesen waren, waren desolat, und manche Objekte mussten sogar abgerissen werden, da sich die Russen nicht um Instandhaltungsarbeiten gekümmert hatten. Trotz der Schwierigkeiten, die jetzt neu auf die Badener zukamen, war die Stimmung nun eine ganz andere: jetzt war man wirklich frei. Die Badener konnten nun endgültig aufatmen und ihr Leben und die Wirtschaft wieder aufbauen. Baden konnte sich wieder als Kur- und Kulturstadt etablieren.

Abstract (eng)

The town of Baden was captured by the Red Army after little resistance at the end of World War II. Last but not least the headquarter for the occupied Soviet part of Austria was erected in Baden because of little destruction and its intact urban infrastructure. Therefore a disproportionate amount of soldiers was based in Baden between 1945 and 1955. A couple of neighbourhoods had to be closed off for the public in order to house them. Many inhabitants of Baden had to give up their homes, apartments, or in other cases single rooms to provide the housing.
The consequences of the Soviet occupation for Baden were: lack of homes and houses, lack of food, pillages, rapes by soldiers, and the residents` fear of being displaced.
Food and other supplies were very limited; the population was starving most of the time. The black market was booming and many people were hoarding food. At times the Red Army would donate food to the people of Baden. This happened very seldomly and the food given was almost inedible. Such donations are still remembered as „wormy“ by citizens of Baden.
The municipality of Baden and the Red Army were very engaged in building up the infrastructure swiftly.
Not too much later also families of higher ranking Soviet officers moved to Baden. There were only few occasions where citizens of the town would meet Soviet civilians voluntarily. The mutual fear and mistrust were impedimental.
The Red Army tried to convey the benefits of communism to the general public at every opportunity possible. Huge ceremonies were held on the anniversaries of the liberation of Austria from Nazi Germany and also on the birthday of Stalin. The main parts were military marches and speeches. Nevertheless these festivities could not hide the fact that there were many problems between the citizens and the occupying force.
Some people were arrested by the occupying force during this time period and were never seen again. For the citizens of Baden the Villa Nicoladoni in „Schimmergasse“ was the most terrifying place and many bad memories were connected to it. In this prison the politician Margarethe Ottillinger was imprisoned as well as many others. The sheer hint of an informer could sometimes suffice to get a person to Siberia without fair trial. Only few inmates survived such penal camps (Gulags) with their extreme cold and without sufficient supplies.
Politicians of those days in Baden were very limited in their actions. The Soviet commander’s office was in control. Such circumstances also affected tourism and all economy based thereon. The most fundamental problem was that health resort services were very limited due to the Soviets presence and them having taken over almost all public spas and most of the hotels. The Red Army was very hesitant in giving them back to the municipality of Baden over the next couple of years. If a spa or hotel had been given back it most certainly was in a very bad condition and its restoration took a lot of financial and time investment.
Those years of occupation were tough years. The joy and excitement therefore was huge after signing the treaty (giving Austria its independence back) on May 15th, 1955 and after the last Soviet soldier had left Baden. The homes which had been inhabited by the soldiers were desolate and some of them had to be taken down. Despite the difficulties which the citizens of Baden had to face now the spirit had changed completely: they were free. They could breathe a sigh of relief and start building up a new life and the economy. Over the years Baden could be well re-established as a known health resort and as a capital of culture.

Keywords (eng)
Baden (Austria)Red ArmyKonevrapehunger
Keywords (deu)
Baden bei WienRote ArmeeHungerKurortKonevVergewaltigungenStaatsvertrag
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1259640
rdau:P60550 (deu)
350 S. : Ill., graph. Darst., Kt.
Number of pages
350
Members (1)
Title (deu)
Baden bei Wien zur sowjetischen Besatzungszeit 1945 – 1955 mit besonderer Berücksichtigung der ersten beiden Besatzungsjahre und des Jahres 1955
Parallel title (eng)
Baden during the Soviet occupation 1945 - 1955 with special focus on the first two years and on the year 1955
Author
Heidi Mascher - Pichler
Abstract (deu)

Die Stadt Baden wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (Anfang April 1945) von der Roten Armee nach kurzer Gegenwehr eingenommen. Nicht zuletzt wegen der geringen Kriegsschäden und der vorhandenen Infrastruktur wurde Baden von der sowjetischen Führung als Hauptquartier für den sowjetisch besetzten Teil Österreichs ausgewählt. Dadurch waren in der Zeit von 1945 bis 1955 überproportional viele Soldaten in Baden stationiert. Zur Unterbringung dieser waren ganze Straßenzüge vollständig abgeriegelt. Außerdem mussten viele Badener ihre Häuser, Wohnungen oder zumindest einzelne Zimmer den Besatzern als Wohnort zur Verfügung stellen. Die Folgen der sowjetischen Besatzung waren: Wohnungs- und Nahrungsmittelknappheit, Plünderungen, Vergewaltigungen durch Soldaten und Angst der Badener vor Verschleppungen.
Die Versorgungslage war sehr schlecht, und die Bevölkerung hungerte. Der Schwarzmarkt blühte, und viele Menschen „hamsterten“ Nahrungsmittel. Ab und zu gab es auch Nahrungsmittelspenden der Roten Armee. Diese waren aber äußerst selten und fast ungenießbar. So sind diese Spenden den Badenern als „wurmig“ in Erinnerung.
Von Seiten der Badener Stadtverwaltung und der Roten Armee bemühte man sich darum, möglichst schnell die nötige Infrastruktur aufzubauen.
Bald kamen auch die Familien der höherrangigen russischen Offiziere nach Baden. Berührungspunkte zwischen Badenern und den russischen Zivilisten gab es aber wegen der Angst und des gegenseitigen Misstrauens kaum.
Die Rote Armee versuchte, bei verschiedensten Gelegenheiten der Öffentlichkeit die Vorzüge des Kommunismus zu vermitteln. So fanden an Jahrestagen der Befreiung Österreichs oder zu Stalins Geburtstag große Feiern statt, deren Kernpunkte Marschmusik und Reden waren. Dennoch konnten diese Feste nicht über die Probleme der Bevölkerung mit den Besatzern hinwegtäuschen.
Einige Menschen wurden in dieser Zeit von den Besatzern verhaftet und nie wieder gesehen. Als besonders schrecklich ist den Badenern die Villa Nicoladoni in der Schimmergasse in Erinnerung. In diesem Badener Gefängnis war unter anderem auch die Politikerin Margarethe Ottillinger inhaftiert. Manchmals reichte der bloße Hinweis eines Denunzianten, und der Betroffene wurde ohne fairen Prozess verurteilt und nach Sibirien verschleppt. Die dortigen Straflager (Gulags) mit Kälte und äußerst mangelhafter Versorgung überlebten wenige.
Die Badener Politiker dieser Zeit waren in ihren Handlungen sehr eingeschränkt. Die sowjetische Kommandantur hatte das Sagen. Unter diesen Gegebenheiten litt auch der Tourismus und die darauf basierende Wirtschaft. Das grundlegende Problem war, dass der Kur- und Badebetrieb nicht aufgenommen werden konnte, da die Russen beinahe alle Bäder und den Großteil der Hotels besetzt hatten. Nur sehr zögerlich gab die Rote Armee diese im Laufe der Jahre an die Stadt zurück. Und wenn, dann waren diese in erbärmlichem Zustand und konnten nur sehr langsam für den Betrieb instandgesetzt werden.
Es waren harte Jahre der Besatzung. Wie groß aber war die Freude über den Staatsvertrag am 15. Mai 1955 und den Abzug der Besatzer im September 1955!
Die Badener Häuser, die besetzt gewesen waren, waren desolat, und manche Objekte mussten sogar abgerissen werden, da sich die Russen nicht um Instandhaltungsarbeiten gekümmert hatten. Trotz der Schwierigkeiten, die jetzt neu auf die Badener zukamen, war die Stimmung nun eine ganz andere: jetzt war man wirklich frei. Die Badener konnten nun endgültig aufatmen und ihr Leben und die Wirtschaft wieder aufbauen. Baden konnte sich wieder als Kur- und Kulturstadt etablieren.

Abstract (eng)

The town of Baden was captured by the Red Army after little resistance at the end of World War II. Last but not least the headquarter for the occupied Soviet part of Austria was erected in Baden because of little destruction and its intact urban infrastructure. Therefore a disproportionate amount of soldiers was based in Baden between 1945 and 1955. A couple of neighbourhoods had to be closed off for the public in order to house them. Many inhabitants of Baden had to give up their homes, apartments, or in other cases single rooms to provide the housing.
The consequences of the Soviet occupation for Baden were: lack of homes and houses, lack of food, pillages, rapes by soldiers, and the residents` fear of being displaced.
Food and other supplies were very limited; the population was starving most of the time. The black market was booming and many people were hoarding food. At times the Red Army would donate food to the people of Baden. This happened very seldomly and the food given was almost inedible. Such donations are still remembered as „wormy“ by citizens of Baden.
The municipality of Baden and the Red Army were very engaged in building up the infrastructure swiftly.
Not too much later also families of higher ranking Soviet officers moved to Baden. There were only few occasions where citizens of the town would meet Soviet civilians voluntarily. The mutual fear and mistrust were impedimental.
The Red Army tried to convey the benefits of communism to the general public at every opportunity possible. Huge ceremonies were held on the anniversaries of the liberation of Austria from Nazi Germany and also on the birthday of Stalin. The main parts were military marches and speeches. Nevertheless these festivities could not hide the fact that there were many problems between the citizens and the occupying force.
Some people were arrested by the occupying force during this time period and were never seen again. For the citizens of Baden the Villa Nicoladoni in „Schimmergasse“ was the most terrifying place and many bad memories were connected to it. In this prison the politician Margarethe Ottillinger was imprisoned as well as many others. The sheer hint of an informer could sometimes suffice to get a person to Siberia without fair trial. Only few inmates survived such penal camps (Gulags) with their extreme cold and without sufficient supplies.
Politicians of those days in Baden were very limited in their actions. The Soviet commander’s office was in control. Such circumstances also affected tourism and all economy based thereon. The most fundamental problem was that health resort services were very limited due to the Soviets presence and them having taken over almost all public spas and most of the hotels. The Red Army was very hesitant in giving them back to the municipality of Baden over the next couple of years. If a spa or hotel had been given back it most certainly was in a very bad condition and its restoration took a lot of financial and time investment.
Those years of occupation were tough years. The joy and excitement therefore was huge after signing the treaty (giving Austria its independence back) on May 15th, 1955 and after the last Soviet soldier had left Baden. The homes which had been inhabited by the soldiers were desolate and some of them had to be taken down. Despite the difficulties which the citizens of Baden had to face now the spirit had changed completely: they were free. They could breathe a sigh of relief and start building up a new life and the economy. Over the years Baden could be well re-established as a known health resort and as a capital of culture.

Keywords (eng)
Baden (Austria)Red ArmyKonevrapehunger
Keywords (deu)
Baden bei WienRote ArmeeHungerKurortKonevVergewaltigungenStaatsvertrag
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1259641
Number of pages
350