Abstract (deu)
Wir untersuchen das Verhalten von Wasser in engen, unpolaren Poren, deren geringer Durchmesser die Wassermoleküle zwingt, sich hintereinander anzuordnen. Aufgrund dieser fast eindimensionalen räumlichen Einschränkung der Moleküle zeigt sich neuartiges physikalisches Verhalten im Vergleich zu Wasser in makroskopischen Volumina. Um diese Eigenschaften, die unter anderem von der Länge der Pore abhängen, zu untersuchen, entwickeln wir ein eindimensionales Dipol-Gittermodell, für welches wir drei mathematisch äquivalente Darstellungen ableiten. Diese bilden die Grundlage für unsere theoretischen Überlegungen und ermöglichen es uns, Poren von nanoskopischen bis makroskopischen Längen zu simulieren.
Das Dipolmodell, welches wir mit Resultaten von molekularen Simulationen parametrisieren, beschreibt die freie Energetik und die Struktur von Wasser in Nanoporen quantitativ.
Wir untersuchen das Füllverhalten von Kohlenstoffnanoröhren und die Ordnung der sich bildenden Wasserketten, in welchen die Moleküle durch Wasserstoffbrücken miteinander verbunden sind. Es stellt sich heraus, dass eine enge Kohlenstoffröhre in Kontakt mit einem Wasserbad bei Raumtemperatur und unter atmosphärischem Druck vollständig mit einer praktisch ununterbrochenen Wasserkette gefüllt ist, die bis zu einer makroskopischen Länge von ~ 0.1 mm dipolar geordnet ist.
Um die Konsequenzen dieser Ordnungseigenschaften für das dielektrische Verhalten zu untersuchen, erweitern wir das Gittermodell um die Kinetik von Orientierungsdefekten und bestimmen die lineare Antwort von Wasserketten auf ein zeitlich veränderliches elektrisches Feld in Richtung der Röhrenachse.
Die Ketten zeigen für alle Längen Debye-Relaxation, deren Ursache die Diffusion von nahezu unkorrelierten Defekten ist. Aus diesem Verhalten leiten wir einfache Ausdrücke für die statische Suszeptibilität und die Relaxationszeit für die Grenzfälle von kurzen, geordneten und langen, ungeordneten Ketten ab. Diese Ausdrücke ermöglichen es, die Ordnungseigenschaften mit Impedanzspektroskopie experimentell zu bestimmen und die grundlegenden Größen von Wasser in Nanoröhren zu messen.