Abstract (deu)
Diese Arbeit setzt sich mit einer der wichtigsten Theaterpersönlichkeiten der serbischen
Theatergeschichte, Joakim Vujić, auseinander. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in
Südungarn (Habsburgerreich) geboren, gehörte Vujić jener Generation serbischer
Intellektueller an, welche die Herausbildung des Kulturbewusstseins der Serben entscheidend
beeinflusste. Vujićs „aufklärerische“ Theatertätigkeit ist für die serbische Theatergeschichte
von immenser Bedeutung. Die erste öffentliche weltliche Theateraufführung, die 1813 in
Pest-Ofen statt fand, stand unter Vujićs Regie. Vujić bemühte sich durch zahlreiche Schul
-und Amateuraufführungen Theaterkultur in seiner „Heimat“ zu etablieren.
Von besonderer Bedeutung ist seine Theaterarbeit im 1830 gegründeten Fürstentum Serbien.
Vujić war am Hoftheater des Fürsten Miloš Obrenović als Theaterdirektor, Regisseur,
Dramaturg und Schauspieler tätig. Dieses kurzlebige „Fürstlich-serbische Theater“ (1834-36)
stellt das erste „feste“ Theater in Serbien dar und ist – im Hinblick auf die damaligen
soziokulturellen Verhältnisse – eine sehr spezifische Erscheinung
In einer multikulturellen und multilingualen Umgebung aufgewachsen, setzte sich Vujić mit
verschiedenen Sprachen, Literatur- und Theatergeschichten auseinander. Dem deutschen
Kulturraum kommt hier eine zentrale Bedeutung zu. Vujić übersetzte bzw. „überarbeitete“
fremdsprachige Theaterstücke, wobei er versuchte sie dem serbischen Publikum näher zu
bringen.
Vujić wurde vor allem von den Ideen der Aufklärung beeinflusst, die er hauptsächlich in
deutscher Sprache rezipierte. Für das Theater konnte er sich in verschiedenen Provinztheatern
des Habsburgerreiches (Pressburg/Bratislava, Temesvár, Arad, Novi Sad/Neusatz, Triest)
sowie in Italien (Rom, Venedig, Florenz) begeistern. Vujić verfolgte das Ziel die
Theaterkultur der „aufgeklärten Völker“ bei den Serben zu verbreiten.
In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, seine Theatertätigkeit in Südungarn
(Habsburgerreich) und auf dem Gebiet des Fürstentums Serbien zu untersuchen und einer
wissenschaftlichen Analyse zu unterziehen.