Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit Selbst- und Fremdbildern in der frührepublikanischen türkischen Literatur. Sowohl Prozesse der Verwestlichung als auch die politische Abgrenzung vom Osmanischen Reich beeinflussten die Auseinandersetzung mit Vorstellungen von Zugehörigkeit in der neugegründeten Republik Türkei. Peyami Safa, Halide Edib and Ahmet Hamdi Tanpınar prägten als Autor*innen den öffentlichen Diskurs sowie den sich formierenden Literaturkanon der 1930er und 40er Jahre. Im Zentrum dieser Arbeit stehen ihre literarischen und nicht-literarischen Werke, die durch eine Kombination von post-imperialen und post-kolonialen Perspektiven betrachtet werden. Während Postimperialität die fortlaufenden Auswirkungen imperialen Zusammenbruchs fasst, umschreibt Okzidentalismus als post-koloniales Konzept ein globales System von Ungleichheiten, das westliche Subjekte als Inbegriff von Fortschritt ins Zentrum stellt. Es wird argumentiert, dass die Suche nach dem Eigenen und Fremden in der frührepublikanischen Türkei nicht nur mit dem Nachhall imperialer Lebenswelten verknüpft ist, sondern auch mit den Parametern einer fortschrittsorientierten westlich-dominierten Moderne und deren dichotomen Vorstellungswelten von Ost und West. Die Analyse kanonisierter post-imperialer Romane – Safas Fatih Harbiye, Edibs Sinekli Bakkal and Tanpınars Huzur – sowie ausgewählter nicht-literarischer Texte rückt Europa und das Osmanische Reich als hauptsächliche Bezugsreferenzen für die Konstruktion von Selbst- und Fremdbildern in den Vordergrund. Auf konzeptueller Ebene entwickelt die Dissertation die ‚Okzidentalistische Linse‘ als heuristisches Werkzeug, um die oftmals binäre Struktur von Zugehörigkeitserzählungen im Kontext westlich-geprägter Moderne zu beleuchten. Der Fokus auf die vier Dimensionen von Räumlichkeit (Im_Mobilität), Zivilisation (Form_Inhalt), Zeitlichkeit (Vergangenheit_Zukunft) und Gender (Frau_Mann) ermöglicht eine systematische Analyse von Identitätsbildern im Kontext der okzidentalistischen und post-imperialen Verfasstheit der Türkei. In methodologischer Hinsicht wird der traditionelle Fokus der komparatistischen Imagologie auf die Konstruktion von Nationalcharakteren mit der Analyse weiterer Zugehörigkeitsnarrative – besonders der Ost-West-Frage – verbunden. Die räumlich, zivilisatorisch, zeitlich und geschlechtlich imaginierten Selbst- und Fremdbilder offenbaren ein vielschichtiges Panorama der frührepublikanischen türkischen Literatur an der Schnittstelle von Postimperialität und westlich-dominierter Moderne.
This dissertation examines images of Self and Other in early republican Turkish literature. Attempting to disassociate itself from the Ottoman Empire and embrace Westernization, the Republic of Turkey required new frameworks of belonging. Peyami Safa, Halide Edib and Ahmet Hamdi Tanpınar are three authors who shaped both public discourse and the literary canon of the republic in the 1930s and 1940s. I approach their literary and non-literary texts against the backdrop of Turkey’s intertwined post-imperial and Occidentalist conditions. Post-imperiality acknowledges the continuous aftereffects of imperial Lebenswelten and the complex transition from empire to nation-state. The post-colonial concept of Occidentalism, in turn, denotes a globalised system of inequalities that locates the modern Western subject as the centre and agent of progress. As post-imperial narratives, the writings of Safa, Edib and Tanpınar capture transformations of order and affiliation and discuss how Turkey’s present can reconcile continuity with Eastern imperial legacies and the experience of Western-dominated modernity, i.e., the Occidentalist condition. The analysis of their canonised novels – Safa’s Fatih Harbiye, Edib’s Sinekli Bakkal and Tanpınar’s Huzur – and selected non-literary texts points to both Europe (the dominant image of Occidentalism) and the Ottoman Empire (the dominant image of Turkey’s post-imperiality) as key references for the Self-Other nexus in the early republic. Conceptually, the dissertation introduces the Occidentalist Lens as a four-dimensional heuristic centring on key binaries – spatiality (im_mobility), civilisation (form_content), temporality (past_future) and gender (fe_male) – that allow for a systematic analysis of how texts engage with modernity. Methodologically, I connect imagology’s traditional focus on national characteristics with the analysis of broader frameworks of belonging, notably notions of East and West. The spatial, civilizational, temporal and gendered images of Self and Other analysed in this dissertation offer a multi-faceted picture of early republican Turkish literature at the crossroads between post-imperiality and Western-dominated modernity.
Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit Selbst- und Fremdbildern in der frührepublikanischen türkischen Literatur. Sowohl Prozesse der Verwestlichung als auch die politische Abgrenzung vom Osmanischen Reich beeinflussten die Auseinandersetzung mit Vorstellungen von Zugehörigkeit in der neugegründeten Republik Türkei. Peyami Safa, Halide Edib and Ahmet Hamdi Tanpınar prägten als Autor*innen den öffentlichen Diskurs sowie den sich formierenden Literaturkanon der 1930er und 40er Jahre. Im Zentrum dieser Arbeit stehen ihre literarischen und nicht-literarischen Werke, die durch eine Kombination von post-imperialen und post-kolonialen Perspektiven betrachtet werden. Während Postimperialität die fortlaufenden Auswirkungen imperialen Zusammenbruchs fasst, umschreibt Okzidentalismus als post-koloniales Konzept ein globales System von Ungleichheiten, das westliche Subjekte als Inbegriff von Fortschritt ins Zentrum stellt. Es wird argumentiert, dass die Suche nach dem Eigenen und Fremden in der frührepublikanischen Türkei nicht nur mit dem Nachhall imperialer Lebenswelten verknüpft ist, sondern auch mit den Parametern einer fortschrittsorientierten westlich-dominierten Moderne und deren dichotomen Vorstellungswelten von Ost und West. Die Analyse kanonisierter post-imperialer Romane – Safas Fatih Harbiye, Edibs Sinekli Bakkal and Tanpınars Huzur – sowie ausgewählter nicht-literarischer Texte rückt Europa und das Osmanische Reich als hauptsächliche Bezugsreferenzen für die Konstruktion von Selbst- und Fremdbildern in den Vordergrund. Auf konzeptueller Ebene entwickelt die Dissertation die ‚Okzidentalistische Linse‘ als heuristisches Werkzeug, um die oftmals binäre Struktur von Zugehörigkeitserzählungen im Kontext westlich-geprägter Moderne zu beleuchten. Der Fokus auf die vier Dimensionen von Räumlichkeit (Im_Mobilität), Zivilisation (Form_Inhalt), Zeitlichkeit (Vergangenheit_Zukunft) und Gender (Frau_Mann) ermöglicht eine systematische Analyse von Identitätsbildern im Kontext der okzidentalistischen und post-imperialen Verfasstheit der Türkei. In methodologischer Hinsicht wird der traditionelle Fokus der komparatistischen Imagologie auf die Konstruktion von Nationalcharakteren mit der Analyse weiterer Zugehörigkeitsnarrative – besonders der Ost-West-Frage – verbunden. Die räumlich, zivilisatorisch, zeitlich und geschlechtlich imaginierten Selbst- und Fremdbilder offenbaren ein vielschichtiges Panorama der frührepublikanischen türkischen Literatur an der Schnittstelle von Postimperialität und westlich-dominierter Moderne.
This dissertation examines images of Self and Other in early republican Turkish literature. Attempting to disassociate itself from the Ottoman Empire and embrace Westernization, the Republic of Turkey required new frameworks of belonging. Peyami Safa, Halide Edib and Ahmet Hamdi Tanpınar are three authors who shaped both public discourse and the literary canon of the republic in the 1930s and 1940s. I approach their literary and non-literary texts against the backdrop of Turkey’s intertwined post-imperial and Occidentalist conditions. Post-imperiality acknowledges the continuous aftereffects of imperial Lebenswelten and the complex transition from empire to nation-state. The post-colonial concept of Occidentalism, in turn, denotes a globalised system of inequalities that locates the modern Western subject as the centre and agent of progress. As post-imperial narratives, the writings of Safa, Edib and Tanpınar capture transformations of order and affiliation and discuss how Turkey’s present can reconcile continuity with Eastern imperial legacies and the experience of Western-dominated modernity, i.e., the Occidentalist condition. The analysis of their canonised novels – Safa’s Fatih Harbiye, Edib’s Sinekli Bakkal and Tanpınar’s Huzur – and selected non-literary texts points to both Europe (the dominant image of Occidentalism) and the Ottoman Empire (the dominant image of Turkey’s post-imperiality) as key references for the Self-Other nexus in the early republic. Conceptually, the dissertation introduces the Occidentalist Lens as a four-dimensional heuristic centring on key binaries – spatiality (im_mobility), civilisation (form_content), temporality (past_future) and gender (fe_male) – that allow for a systematic analysis of how texts engage with modernity. Methodologically, I connect imagology’s traditional focus on national characteristics with the analysis of broader frameworks of belonging, notably notions of East and West. The spatial, civilizational, temporal and gendered images of Self and Other analysed in this dissertation offer a multi-faceted picture of early republican Turkish literature at the crossroads between post-imperiality and Western-dominated modernity.