You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1303943
Title (deu)
Zwischen Ästhetik und Geschichte
Parallel title (eng)
Between aesthetics and history
Author
Nora Fischer
Adviser
Wolfgang Prohaska
Assessor
Wolfgang Prohaska
Abstract (deu)

Die gegenständliche Dissertation untersucht die Entwicklung der Sammlungssystematiken und Aufstellungen (Hängungen) der kaiserlichen Gemäldesammlung in Wien in der zweiten Hälfte des 18. bis zum frühen 19. Jahrhundert; in einer Zeitspanne also, als sich die höfische Galerie zum Museum im modernen Sinn wandelte. Aus der Perspektive der Präsentation der kaiserlichen Galerie, die diesen grundlegenden Statuswechsel sichtbar werden ließ, wird den Fragen nachgegangen, welche Voraussetzungen und kunsttheoretischen Grundlagen für die methodischen Neukonzeptionen der Hängungen ausschlaggebend waren und welche Rolle die Ordnungen und Veränderungen in der Systematik bei der Formierung zum Museum spielten.
Dabei zeigt sich: Der Prozess zur Musealisierung verlief nicht linear und seine Etappen können durch die heterogene Quellenlage nicht gleichgewichtet dargestellt werden. Die durch die Galeriekataloge von 1783 und 1796 dokumentierten und rekonstruierbaren Hängungen bilden jedoch gleichsam Konstanten, an denen sich die Entwicklung mit ihren Sprüngen und Kontinuitäten festmachen lässt.
Die Vorstellung, dass den barocken Hängungen ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ein dezidiert kunstwissenschaftlicher Subtext zugrunde lag, ist in der kunsthistorischen Forschung der letzten Jahrzehnte zum Common Sense geworden. Noch weitergehend wird in der Dissertation ausgeführt, dass die Hängungen darauf ausgerichtet waren, durch visuell hergestellte Zusammenhänge zwischen den Gemälden die ihnen zugrunde liegenden kunstwissenschaftlichen Konzepte anschaulich und verständlich zu machen.
Eine Kunstgeschichte neuzeitlicher Malerei im strengen Sinn war allerdings noch nicht umfassend ausgearbeitet. Einzig Johann Joachim Winckelmanns Geschichte der Kunst des Alterthums, ein Werk der klassischen Antike, lieferte einen Beitrag zur Systematisierung der Kunst im Sinne einer Geschichte der Kunst. Beleuchtet werden in der Dissertation daher auch wesentliche Systematisierungs- und Forschungsmethoden aus anderen disziplinären Rahmen, die die Neukonzeptionen der Gemäldehängungen in der kaiserlichen Galerie tangieren konnten. Dies betrifft Methoden und Erkenntnisse, die aus Graphiksammlungen gewonnen wurden ebenso wie jene aus Inventarisierungs- und Katalogisierungskampagnen sowie aus historischen und archäologischen Forschungszusammenhängen.
Welche Kunsttheorien der Zeit tatsächlich realisiert werden konnten, erschließt sich erst, wenn die Hängungen in der anschaulichen Anordnung der Gemälde betrachtet werden können. Daher wurden für die Dissertation die 1783 und 1796 dokumentierten historischen Galerieräume erstmals digital rekonstruiert, um mit dieser Visualisierung der Hängungen die zugrunde liegende Forschung sichtbar, nachvollziehbar und diskutierbar zu machen.
Letztendlich kann die kunstwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Gemälden der kaiserlichen Galerie im Oberen Belvedere, wie sie in der Ordnung der Hängungen zum Ausdruck gebracht wird, nicht nur mit der Formierung zum Museum in Verbindung gebracht, sondern auch in Parallele zu jenen Entwicklungen gesehen werden, die dann im 19. Jahrhundert zur Institutionalisierung der Kunstgeschichte als wissenschaftlicher Disziplin geführt haben.

Abstract (eng)

This dissertation investigates the development of collection systematics and the placements (hangings) of the imperial painting collection in Vienna in the second half of the eighteenth to the early nineteenth century. This was the time span during which the imperial galleries changed into a museum in the modern sense. From the perspective of the presentation of the imperial gallery, which made this shift visible, two questions are asked: Which conditions and basic art theoretical principles were decisive for the new conception of the hanging, and what role the order and the changes in the systematic played a role in shaping the museum.
What becomes apparent is that the process of musealization was not a linear one, and its stages cannot be represented by the heterogeneous source material. Nevertheless, the hangings documented by the gallery catalogues from 1783 and 1796 are constants that allow the development with its fissures and continuities to be explored.
The idea that from the middle of the eighteenth century the baroque hanging was based on a decidedly art historical subtext has become common sense in the art historical research of the last decades. Further to this, the dissertation discusses how the hangings aimed to make its underlying art historical concepts understandable by the visual connections established between the paintings.
The art history of modern painting in the strict sense was, however, not yet fully developed. Only Johann Joachim Winckelmann‘s History of Ancient Art, a work about classic antiquity, made a contribution to the systematization of art in a historical sense. Thus the dissertation also highlights the systematization and research methods of other disciplines that affected the new conception of hanging the paintings in the imperial gallery. This concerns methods and information gained from the graphics collections, from inventory and cataloging campaigns, as well as from historical and archaeological research.
What art theories of the times could in fact be realized in the hangings only becomes clear when the concrete order of the paintings is considered. Thus for the dissertation the documented gallery spaces of 1783 and 1796 were digitally reconstructed for the first time in order to make the underlying research visible, comprehensible, and debatable.
Finally the art historical argument concerning the paintings of the imperial gallery of the Upper Belvedere, as it is expressed in the order of the hanging, cannot only be connected with the formation of the museum but must also be seen parallel to the development that led to the institutionalization of art history as a scientific discipline in the nineteenth century.

Keywords (eng)
18th/19th centuryart historyhistory of museumsKunsthistorisches MuseumChristian MechelJoseph Rosa
Keywords (deu)
18./19. JahrhunderKunstgeschichteMuseumsgeschichteKunsthistorisches MuseumChristian MechelJoseph Rosa
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1303943
rdau:P60550 (deu)
283 S.
Number of pages
283
Members (1)
Title (deu)
Zwischen Ästhetik und Geschichte
Parallel title (eng)
Between aesthetics and history
Author
Nora Fischer
Abstract (deu)

Die gegenständliche Dissertation untersucht die Entwicklung der Sammlungssystematiken und Aufstellungen (Hängungen) der kaiserlichen Gemäldesammlung in Wien in der zweiten Hälfte des 18. bis zum frühen 19. Jahrhundert; in einer Zeitspanne also, als sich die höfische Galerie zum Museum im modernen Sinn wandelte. Aus der Perspektive der Präsentation der kaiserlichen Galerie, die diesen grundlegenden Statuswechsel sichtbar werden ließ, wird den Fragen nachgegangen, welche Voraussetzungen und kunsttheoretischen Grundlagen für die methodischen Neukonzeptionen der Hängungen ausschlaggebend waren und welche Rolle die Ordnungen und Veränderungen in der Systematik bei der Formierung zum Museum spielten.
Dabei zeigt sich: Der Prozess zur Musealisierung verlief nicht linear und seine Etappen können durch die heterogene Quellenlage nicht gleichgewichtet dargestellt werden. Die durch die Galeriekataloge von 1783 und 1796 dokumentierten und rekonstruierbaren Hängungen bilden jedoch gleichsam Konstanten, an denen sich die Entwicklung mit ihren Sprüngen und Kontinuitäten festmachen lässt.
Die Vorstellung, dass den barocken Hängungen ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ein dezidiert kunstwissenschaftlicher Subtext zugrunde lag, ist in der kunsthistorischen Forschung der letzten Jahrzehnte zum Common Sense geworden. Noch weitergehend wird in der Dissertation ausgeführt, dass die Hängungen darauf ausgerichtet waren, durch visuell hergestellte Zusammenhänge zwischen den Gemälden die ihnen zugrunde liegenden kunstwissenschaftlichen Konzepte anschaulich und verständlich zu machen.
Eine Kunstgeschichte neuzeitlicher Malerei im strengen Sinn war allerdings noch nicht umfassend ausgearbeitet. Einzig Johann Joachim Winckelmanns Geschichte der Kunst des Alterthums, ein Werk der klassischen Antike, lieferte einen Beitrag zur Systematisierung der Kunst im Sinne einer Geschichte der Kunst. Beleuchtet werden in der Dissertation daher auch wesentliche Systematisierungs- und Forschungsmethoden aus anderen disziplinären Rahmen, die die Neukonzeptionen der Gemäldehängungen in der kaiserlichen Galerie tangieren konnten. Dies betrifft Methoden und Erkenntnisse, die aus Graphiksammlungen gewonnen wurden ebenso wie jene aus Inventarisierungs- und Katalogisierungskampagnen sowie aus historischen und archäologischen Forschungszusammenhängen.
Welche Kunsttheorien der Zeit tatsächlich realisiert werden konnten, erschließt sich erst, wenn die Hängungen in der anschaulichen Anordnung der Gemälde betrachtet werden können. Daher wurden für die Dissertation die 1783 und 1796 dokumentierten historischen Galerieräume erstmals digital rekonstruiert, um mit dieser Visualisierung der Hängungen die zugrunde liegende Forschung sichtbar, nachvollziehbar und diskutierbar zu machen.
Letztendlich kann die kunstwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Gemälden der kaiserlichen Galerie im Oberen Belvedere, wie sie in der Ordnung der Hängungen zum Ausdruck gebracht wird, nicht nur mit der Formierung zum Museum in Verbindung gebracht, sondern auch in Parallele zu jenen Entwicklungen gesehen werden, die dann im 19. Jahrhundert zur Institutionalisierung der Kunstgeschichte als wissenschaftlicher Disziplin geführt haben.

Abstract (eng)

This dissertation investigates the development of collection systematics and the placements (hangings) of the imperial painting collection in Vienna in the second half of the eighteenth to the early nineteenth century. This was the time span during which the imperial galleries changed into a museum in the modern sense. From the perspective of the presentation of the imperial gallery, which made this shift visible, two questions are asked: Which conditions and basic art theoretical principles were decisive for the new conception of the hanging, and what role the order and the changes in the systematic played a role in shaping the museum.
What becomes apparent is that the process of musealization was not a linear one, and its stages cannot be represented by the heterogeneous source material. Nevertheless, the hangings documented by the gallery catalogues from 1783 and 1796 are constants that allow the development with its fissures and continuities to be explored.
The idea that from the middle of the eighteenth century the baroque hanging was based on a decidedly art historical subtext has become common sense in the art historical research of the last decades. Further to this, the dissertation discusses how the hangings aimed to make its underlying art historical concepts understandable by the visual connections established between the paintings.
The art history of modern painting in the strict sense was, however, not yet fully developed. Only Johann Joachim Winckelmann‘s History of Ancient Art, a work about classic antiquity, made a contribution to the systematization of art in a historical sense. Thus the dissertation also highlights the systematization and research methods of other disciplines that affected the new conception of hanging the paintings in the imperial gallery. This concerns methods and information gained from the graphics collections, from inventory and cataloging campaigns, as well as from historical and archaeological research.
What art theories of the times could in fact be realized in the hangings only becomes clear when the concrete order of the paintings is considered. Thus for the dissertation the documented gallery spaces of 1783 and 1796 were digitally reconstructed for the first time in order to make the underlying research visible, comprehensible, and debatable.
Finally the art historical argument concerning the paintings of the imperial gallery of the Upper Belvedere, as it is expressed in the order of the hanging, cannot only be connected with the formation of the museum but must also be seen parallel to the development that led to the institutionalization of art history as a scientific discipline in the nineteenth century.

Keywords (eng)
18th/19th centuryart historyhistory of museumsKunsthistorisches MuseumChristian MechelJoseph Rosa
Keywords (deu)
18./19. JahrhunderKunstgeschichteMuseumsgeschichteKunsthistorisches MuseumChristian MechelJoseph Rosa
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1303944
Number of pages
283