Abstract (deu)
Die Stadt Baden wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (Anfang April 1945) von der Roten Armee nach kurzer Gegenwehr eingenommen. Nicht zuletzt wegen der geringen Kriegsschäden und der vorhandenen Infrastruktur wurde Baden von der sowjetischen Führung als Hauptquartier für den sowjetisch besetzten Teil Österreichs ausgewählt. Dadurch waren in der Zeit von 1945 bis 1955 überproportional viele Soldaten in Baden stationiert. Zur Unterbringung dieser waren ganze Straßenzüge vollständig abgeriegelt. Außerdem mussten viele Badener ihre Häuser, Wohnungen oder zumindest einzelne Zimmer den Besatzern als Wohnort zur Verfügung stellen. Die Folgen der sowjetischen Besatzung waren: Wohnungs- und Nahrungsmittelknappheit, Plünderungen, Vergewaltigungen durch Soldaten und Angst der Badener vor Verschleppungen.
Die Versorgungslage war sehr schlecht, und die Bevölkerung hungerte. Der Schwarzmarkt blühte, und viele Menschen „hamsterten“ Nahrungsmittel. Ab und zu gab es auch Nahrungsmittelspenden der Roten Armee. Diese waren aber äußerst selten und fast ungenießbar. So sind diese Spenden den Badenern als „wurmig“ in Erinnerung.
Von Seiten der Badener Stadtverwaltung und der Roten Armee bemühte man sich darum, möglichst schnell die nötige Infrastruktur aufzubauen.
Bald kamen auch die Familien der höherrangigen russischen Offiziere nach Baden. Berührungspunkte zwischen Badenern und den russischen Zivilisten gab es aber wegen der Angst und des gegenseitigen Misstrauens kaum.
Die Rote Armee versuchte, bei verschiedensten Gelegenheiten der Öffentlichkeit die Vorzüge des Kommunismus zu vermitteln. So fanden an Jahrestagen der Befreiung Österreichs oder zu Stalins Geburtstag große Feiern statt, deren Kernpunkte Marschmusik und Reden waren. Dennoch konnten diese Feste nicht über die Probleme der Bevölkerung mit den Besatzern hinwegtäuschen.
Einige Menschen wurden in dieser Zeit von den Besatzern verhaftet und nie wieder gesehen. Als besonders schrecklich ist den Badenern die Villa Nicoladoni in der Schimmergasse in Erinnerung. In diesem Badener Gefängnis war unter anderem auch die Politikerin Margarethe Ottillinger inhaftiert. Manchmals reichte der bloße Hinweis eines Denunzianten, und der Betroffene wurde ohne fairen Prozess verurteilt und nach Sibirien verschleppt. Die dortigen Straflager (Gulags) mit Kälte und äußerst mangelhafter Versorgung überlebten wenige.
Die Badener Politiker dieser Zeit waren in ihren Handlungen sehr eingeschränkt. Die sowjetische Kommandantur hatte das Sagen. Unter diesen Gegebenheiten litt auch der Tourismus und die darauf basierende Wirtschaft. Das grundlegende Problem war, dass der Kur- und Badebetrieb nicht aufgenommen werden konnte, da die Russen beinahe alle Bäder und den Großteil der Hotels besetzt hatten. Nur sehr zögerlich gab die Rote Armee diese im Laufe der Jahre an die Stadt zurück. Und wenn, dann waren diese in erbärmlichem Zustand und konnten nur sehr langsam für den Betrieb instandgesetzt werden.
Es waren harte Jahre der Besatzung. Wie groß aber war die Freude über den Staatsvertrag am 15. Mai 1955 und den Abzug der Besatzer im September 1955!
Die Badener Häuser, die besetzt gewesen waren, waren desolat, und manche Objekte mussten sogar abgerissen werden, da sich die Russen nicht um Instandhaltungsarbeiten gekümmert hatten. Trotz der Schwierigkeiten, die jetzt neu auf die Badener zukamen, war die Stimmung nun eine ganz andere: jetzt war man wirklich frei. Die Badener konnten nun endgültig aufatmen und ihr Leben und die Wirtschaft wieder aufbauen. Baden konnte sich wieder als Kur- und Kulturstadt etablieren.