You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1292498
Title (deu)
Komorisch im transnationalen Kontext
Parallel title (eng)
Comorian in transnational context
Author
Daniela Waldburger
Adviser
Walter Schicho
Assessor
Rose Marie Beck
Assessor
Karsten Legere
Abstract (deu)

Die Untersuchung widmet sich dem plurilingualen Repertoire der komorischen SprecherInnengemeinschaften in Marseille und im transnationalen Raum unter primär funktionaler Perspektive. Dieses sprachliche Repertoire umfasst potentiell sechs verschiedene Sprachen und deren Varietäten: Komorisch (bestehend aus vier inselspezifischen Varietäten bzw. Dialekten: ShiNgazidja/Grande Comore, ShiMwali/Mohéli, ShiNdzuani/Anjouan, ShiMaore/Mayotte), Swahili, Arabisch, Französisch, Malagasy und ShiBushi. Ausgehend von einer Analyse des soziolinguistischen Kontextes auf den Komoren und in Frankreich, der Untersuchung von Spracheinstellung und Sprachverwendung, Status, Prestige und Funktion wird aufgezeigt, wie sich die individuelle und kollektive Mehrsprachigkeit gestaltet.

Zunächst liegt der Fokus auf dem Status und dem damit verbundenen Prestige, das die SprecherInnen den einzelnen Varietäten und Sprachen zuweisen. Damit verbunden ist auch die Funktionalität der Sprachen und Varietäten in ihrem spezifischen Kontext. Die sprachliche Situation auf den Komoren zeichnet sich dadurch aus, dass neben den komorischen Varietäten seit Beginn der Seefahrt auch Arabisch und Swahili eine Rolle spielen und seit der Kolonisation durch Frankreich auch Französisch. Die Migration der KomorianerInnen nach Frankreich brachte für die bereits plurilingualen KomorianerInnen der Erstgeneration deshalb keine traumatische neue Erfahrung mit einer unbekannten Sprache mit sich, sondern die KomorianerInnen fanden und finden sich in einer Umgebung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie von einem Code (Französisch) – über den die komorischen SprecherInnen innerhalb ihres plurilingualen Repertoires verfügen – dominiert ist.

Von besonderem Interesse ist der Umstand, dass im vorliegenden Fall Swahili, als eine der Sprachen im Repertoire der SprecherInnengemeinschaft, als Lingua Franca fungieren könnte, dies von den SprecherInnen aber sehr unterschiedlich beurteilt wird und es zeigt sich, dass Französisch in vielen Fällen die Rolle als Lingua Franca übernommen hat.

Eine linguistisch klare Abgrenzung der komorischen Varietäten gestaltet sich schwierig und auch die SprecherInnen selbst nehmen manchmal eine Differenzierung vor und manchmal nicht. Angenommen wird in diesem Zusammenhang, dass eine Unterscheidung der Varietäten durch SprecherInnen keine formal-linguistische Grundlage hat, sondern sowohl auf den komorischen Inseln, als auch in Frankreich identitätsstiftende Relevanz besitzt. Anhand von Interviewauszügen wird illustriert, wie Status, Prestige und Funktionen der Varietäten und Sprachen von den InterviewparterInnenexplizit und implizit zum Ausdruck gebracht und eingeschätzt werden.

In einem zweiten Teil wird die aktuelle Sprachverwendung der KomorianerInnen in Frankreich und im transnationalen Kontext mithilfe des Konzepts des plurilingualen Modus (Matras 2009) beschrieben und analysiert. Dieser plurilinguale Modus charakterisiert das Verhältnis der Sprachen/Codes in einem Repertoire. Innerhalb dieses Modus wird zwischen den Codes gewechselt; diese Wechsel werden mit Hilfe des Code-Copying Framework von Johanson (2002a, 2002b, 2002c) und des Matrix Language Frame Model von Myers-Scotton (2002, 2006) analysiert, wobei davon ausgegangen wird, dass die Codes keinem dominierten respektive dominanten Code entsprechen. Dabei zeigt sich, dass plurilinguale SprecherInnen einer multilingualen Gemeinschaft in einem spezifischen kommunikativen Kontext diejenigen sprachlichen Ressourcen verwenden, die ihnen für eine erfolgreiche Verständigung als zielführend erscheinen.

In einem letzten Teil werden die Strategien aufgezeigt, mit welchen sich die komorischen SprecherInnen eine der Situation angemessene soziale Identität (oder mehrere Identitäten) schaffen und auch, dass die SprecherInnen die individuelle Plurilingualität nicht mehr nur als problembehaftet einschätzen, sondern vermehrt den Wert ihrer Ressource erkennen und auch nutzen.

Abstract (eng)

The study focuses on the plurilingual repertoire of the Comorian language community in Marseille and in transnational spaces from a functional perspective. This linguistic repertoire potentially includes six different languages and their varieties: Comorian (consisting of four island specific dialects or rather varieties: ShiNgazidja/Grande Comore, ShiMwali/Mohéli, ShiNdzuani/Anjouan, ShiMaore/Mayotte), Swahili, Arabic, French, Malagasy and ShiBushi. Based on the analysis of the sociolinguistic context on the Comoro islands and in France as well as the examination of language attitude and language use, status, prestige and function, it will be illustrated, how individual and collective multilingualism has evolved.

At first, the status and subsequent prestige that speakers ascribe to the different language varieties will be examined. This also entails the functionality of the languages and varieties in their particular contexts. The Comoro islands’ linguistic setting reflects its history; apart from the Comorian varieties, Arabic and Swahili have been prominent since early seafaring and trade interactions. While starting with the French colonisation, the French language has become equally important. Thus, for the already plurilingual Comorian first generation immigrants, migration to France was not a traumatic experience with respect to an unknown language. Instead, Comorians found and find themselves in an environment, which is characterised and dominated by a code (French) that Comorian speakers already have at their disposal owing to their plurilingual repertoire.

Of particular interest is the fact that Swahili – one of the languages within the language community’s repertoire – could serve as a lingua franca, but speakers diverge in their respective assessments of its importance as it becomes quite obvious that in many cases French has assumed the role of lingua franca.

From a linguistic perspective, an unambiguous classification of the Comorian varieties is difficult, and also the Comorian speakers sometimes differentiate between the varieties and at other times they do not. In this context it is argued that the speakers’ distinction of varieties is not based on formal linguistic principals, but rather their identity formation not only in Comoro Islands but also in France. By means of interview extracts, the interviewees’ explicit and implicit perceptions of the status, prestige and functions of the varieties and languages are examined.

The second part of the study investigates the current Comorian’s language use in France from a transnational context with reference to the concept of a plurilingual mode (Matras 2009). The plurilingual mode characterises the relation between languages/codes within a repertoire. In this mode, speakers switch between codes; those switches are analysed by means of Johanson’s (20021, 2002b, 2002c) Code-Copying Framework and Myers-Scotton’s (2002, 2006) Matrix Language Frame Model, based on the assumption that the codes cannot be classified as dominated and dominant code respectively. The analysis displays that within a particular communicative context the multilingual community’s plurilingual speakers use those lingual resources, which they consider useful for a successful communication.

Finally, the doctoral thesis examines the strategies that Comorian speakers use in forming a situational adequate social identity (or multiple identities). In addition, the finding that speakers no longer deem the individual plurilingualism as problematic, but increasingly realise and exploit their resource’s value will be discussed.

Keywords (deu)
Komorische VarietätenPlurilingualer Modus
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1292498
rdau:P60550 (deu)
250 S. : graph. Darst.
Number of pages
252
Members (1)
Title (deu)
Komorisch im transnationalen Kontext
Parallel title (eng)
Comorian in transnational context
Author
Daniela Waldburger
Abstract (deu)

Die Untersuchung widmet sich dem plurilingualen Repertoire der komorischen SprecherInnengemeinschaften in Marseille und im transnationalen Raum unter primär funktionaler Perspektive. Dieses sprachliche Repertoire umfasst potentiell sechs verschiedene Sprachen und deren Varietäten: Komorisch (bestehend aus vier inselspezifischen Varietäten bzw. Dialekten: ShiNgazidja/Grande Comore, ShiMwali/Mohéli, ShiNdzuani/Anjouan, ShiMaore/Mayotte), Swahili, Arabisch, Französisch, Malagasy und ShiBushi. Ausgehend von einer Analyse des soziolinguistischen Kontextes auf den Komoren und in Frankreich, der Untersuchung von Spracheinstellung und Sprachverwendung, Status, Prestige und Funktion wird aufgezeigt, wie sich die individuelle und kollektive Mehrsprachigkeit gestaltet.

Zunächst liegt der Fokus auf dem Status und dem damit verbundenen Prestige, das die SprecherInnen den einzelnen Varietäten und Sprachen zuweisen. Damit verbunden ist auch die Funktionalität der Sprachen und Varietäten in ihrem spezifischen Kontext. Die sprachliche Situation auf den Komoren zeichnet sich dadurch aus, dass neben den komorischen Varietäten seit Beginn der Seefahrt auch Arabisch und Swahili eine Rolle spielen und seit der Kolonisation durch Frankreich auch Französisch. Die Migration der KomorianerInnen nach Frankreich brachte für die bereits plurilingualen KomorianerInnen der Erstgeneration deshalb keine traumatische neue Erfahrung mit einer unbekannten Sprache mit sich, sondern die KomorianerInnen fanden und finden sich in einer Umgebung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie von einem Code (Französisch) – über den die komorischen SprecherInnen innerhalb ihres plurilingualen Repertoires verfügen – dominiert ist.

Von besonderem Interesse ist der Umstand, dass im vorliegenden Fall Swahili, als eine der Sprachen im Repertoire der SprecherInnengemeinschaft, als Lingua Franca fungieren könnte, dies von den SprecherInnen aber sehr unterschiedlich beurteilt wird und es zeigt sich, dass Französisch in vielen Fällen die Rolle als Lingua Franca übernommen hat.

Eine linguistisch klare Abgrenzung der komorischen Varietäten gestaltet sich schwierig und auch die SprecherInnen selbst nehmen manchmal eine Differenzierung vor und manchmal nicht. Angenommen wird in diesem Zusammenhang, dass eine Unterscheidung der Varietäten durch SprecherInnen keine formal-linguistische Grundlage hat, sondern sowohl auf den komorischen Inseln, als auch in Frankreich identitätsstiftende Relevanz besitzt. Anhand von Interviewauszügen wird illustriert, wie Status, Prestige und Funktionen der Varietäten und Sprachen von den InterviewparterInnenexplizit und implizit zum Ausdruck gebracht und eingeschätzt werden.

In einem zweiten Teil wird die aktuelle Sprachverwendung der KomorianerInnen in Frankreich und im transnationalen Kontext mithilfe des Konzepts des plurilingualen Modus (Matras 2009) beschrieben und analysiert. Dieser plurilinguale Modus charakterisiert das Verhältnis der Sprachen/Codes in einem Repertoire. Innerhalb dieses Modus wird zwischen den Codes gewechselt; diese Wechsel werden mit Hilfe des Code-Copying Framework von Johanson (2002a, 2002b, 2002c) und des Matrix Language Frame Model von Myers-Scotton (2002, 2006) analysiert, wobei davon ausgegangen wird, dass die Codes keinem dominierten respektive dominanten Code entsprechen. Dabei zeigt sich, dass plurilinguale SprecherInnen einer multilingualen Gemeinschaft in einem spezifischen kommunikativen Kontext diejenigen sprachlichen Ressourcen verwenden, die ihnen für eine erfolgreiche Verständigung als zielführend erscheinen.

In einem letzten Teil werden die Strategien aufgezeigt, mit welchen sich die komorischen SprecherInnen eine der Situation angemessene soziale Identität (oder mehrere Identitäten) schaffen und auch, dass die SprecherInnen die individuelle Plurilingualität nicht mehr nur als problembehaftet einschätzen, sondern vermehrt den Wert ihrer Ressource erkennen und auch nutzen.

Abstract (eng)

The study focuses on the plurilingual repertoire of the Comorian language community in Marseille and in transnational spaces from a functional perspective. This linguistic repertoire potentially includes six different languages and their varieties: Comorian (consisting of four island specific dialects or rather varieties: ShiNgazidja/Grande Comore, ShiMwali/Mohéli, ShiNdzuani/Anjouan, ShiMaore/Mayotte), Swahili, Arabic, French, Malagasy and ShiBushi. Based on the analysis of the sociolinguistic context on the Comoro islands and in France as well as the examination of language attitude and language use, status, prestige and function, it will be illustrated, how individual and collective multilingualism has evolved.

At first, the status and subsequent prestige that speakers ascribe to the different language varieties will be examined. This also entails the functionality of the languages and varieties in their particular contexts. The Comoro islands’ linguistic setting reflects its history; apart from the Comorian varieties, Arabic and Swahili have been prominent since early seafaring and trade interactions. While starting with the French colonisation, the French language has become equally important. Thus, for the already plurilingual Comorian first generation immigrants, migration to France was not a traumatic experience with respect to an unknown language. Instead, Comorians found and find themselves in an environment, which is characterised and dominated by a code (French) that Comorian speakers already have at their disposal owing to their plurilingual repertoire.

Of particular interest is the fact that Swahili – one of the languages within the language community’s repertoire – could serve as a lingua franca, but speakers diverge in their respective assessments of its importance as it becomes quite obvious that in many cases French has assumed the role of lingua franca.

From a linguistic perspective, an unambiguous classification of the Comorian varieties is difficult, and also the Comorian speakers sometimes differentiate between the varieties and at other times they do not. In this context it is argued that the speakers’ distinction of varieties is not based on formal linguistic principals, but rather their identity formation not only in Comoro Islands but also in France. By means of interview extracts, the interviewees’ explicit and implicit perceptions of the status, prestige and functions of the varieties and languages are examined.

The second part of the study investigates the current Comorian’s language use in France from a transnational context with reference to the concept of a plurilingual mode (Matras 2009). The plurilingual mode characterises the relation between languages/codes within a repertoire. In this mode, speakers switch between codes; those switches are analysed by means of Johanson’s (20021, 2002b, 2002c) Code-Copying Framework and Myers-Scotton’s (2002, 2006) Matrix Language Frame Model, based on the assumption that the codes cannot be classified as dominated and dominant code respectively. The analysis displays that within a particular communicative context the multilingual community’s plurilingual speakers use those lingual resources, which they consider useful for a successful communication.

Finally, the doctoral thesis examines the strategies that Comorian speakers use in forming a situational adequate social identity (or multiple identities). In addition, the finding that speakers no longer deem the individual plurilingualism as problematic, but increasingly realise and exploit their resource’s value will be discussed.

Keywords (deu)
Komorische VarietätenPlurilingualer Modus
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1292499
Number of pages
252