You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1264216
Title (eng)
Sexuality in development
sexual rights: tools to dismantle the master’s house?
Parallel title (deu)
Sexualität in der Entwicklungszusammenarbeit ; sexuelle Rechte: Werkzeuge um das Haus des Herrn zu erschüttern?
Author
Susanne Dietl
Adviser
Aram Ziai
Assessor
Aram Ziai
Abstract (deu)

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage wie Sexualität in die Entwicklungszusammenarbeit aufgenommen werden kann und welche umgestaltende Macht und Möglichkeit Sexualität als eine Sphäre darin haben kann. Genauer gesagt möchte ich eine Brücke bilden zwischen modernen und postmodernen sowie poststrukturellen Konzeptionen von Entwick-lung und dem Ansatz eines „guten“ menschlichen Lebens im Bereich von Sexualität.
Eines der acht Millenniumsentwicklungsziele ist es, bis zum Jahr 2015, HIV/AIDS den Kampf anzusagen, genau so wie die Gleichstellung von Frauen zu fördern. Da über HIV/AIDS oder die Gleichstellung von Frauen nicht gesprochen werden kann, ohne auch Sexualität mit einzubeziehen, setze ich mich der Problematik „Sexualität in der Entwick-lungszusammenarbeit“ in meiner Arbeit auseinander.
Sexualität wurde vielfach nur als zweitrangig bzw. als nicht relevant für Entwicklungsfragen gesehen, da menschliche Bedürfnisse, wie Bildung, Unterkunft und Beschäftigung, als die zentralen Hauptanliegen und Ziele der Entwicklungszusammenarbeit zählen. Sexualität wurde außerdem vielfach als eine private Sache angesehen, von der sich die Entwicklungspolitik und Zusammenarbeit distanzieren soll. Somit wurde Sexualität eine lange Zeit nur im Kontext von Gesundheit gesehen oder aber mit Bevölkerungspolitik in Verbindung gebracht. Jedoch, durch die Verbreitung von HIV/AIDS wurde es möglich, dass Sexualität ein eigener Platz eingeräumt wurde, wiederum aber nur mit einem Verständnis von einer negativen Auffassung von Sexualität, die Gefahren (Geschlechtskrankheiten, ungewollte Schwangerschaften, sexu-ellen Missbrauch, etc.) beinhaltet.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde ein neuer Menschenrechtsbasierender Diskurs in die Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik eingeführt, der Entwicklung eng mit den Menschenrechten verbunden hat. Menschenrechte, die anfänglich oftmals Frauen ausge-schlossen haben, da sie ein sehr männliches Bild des Menschen unterstützt hatten, wurden durch verschiedene Feministen_innen und Frauenrechtler_innen ausgeweitet, welche die spe-ziellen und partikularen Rechte der Frauen eingefordert hatten. Diese Bewegung ermöglichte es auch den Diskurs und die Forderungen nach sexuellen Rechte voranzutreiben, welche die Einbeziehung von Sexualität in die Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit als essentiell verstehen, da Sexualität Geschlechterbeziehungen und die Unterdrückung der Frauen und anderer sexueller Dissident_innen beeinflusst, diese aber auch verbessern könnte.
1993 auf der Wiener Weltkonferenz für Menschenrechte, wurde zum ersten Mal ein direkter Bezug zwischen Menschenrechten und Sexualität bestätigt. Daraus folgten unzählige Konfe-renzen und Deklarationen, in denen versucht wurde, sexuelle Rechte „salonfähig“ zu machen und sich um deren internationale Anerkennung zu bemühen.
Ziel meiner Arbeit soll zum Ersten sein, aufzuzeigen welche Relevanz und warum Sexualität eine essentielle Rolle in der Entwicklungszusammenarbeit spielt und welche Probleme (Kate-gorisierung, Macht, koloniale Annahmen) damit auftreten. Zum Zweiten habe ich versucht den Gegenstand „Sexualität“ in der Entwicklungszusammenarbeit anhand von FeministInnen aus unterschiedlichen Strömungen zu beleuchten. Martha Nussbaum, als eine liberale Femini-stin, sieht die Notwendigkeit darin, ein „framework“ zu schaffen, mit Hilfe dessen es möglich ist, Richtlinien und Strategien für die realpolitische Umsetzung von ihren so definierten le-bensnotwendigen Indikatoren in der EZA zu erstellen. Diese verknüpfe ich anschließend mit den sexuellen Rechten, da ich hier eine wichtige Verbindung und einen Zusammenhang sehe.
Jedoch ausgehend von der Annahme, dass liberale (feministische) Konzepte, wie der ‚capabi-lity approach’ oder sexuelle Rechte zu kurz fassen, da sie von einem essentialistischen und universellen Menschenbild ausgehen, möchte ich mithilfe von feministischen TheoretikerIn-nen, die in der postkolonialen, poststrukturalistischen und queeren Tradition stehen, versu-chen zu eruieren, wie sexuelle Rechte in einer anderen Form verwendet werden könnten, um ein Konzept zu schaffen, das nicht wiederum Menschen aufgrund von bestimmten Charakteri-stiken oder Identitäten ausgrenzt.

Abstract (eng)

The general formulated research-leading intention of this paper follows the question of how
sexuality can be introduced in development cooperation and what transformatory power or
possibility it contains. More precisely, I will try to build bridges between modernist, postcolonial,
and poststructuralist conceptions of development and the ‘good’ human life in the field
of sexuality.
One of the eight United Nations Millennium Development Goals is to combat HIV/AIDS, as
well as, to fight for gender equity. Since one cannot talk about HIV/AIDS or gender equality
without including the sphere of sexuality, I concentrate in my thesis on the problem of sexuality
in development.
Sexuality was perceived for a long time as irrelevant for questions of development because
human needs such as housing, education and employment were the central concerns and goals
of development industry. Furthermore, sexuality was considered as a private issue from which
development cooperation and politics had to distance itself from. This is one reason why sexuality
was originally associated to health and population control. With the spread of
HIV/AIDS, sexuality was assigned a special place in the field of development, however with
a negative understanding of sexuality which contains dangers such as sexual transmitted infection
and diseases, unwanted pregnancies or sexual abuse.
A new human-rights-based approach was introduced into development cooperation and politics
during the last two centuries which understands development as closely connected to human
rights. Human rights were accused by feminists and feminist activists for being sexist
because of their male-dominated picture of what constitutes a human. They claimed for the
expansion of human rights in favor of the special and particular rights of women.
This movement made it also possible to introduce the discourse and to promote the claim for
sexual rights. Sexual rights understand the introduction of sexuality into development cooperation
and politics as essential because sexuality influences but could also improve the status
quo of gender relation, the oppression of women and of other sexual dissidents.
In 1993 at the Vienna World Conference on human rights the direct connections between human
rights and sexuality was confirmed. The results from this were numerous conferences
and declarations in which one tried to make sexual rights acceptable and to promote their international
recognition.
The object of my thesis is firstly to show why sexuality is relevant and why and how it plays
an essential role in development cooperation; and which problems (categorizing, power relations
and colonial assumption) arise from there. Secondly I would like to analyze the subject
matter of sexuality in development cooperation by means of (feminist) theories from different
school of thoughts. Martha Nussbaum on the one hand, representing liberal feminism, sees the
necessity in creating a framework with which it is possible to give instruction, guidelines and
strategies for the pragmatic implication of the (so defined by Nussbaum) ‘vital indicators into
development cooperation’.
However, with the underlying assumption that liberal (feminist) concepts such as the ‘capability
approach’ or sexual rights fall short because of their essentialist and universal character, I
would like to elicit with the help of feminist theorists who are part of the postdevelopment,
postcolonial, postmodern and queer theory tradition, how sexual rights can be used in a different
way in order to create a concept which does not exclude or discriminate people because
of certain characteristics or identities.

Keywords (eng)
sexualitydevelopmentsexual rightscapability approachfeminist theory
Keywords (deu)
SexualitätEntwicklungszusammenarbeitSexuelle Rechtecapability approachfeministische Theorie
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1264216
rdau:P60550 (deu)
167 S.
Number of pages
167
Members (1)
Title (eng)
Sexuality in development
sexual rights: tools to dismantle the master’s house?
Parallel title (deu)
Sexualität in der Entwicklungszusammenarbeit ; sexuelle Rechte: Werkzeuge um das Haus des Herrn zu erschüttern?
Author
Susanne Dietl
Abstract (deu)

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage wie Sexualität in die Entwicklungszusammenarbeit aufgenommen werden kann und welche umgestaltende Macht und Möglichkeit Sexualität als eine Sphäre darin haben kann. Genauer gesagt möchte ich eine Brücke bilden zwischen modernen und postmodernen sowie poststrukturellen Konzeptionen von Entwick-lung und dem Ansatz eines „guten“ menschlichen Lebens im Bereich von Sexualität.
Eines der acht Millenniumsentwicklungsziele ist es, bis zum Jahr 2015, HIV/AIDS den Kampf anzusagen, genau so wie die Gleichstellung von Frauen zu fördern. Da über HIV/AIDS oder die Gleichstellung von Frauen nicht gesprochen werden kann, ohne auch Sexualität mit einzubeziehen, setze ich mich der Problematik „Sexualität in der Entwick-lungszusammenarbeit“ in meiner Arbeit auseinander.
Sexualität wurde vielfach nur als zweitrangig bzw. als nicht relevant für Entwicklungsfragen gesehen, da menschliche Bedürfnisse, wie Bildung, Unterkunft und Beschäftigung, als die zentralen Hauptanliegen und Ziele der Entwicklungszusammenarbeit zählen. Sexualität wurde außerdem vielfach als eine private Sache angesehen, von der sich die Entwicklungspolitik und Zusammenarbeit distanzieren soll. Somit wurde Sexualität eine lange Zeit nur im Kontext von Gesundheit gesehen oder aber mit Bevölkerungspolitik in Verbindung gebracht. Jedoch, durch die Verbreitung von HIV/AIDS wurde es möglich, dass Sexualität ein eigener Platz eingeräumt wurde, wiederum aber nur mit einem Verständnis von einer negativen Auffassung von Sexualität, die Gefahren (Geschlechtskrankheiten, ungewollte Schwangerschaften, sexu-ellen Missbrauch, etc.) beinhaltet.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde ein neuer Menschenrechtsbasierender Diskurs in die Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik eingeführt, der Entwicklung eng mit den Menschenrechten verbunden hat. Menschenrechte, die anfänglich oftmals Frauen ausge-schlossen haben, da sie ein sehr männliches Bild des Menschen unterstützt hatten, wurden durch verschiedene Feministen_innen und Frauenrechtler_innen ausgeweitet, welche die spe-ziellen und partikularen Rechte der Frauen eingefordert hatten. Diese Bewegung ermöglichte es auch den Diskurs und die Forderungen nach sexuellen Rechte voranzutreiben, welche die Einbeziehung von Sexualität in die Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit als essentiell verstehen, da Sexualität Geschlechterbeziehungen und die Unterdrückung der Frauen und anderer sexueller Dissident_innen beeinflusst, diese aber auch verbessern könnte.
1993 auf der Wiener Weltkonferenz für Menschenrechte, wurde zum ersten Mal ein direkter Bezug zwischen Menschenrechten und Sexualität bestätigt. Daraus folgten unzählige Konfe-renzen und Deklarationen, in denen versucht wurde, sexuelle Rechte „salonfähig“ zu machen und sich um deren internationale Anerkennung zu bemühen.
Ziel meiner Arbeit soll zum Ersten sein, aufzuzeigen welche Relevanz und warum Sexualität eine essentielle Rolle in der Entwicklungszusammenarbeit spielt und welche Probleme (Kate-gorisierung, Macht, koloniale Annahmen) damit auftreten. Zum Zweiten habe ich versucht den Gegenstand „Sexualität“ in der Entwicklungszusammenarbeit anhand von FeministInnen aus unterschiedlichen Strömungen zu beleuchten. Martha Nussbaum, als eine liberale Femini-stin, sieht die Notwendigkeit darin, ein „framework“ zu schaffen, mit Hilfe dessen es möglich ist, Richtlinien und Strategien für die realpolitische Umsetzung von ihren so definierten le-bensnotwendigen Indikatoren in der EZA zu erstellen. Diese verknüpfe ich anschließend mit den sexuellen Rechten, da ich hier eine wichtige Verbindung und einen Zusammenhang sehe.
Jedoch ausgehend von der Annahme, dass liberale (feministische) Konzepte, wie der ‚capabi-lity approach’ oder sexuelle Rechte zu kurz fassen, da sie von einem essentialistischen und universellen Menschenbild ausgehen, möchte ich mithilfe von feministischen TheoretikerIn-nen, die in der postkolonialen, poststrukturalistischen und queeren Tradition stehen, versu-chen zu eruieren, wie sexuelle Rechte in einer anderen Form verwendet werden könnten, um ein Konzept zu schaffen, das nicht wiederum Menschen aufgrund von bestimmten Charakteri-stiken oder Identitäten ausgrenzt.

Abstract (eng)

The general formulated research-leading intention of this paper follows the question of how
sexuality can be introduced in development cooperation and what transformatory power or
possibility it contains. More precisely, I will try to build bridges between modernist, postcolonial,
and poststructuralist conceptions of development and the ‘good’ human life in the field
of sexuality.
One of the eight United Nations Millennium Development Goals is to combat HIV/AIDS, as
well as, to fight for gender equity. Since one cannot talk about HIV/AIDS or gender equality
without including the sphere of sexuality, I concentrate in my thesis on the problem of sexuality
in development.
Sexuality was perceived for a long time as irrelevant for questions of development because
human needs such as housing, education and employment were the central concerns and goals
of development industry. Furthermore, sexuality was considered as a private issue from which
development cooperation and politics had to distance itself from. This is one reason why sexuality
was originally associated to health and population control. With the spread of
HIV/AIDS, sexuality was assigned a special place in the field of development, however with
a negative understanding of sexuality which contains dangers such as sexual transmitted infection
and diseases, unwanted pregnancies or sexual abuse.
A new human-rights-based approach was introduced into development cooperation and politics
during the last two centuries which understands development as closely connected to human
rights. Human rights were accused by feminists and feminist activists for being sexist
because of their male-dominated picture of what constitutes a human. They claimed for the
expansion of human rights in favor of the special and particular rights of women.
This movement made it also possible to introduce the discourse and to promote the claim for
sexual rights. Sexual rights understand the introduction of sexuality into development cooperation
and politics as essential because sexuality influences but could also improve the status
quo of gender relation, the oppression of women and of other sexual dissidents.
In 1993 at the Vienna World Conference on human rights the direct connections between human
rights and sexuality was confirmed. The results from this were numerous conferences
and declarations in which one tried to make sexual rights acceptable and to promote their international
recognition.
The object of my thesis is firstly to show why sexuality is relevant and why and how it plays
an essential role in development cooperation; and which problems (categorizing, power relations
and colonial assumption) arise from there. Secondly I would like to analyze the subject
matter of sexuality in development cooperation by means of (feminist) theories from different
school of thoughts. Martha Nussbaum on the one hand, representing liberal feminism, sees the
necessity in creating a framework with which it is possible to give instruction, guidelines and
strategies for the pragmatic implication of the (so defined by Nussbaum) ‘vital indicators into
development cooperation’.
However, with the underlying assumption that liberal (feminist) concepts such as the ‘capability
approach’ or sexual rights fall short because of their essentialist and universal character, I
would like to elicit with the help of feminist theorists who are part of the postdevelopment,
postcolonial, postmodern and queer theory tradition, how sexual rights can be used in a different
way in order to create a concept which does not exclude or discriminate people because
of certain characteristics or identities.

Keywords (eng)
sexualitydevelopmentsexual rightscapability approachfeminist theory
Keywords (deu)
SexualitätEntwicklungszusammenarbeitSexuelle Rechtecapability approachfeministische Theorie
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1264217
Number of pages
167