Abstract (deu)
Polyploidie, die Multiplikation des diploiden Chromosomensatzes, tritt bei Pflanzen häufig auf. Die Entstehung polyploider Pflanzen ist oft mit Änderungen ihrer Genom- als auch ihrer Epigenomorganisation verbunden. Die transkriptionelle Geninaktivierung (transcriptional gene silencing, TGS) führt zu kompletten und erblichen Verlust der Expression vorher aktiver Gene. Durch TGS können Epiallele entstehen, die in ihrer DNA Sequenz übereinstimmen, aber unterschiedlich exprimiert werden. Das inaktive Epiallel kann durch epigenetische Wechselwirkungen die aktive Form in trans beeinflussen, was zu einer epigenetischen Angleichung der beiden Epiallele führt. Dieser Erbgang folgt nicht den Mendelschen Regeln und ähnelt der Paramutation. Da epigenetische Diversität direkten Einfluss auf die phänotypische Vielfalt und den Wachstumserfolg von Pflanzen hat, sind die zugrundeliegenden, regulatorischen Mechanismen von großer Bedeutung für natürliche Evolution und Pflanzenzüchtung.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Prinzipien der polyploidie-assoziierten transkriptionellen Geninaktivierung (polyploidy-associated transcriptional gene silencing, paTGS) eines transgenen Resistenzgens (Hygromycinphosphotransferase, HPT), das in aktiven oder inaktiven Epiallel-Varianten in Arabidopsis thaliana auftritt. Um den paTGS-Mechanismus und die allelische Interaktion zu analysieren, habe ich die genetischen und epigenetischen Merkmale der Epiallele in diploidem und tetraploidem Hintergrund und nach Mutagenese charakterisiert. Die genetische Struktur der Epiallele wurde in Linien mit aktiven, inaktiven und strukturell veränderten HPT Genen untersucht. Ich konnte spezifische epigenetische Modifikationen (DNA-Methylierung und Histonmodifikationen) der Epiallele nachweisen. Da Paramutation in Mais im funktionellen Zusammenhang mit regulatorischen RNAs (small RNAs) steht, analysierte ich die Fähigkeit des Transgens, solche RNAs oder Antisense-Transkripte zu generieren. Zusätzlich wurde der Einfluss vieler epigenetischer Mutanten auf das inaktive Epiallel untersucht.
In dieser Arbeit habe ich gezeigt, dass sich die beiden Epiallelformen in ihrer epigenetischen Zusammensetzung entsprechend ihrer Expressionsmuster, unterscheiden. Small RNAs oder Antisense-Transkripte dürften bei der Regulation der Epiallele keine Rolle spielen. Verschiedene strukturelle Änderungen im inaktiven Epiallel führten zur Reaktivierung der HPT Expression, was auf einen starken Einfluss der DNA Sequenz, vermutlich über die Chromatinorganisation hindeutet.