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Title (deu)
Vom Helden zum Bösewicht
80 Jahre Erinnerungsgeschichte über Johannes Bernhardt und die deutsche Intervention im Spanischen Bürgerkrieg
Author
Clara Aline Blume
Adviser
Kathrin Sartingen
Assessor
Friederike Hassauer
Assessor
Dieter Ingenschay
Abstract (deu)
Die deutsche Intervention im Spanischen Bürgerkrieg stellt aufgrund der daraus resultierenden Jahrzehnte faschistischer Diktatur unter Franco ein stark kontroverses Kapitel spanischer Erinnerungsgeschichte dar, welches bis dato noch nicht aus kulturwissenschaftlicher Perspektive untersucht wurde. Durch den Sieg des nationalistischen Lagers wurde während der Jahre der Diktatur nur der Erinnerungsdiskurs der Sieger propagiert, welcher bis zum Tod Francisco Francos das kollektive Gedächtnis der Spanier einseitig prägte. Dieser Umstand ermöglichte es dem deutschen Geschäftsmann Johannes Bernhardt als Drahtzieher Hitlers militärischer Unterstützung zugunsten Francos in die spanische Geschichtsschreibung einzugehen und einen angesehenen Platz im Siegergedächtnis der Nation zu erlangen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges genoss Bernhardt als hochrangigster SS-Offizier Spaniens bis zum Tod Francos dessen Protektion und Freundschaft. Spanien stellt innerhalb Europas in vielerlei Hinsicht einen erinnerungsgeschichtlichen Sonderfall dar, da Verlierer- und Siegergedächtnis durch den jahrzehntelang herrschenden Faschismus invertiert waren: Die Erinnerungsgeschichte Spaniens unterscheidet sich erheblich von der Erfahrung anderer Europäer, da Jahre repressiver Diktatur nur einseitiges Verarbeiten der Vergangenheit und des Kriegstraumas als Siegergedächtnis der Anhänger Francos zuließen. Darüber hinaus geriet das Land durch den Sieg des nationalistischen Lagers weltweit in politische Isolation, die erst nach dem Tod des Diktators graduell aufbrach. Der gegenwärtige Erinnerungsdiskurs Spaniens steht hingegen im Zeichen der kollektiven Vergangenheitsbewältigung, da das kommunikative Gedächtnis einer aussterbenden Generation von Zeitzeugen im Begriff ist, durch das kulturelle Gedächtnis eines öffentlichen Diskurses ersetzt zu werden. Aufgrund revisionistischer Tendenzen in der spanischen Erinnerungsgeschichte wird nun, Jahrzehnte nach dem Ende des nationalen Konflikts, auch ein überarbeitetes Bernhardt-Bild vermittelt, wodurch die einst als heldenhaft rezipierten Taten der Vergangenheit aus gänzlich neuen Perspektiven beleuchtet werden. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens werden anhand einer Analyse diverser medialer Inszenierungen der historischen Persönlichkeit Johannes Bernhardt mentalitätsgeschichtliche Veränderungen im Erinnerungsdiskurs Spaniens aufgezeigt und dadurch veranschaulicht, wie sich das Bernhardt-Bild im Laufe der letzten 80 Jahre von einer positiv konnotierten Heldendarstellung in das Portrait eines Bösewichts gewandelt hat. Durch eine methodische Kombination aus Literatur- und Geschichtswissenschaften sowie gedächtnistheoretischen Ansätzen werden etablierte (Macht-)Diskurse hinterfragt, um Kontinuitäten und mögliche Brüche im kollektiven Gedächtnis Spaniens aufzudecken, die vonseiten der ereignisgeschichtlichen Historiographie nicht erfasst wurden.
Abstract (eng)
The Führer’s so called “Bayreuther Entscheidung“ on the 25th of July of 1936 led to the German military intervention and support for the nationalist rebels in their “fight against Bolshevism” and therefore direct action against a democratically elected socialist government. Franco’s emissary in Bayreuth Johannes Bernhardt, an ambitious German salesman and NSDAP party-member, held a passionate plea emphasising the urgency of the matter in order to prevent a communist uprising throughout Europe. In an act of impulsive decision-making, a convinced Hitler agreed to the sending of several planes and armaments thereby contributing to the internationalisation of the Spanish Civil War. The years after the war and throughout Franco’s dictatorship were shaped by the aforementioned national memory discourse only, therefore allowing Johannes Bernhardt to be worshipped as a hero. But present tendencies of revisionism in historiography lead to an altered image of this political player and alleged close adviser of the late general Franco himself. My dissertation studies the different portraits painted of Johannes Bernhardt throughout the centuries in diverse medial staging, beginning with the Spanish Civil War and ending in the present, thereby illustrating the gradual changes in Spain’s collective memory. Through a methodical combination of different cultural studies, such as discourse-analysis, theories of intertextuality and intermediality, memory theories as well as revisionist science of history, I will outline the transformation of the memory discourse in Spain’s revised cultural history by an ever changing image of one historical figure that went from hero to villain in the course of 80 years. The field of my research is recently in the main focus of public interest in Spain and should thus be of interest to a broad academic readership.
Keywords (eng)
Johannes BernhardtSpanish Civil WarFrancoHitlerGerman Interventionmemory discourseLegion CondorGuernicaMaría DueñasÁngel ViñasEl tiempo entre costurasNew HistoricismNarratologyRevisionismCultural Studiesrepressed memorydictatorshipinverted memory discourse
Keywords (deu)
Johannes BernhardtSpanischer BürgerkriegFrancoHitlerdeutsche InterventionErinnerungsgeschichteGedächtnistheorieLegion CondorGuernicaBayreuther EntscheidungUnternehmen FeuerzauberMaría DueñasÁngel ViñasEl tiempo entre costurasNew HistoricismNarratologieKulturwissenschaftRevisionismusGeschichtskonstruktivismusSiegerdiskursVerliererdiskursSiegergedächt
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1334710
rdau:P60550 (deu)
XIV, 413 Seiten : Illustrationen
Number of pages
427
Members (1)
Title (deu)
Vom Helden zum Bösewicht
80 Jahre Erinnerungsgeschichte über Johannes Bernhardt und die deutsche Intervention im Spanischen Bürgerkrieg
Author
Clara Aline Blume
Abstract (deu)
Die deutsche Intervention im Spanischen Bürgerkrieg stellt aufgrund der daraus resultierenden Jahrzehnte faschistischer Diktatur unter Franco ein stark kontroverses Kapitel spanischer Erinnerungsgeschichte dar, welches bis dato noch nicht aus kulturwissenschaftlicher Perspektive untersucht wurde. Durch den Sieg des nationalistischen Lagers wurde während der Jahre der Diktatur nur der Erinnerungsdiskurs der Sieger propagiert, welcher bis zum Tod Francisco Francos das kollektive Gedächtnis der Spanier einseitig prägte. Dieser Umstand ermöglichte es dem deutschen Geschäftsmann Johannes Bernhardt als Drahtzieher Hitlers militärischer Unterstützung zugunsten Francos in die spanische Geschichtsschreibung einzugehen und einen angesehenen Platz im Siegergedächtnis der Nation zu erlangen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges genoss Bernhardt als hochrangigster SS-Offizier Spaniens bis zum Tod Francos dessen Protektion und Freundschaft. Spanien stellt innerhalb Europas in vielerlei Hinsicht einen erinnerungsgeschichtlichen Sonderfall dar, da Verlierer- und Siegergedächtnis durch den jahrzehntelang herrschenden Faschismus invertiert waren: Die Erinnerungsgeschichte Spaniens unterscheidet sich erheblich von der Erfahrung anderer Europäer, da Jahre repressiver Diktatur nur einseitiges Verarbeiten der Vergangenheit und des Kriegstraumas als Siegergedächtnis der Anhänger Francos zuließen. Darüber hinaus geriet das Land durch den Sieg des nationalistischen Lagers weltweit in politische Isolation, die erst nach dem Tod des Diktators graduell aufbrach. Der gegenwärtige Erinnerungsdiskurs Spaniens steht hingegen im Zeichen der kollektiven Vergangenheitsbewältigung, da das kommunikative Gedächtnis einer aussterbenden Generation von Zeitzeugen im Begriff ist, durch das kulturelle Gedächtnis eines öffentlichen Diskurses ersetzt zu werden. Aufgrund revisionistischer Tendenzen in der spanischen Erinnerungsgeschichte wird nun, Jahrzehnte nach dem Ende des nationalen Konflikts, auch ein überarbeitetes Bernhardt-Bild vermittelt, wodurch die einst als heldenhaft rezipierten Taten der Vergangenheit aus gänzlich neuen Perspektiven beleuchtet werden. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens werden anhand einer Analyse diverser medialer Inszenierungen der historischen Persönlichkeit Johannes Bernhardt mentalitätsgeschichtliche Veränderungen im Erinnerungsdiskurs Spaniens aufgezeigt und dadurch veranschaulicht, wie sich das Bernhardt-Bild im Laufe der letzten 80 Jahre von einer positiv konnotierten Heldendarstellung in das Portrait eines Bösewichts gewandelt hat. Durch eine methodische Kombination aus Literatur- und Geschichtswissenschaften sowie gedächtnistheoretischen Ansätzen werden etablierte (Macht-)Diskurse hinterfragt, um Kontinuitäten und mögliche Brüche im kollektiven Gedächtnis Spaniens aufzudecken, die vonseiten der ereignisgeschichtlichen Historiographie nicht erfasst wurden.
Abstract (eng)
The Führer’s so called “Bayreuther Entscheidung“ on the 25th of July of 1936 led to the German military intervention and support for the nationalist rebels in their “fight against Bolshevism” and therefore direct action against a democratically elected socialist government. Franco’s emissary in Bayreuth Johannes Bernhardt, an ambitious German salesman and NSDAP party-member, held a passionate plea emphasising the urgency of the matter in order to prevent a communist uprising throughout Europe. In an act of impulsive decision-making, a convinced Hitler agreed to the sending of several planes and armaments thereby contributing to the internationalisation of the Spanish Civil War. The years after the war and throughout Franco’s dictatorship were shaped by the aforementioned national memory discourse only, therefore allowing Johannes Bernhardt to be worshipped as a hero. But present tendencies of revisionism in historiography lead to an altered image of this political player and alleged close adviser of the late general Franco himself. My dissertation studies the different portraits painted of Johannes Bernhardt throughout the centuries in diverse medial staging, beginning with the Spanish Civil War and ending in the present, thereby illustrating the gradual changes in Spain’s collective memory. Through a methodical combination of different cultural studies, such as discourse-analysis, theories of intertextuality and intermediality, memory theories as well as revisionist science of history, I will outline the transformation of the memory discourse in Spain’s revised cultural history by an ever changing image of one historical figure that went from hero to villain in the course of 80 years. The field of my research is recently in the main focus of public interest in Spain and should thus be of interest to a broad academic readership.
Keywords (eng)
Johannes BernhardtSpanish Civil WarFrancoHitlerGerman Interventionmemory discourseLegion CondorGuernicaMaría DueñasÁngel ViñasEl tiempo entre costurasNew HistoricismNarratologyRevisionismCultural Studiesrepressed memorydictatorshipinverted memory discourse
Keywords (deu)
Johannes BernhardtSpanischer BürgerkriegFrancoHitlerdeutsche InterventionErinnerungsgeschichteGedächtnistheorieLegion CondorGuernicaBayreuther EntscheidungUnternehmen FeuerzauberMaría DueñasÁngel ViñasEl tiempo entre costurasNew HistoricismNarratologieKulturwissenschaftRevisionismusGeschichtskonstruktivismusSiegerdiskursVerliererdiskursSiegergedächt
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1334711
Number of pages
427