Description (de)
Beitrag von Albert Dikovich in "SYN 01·2010 irreal". Abstract: Der althergebrachte Anspruch der Biographik, die Rekonstruktion einer biographierten Person zu leisten, ist im biographietheoretischen Diskurs der letzen Jahre vehement in Frage gestellt worden. Die Einsicht in die mediale Vermitteltheit von Verstehensprozessen hat ebenso zur Relativierung der Möglichkeiten biographischer Hermeneutik geführt wie etwa das Bewusstsein des konstruktiven Charakters biographischer Narrative oder die Problematisierung des Verhältnisses von Werk und Leben im Zuge der (Post-) Strukturalistischen Kritik am traditionellen Konzept der Autorschaft. Ergebnis dieser epistemologischen Prüfung der Biographie ist die Erkenntnis der radikalen Alterität ihres Gegenstandes, der damit gleichsam als unmöglicher Erkenntnisgegenstand qualifiziert ist; der Andere als biographiertes Subjekt ist mehr Gegenstand fiktiver Konstruktionen als einer wissenschaftlichen Rekonstruktion, die Möglichkeit einer empathischen Einfühlung mit dem biographierten Subjekt als Telos der traditionellen hermeneutisch geprägten Biographie ist eine Illusion, von der sich die avancierte, poststrukturalistisch beeinflusste Biographik im Stile David Nyes radikal verabschieden möchte.
Auffallend ist dabei, dass in der biographieskeptischen Debatte die phänomenologischen Theorien der Intersubjektivität kaum eine Rolle spielen. Diese Arbeit versucht im Ausgang von Sartes Alteritätsanalysen in L’Être et le néant und seinen verstreuten Entwürfen zu einer Individualhermeneutik die epistemische Kritik der Biographie um eine phänomenologische Perspektive zu bereichern.
Keywords (de)
SYN, TFM, irreal, Dikovich, Biographik, Sartre