Abstract (deu)
Die Einführung des Euro stellt eine wesentliche Änderung der geldpolitischen Rahmenbedingungen einer Anzahl europäischer Ökonomien dar. Dies bewirkt eine Veränderung des Verhaltens von Wirt-schaftssubjekten. Daraus ergeben sich zwei Fragen: Wie rasch passen sich Wirtschaftssubjekte in diesen Ländern an das neue geldpolitische Regime an und, damit verbunden, führt die gemeinsame Geldpolitik zu einer Homogenisierung der Reaktion der Wirtschaftssubjekte auf die Geldpolitik? Die vorliegende Arbeit versucht Antworten auf beide Fragen zu geben.
Der erste Aufsatz untersucht die Effekte der Geldpolitik in den einzelnen Volkswirtschaften des Euroraums im ersten Jahrzehnt der Gemeinschaftswährung. Die auf den SVAR Ländermodellen beruhenden Impuls-Antwort-Funktionen deuten auf eine weitgehende Homogenität der Übertragung geldpolitischer Impulse zum Bruttoinlandsprodukt hin, obgleich in einigen Ländern noch Anpassungsprozesse festgestellt werden können. Bei der Reaktion der Outputlücke und der Inflation auf exogene Shocks können keine wesentlichen Unterschiede in den einzelnen Ländern festgestellt werden. Länderspezifische Inflationsshocks in großen Euroraum-Volkswirtschaften dürften jedoch problematisch in Hinblick auf das EZB Ziel eines stabilen Preisniveaus sein.
Der zweite Aufsatz beleuchtet die Bedeutung der Finanzstruktur von Volkswirtschaften für die Übertragung geldpolitischer Impulse näher. Anhand des empirischen Modells kann die Stärke der geldpolitischen Transmission durch das Bankensystem in einzelnen EU-15 Staaten berechnet werden. Somit können mögliche Asymmetrien der Übertragung geldpolitischer Impulse zwischen EU-15 Staaten analysiert werden. Im Allgemeinen kann beobachtet werden, dass Banken in Ökonomien mit ähnlicher Finanzstruktur gleich auf die Geldpolitik ihrer Zentralbanken reagieren. Außerdem bestehen An-zeichen einer Konvergenz des geldpolitischen Transmissionsmechanismus, die stärker in Ökonomien mit ähnlicher Finanzstruktur ist.
Trotz einer gemeinsamen Geldpolitik konnte in den ersten zehn Jahren des Euro eine stark unterschiedliche Entwicklung bei den Kreditvolumina in Euroraum-Ökonomien beobachtet werden. Da sich das geldpolitische Regime nicht zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten unterscheidet, geht der dritte Aufsatz der Frage nach, ob diese unterschiedliche Entwicklung auf nachfrageseitige oder angebotsseitige Faktoren in den einzelnen Kreditmärkten zurückzuführen ist. Es wird ein analytischer Rahmen vorgestellt, der es erlaubt, diese im geldpolitischen Transmissionsmechanismus zu trennen. Die Ergebnisse dieses Aufsatzes deuten daraufhin, dass die unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Ökonomien des Euroraums vor allem durch angebotsseitige Kreditmarkteffekte erklärt werden können. Unterschiedliche Reaktionen von Banken in den Euroraum-Ökonomien scheinen für unterschiedliche Entwicklungen der Kreditvolumina verantwortlich zu sein.
Insgesamt betrachtet dürften die kurzfristigen Effekte der gemeinsamen Geldpolitik in Euroraum Mitgliedsstaaten bereits in den ersten zehn Jahren sehr ähnlich sein, Differenzen in den Finanzstruktur von Ökonomien dürften jedoch in der mittleren Frist Unterschiede in der geldpolitischen Transmission bedingen. Der zweite Aufsatz betont, dass Banken in Ökonomien mit ähnlicher Finanzstruktur geldpolitische Impulse ähnlich weitergeben - im Gegensatz zu Banken in Ökonomien mit unterschiedlicher Finanzstruktur. Der dritte Aufsatz zeigt, dass Banken kontraktionäre geldpolitische Impulse kurzfristig nicht gänzlich weitergeben und es somit zu einem unterschiedlichem Kreditwachstum in den kleineren Mitgliedsstaaten des Euroraums kommen kann, was mittelfristig auf asymmetrische Effekte der Geldpolitik im Euroraum hindeutet.