Abstract (deu)
ABSTRACT (deutsch)
Die vorliegende Forschungsarbeit Ang Gey Pin – Theater nach Grotowski und Richards? stellt eine Untersuchung der künstlerischen Entwicklung und kreativen Arbeit der Schauspielerin Ang Gey dar. Da Ang Gey Pin meist in Verbindung mit dem Workcenter of Jerzy Grotowski und Thomas Richards genannt wird, an dem sie insgesamt neun Jahre verbrachte, sie jedoch seit 2006 als autonome Künstlerin tätig ist, konzentriert sich diese Forschung speziell auf ihre künstlerische Recherche nach dem Workcenter. Das heißt sowohl zeitlich, als auch „nach“ im Sinne von „im Erbe von“ Grotowski und Richards: Untersucht wird in wieweit Ang Gey Pin in der Linie der beiden Theatermacher steht, das heißt, wie sehr sie beeinflusst ist von dieser Tradition; sowie ob ihre Nennung als „grotowskische“ Schauspielerin beziehungsweise ihre Erwähnung vorrangig in diesem theatralen Kontext heute noch gerechtfertigt und ausreichend ist.
Um diesen Fragen nachgehen zu können, unterteilt sich die Arbeit in drei Hauptkapitel. Im ersten Teil wird vor allem auf Grotowski, dessen Arbeit und die Entwicklungsetappen dieser eingegangen. Zudem wird Grotowskis Wirken in einen historischen Kontext gestellt. Dies dient der Kontextualisierung und dem besseren Verständnis von Ang Gey Pins Arbeit und deren Hintergründe. Somit wird herausgestellt in welcher kreativen und zeitlichen Phase Ang Gey Pin mit dem Workcenter kooperierte. Im Weiteren geht die vorliegende Forschungsarbeit genauer auf Ang Gey Pins Schauspielarbeit ein. Dabei werden immer wieder Bezüge hergestellt zu grotowskischen Ideen und fernöstlichen Prinzipien, da diese für ihre Arbeit Grundelemente darstellen. Der letzte Teil der Arbeit ist der Frage gewidmet, woher die Künstlerin kommt, also in welchen theatralen Traditionen sie steht. Sowohl ihre Prägung durch die Arbeit mit dem Workcenter und ihre dortige Entwicklung werden diskutiert, als auch ihre künstlerische Laufbahn unabhängig von der Zeit am Workcenter wird betrachtet – von Beginn ihrer persönlichen kreativen Recherche bis heute. Dabei werden Einflüsse, wie fernöstliche Philosophieansätze insbesondere der taoistische Zugang untersucht, welche auf der Suche der Künstlerin aus Singapur nach ihren „Wurzeln“ und heimatbezogenen Kulturgütern und Weisheiten basieren. Neben jener grundlegenden Thematik und Inspirationsquelle ihrer Arbeit werden ebenso Rahmenbezüge kritisch beleuchtet, wie etwa das interkulturelle Theater. Dies stellt sozusagen ihr Umfeld dar, welches ihre tägliche Arbeit in verschiedenen Ländern, Kulturen und Kontexten bestimmt.
Da Ang Gey Pin gleichzeitig repräsentativ für eine Generation nach der grotowskischen Theaterarbeit steht, schließt die Arbeit mit einem Forschungsausblick, welcher mit weiterführenden Fragen nach den neuesten Entwicklungen, Anregungen sowie Veränderungen sucht und Raum schafft für Evolutionsprozesse und Interpretationsmöglichkeiten. Gerade diese Fragestellungen sind im Hinblick auf die bereits erlangten Neuerungen Grotowskis aus gegenwärtiger Perspektive unumgänglich für eine ernsthafte theatrale Auseinandersetzung und kreative Forschung, sowie für weiterführende wissenschaftliche Untersuchungen in diesem Bereich.